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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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zurückkehrt, um seinen rechtmäßigen Platz wieder einzunehmen?«
    Sein Vater hielt ebenfalls mitten in der Übung inne, rang nach Atem, verlagerte dann sein Gewicht auf das leicht nach hinten gesetzte rechte Bein und streckte die Hände vor, um mit dem Training fortzufahren. Ohne seinen Sohn anzublicken entgegnete er sichtlich um Geduld bemüht: »Ciaran Dubhach, ich habe dir oft genug erklärt, dass wir neutral bleiben müssen.«
    »Das können wir nicht Entweder sind wir für James oder für George. Wenn wir keine Partei ergreifen, sind wir in jedem Fall die Verlierer.«
    Pa schloss einen Moment lang die Augen und flüsterte dann scheinbar in den leeren Raum hinein: »Ja, ich weiß, dass er Recht hat« Auch das gehörte zu seinen merkwürdigen Angewohnheiten. Manche Leute behaupteten, er spräche mit den kleinen Leuten, andere meinten, diese Selbstgespräche seien eine Art Gebet Auch Ciaran neigte zu der Annahme, der Laird führe ebenso vertrauliche wie ungezwungene Gespräche mit Gott Sein Vater nahm sein Training wieder auf. Zwischen keuchenden Atemzügen erklärte er. »Wir dürfen Bonnie Prince Charlie nicht folgen, sondern wir müssen uns ruhig verhalten, bis alles vorüber ist, und hoffen, dass wir mit einigermaßen heiler Haut davonkommen.«
    »Pa...« Ciarans Hoffnung schwand, als er begriff, dass sein Vater sich offensichtlich von der Sache abwenden wollte. »Pa, wir sind doch keine Feiglinge!«
    Nun richtete sich der Laird zu seiner vollen Größe auf, sah seinem Sohn fest in die Augen und sagte ruhig und mit einer Überzeugung, die Ciaran zutiefst beschämte: »Nein, wir sind keine Feiglinge. Die Mathesons waren niemals feige. Ich habe bei zwei Aufständen gegen die Engländer gekämpft, und ich habe mein Bestes getan, um meinen Clan vor der Ausrottung durch englische Opportunisten, bigotte Protestanten und Mördern in roten
    Röcken zu bewahren. Ich habe für eine Sache gekämpft, von de ich von Anfang an wusste, dass sie verloren war.« Seine Stimme zitterte vor Arger, und sein fremdartiger Akzent verstärkte sich noch. »Ich habe den Jakobiten gegenüber meine Pflicht und Schuldigkeit getan, und mehr als das, aber ich bin nicht gewillt, meine Söhne für einen König zu opfern, der seinen Fuß nie wieder auf schottischen Boden setzen wird. Und deshalb werden wir auch nicht...«
    Mitten im Satz brach er ab und sank stöhnend in die Knie.
    »Pa!« Ciaran sprang vor und fing ihn auf, ehe er auf dem Boden zusammensacken konnte. Dabei bemerkte er erschrocken, wie hager und ausgezehrt sein Vater war. Es kostete kaum Kraft, ihn festzuhalten.
    Einen Moment lang rang der Laird keuchend nach Atem. Seine knorrige Hand schloss sich um Ciarans Schulter. »O Gott«, flüsterte er auf Englisch. »Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt. Nur noch ein Jahr. Bitte, Gott, nur noch ein einziges Jahr.«
    Allmählich ebbte der Schmerz ab, und er gelangte mühsam wieder auf die Füße. Während er tief durchatmete, stützte er sich schwer auf Ciarans Arm.
    »Geht es dir besser, Pa?«
    Ciarans Vater schüttelte den Kopf. »Bring mich zur Burg zurück.«
    Drei schwarzweiße Collies sprangen von ihrem Platz am Kamin auf, als Ciaran seinen Vater in die große Halle führte und ihm in einen schweren Lehnstuhl neben dem Feuer half. Das Möbelstück war alt und abgenutzt, aber aus gutem, massivem Holz gearbeitet. Seit Generationen war dies der angestammte Platz des Lairds.
    Nachdem Pa am Feuer Platz genommen hatte, kehrte die Farbe allmählich in sein Gesicht zurück. Ciarans Schwester Sìle eilte herbei, um zu sehen, was geschehen war, und der Laird rang sich seinem Lieblingskind zuliebe ein schwaches Lächeln ab. Er hatte sechs noch lebende Söhne und Töchter - acht, wenn man Mutter
    Sarahs zwei Söhne aus erster Ehe dazuzählte aber Sìle war Ciarans einzige leibliche Schwester und die Einzige, die ihrer beider Mutter ähnelte. Wegen dieser Ähnlichkeit betete ihr Vater sie an. Es war allgemein bekannt, dass Dylan Dubh auch nach dreißig Jahren noch um seine ermordete erste Frau Caitrionagh trauerte. Er trug ihren goldenen Ehering an der Silberkette, an der auch sein Kruzifix hing, und hatte ihn seit ihrem Tod nicht ein einziges Mal abgelegt.
    Sìle kniete neben ihrem Vater nieder und nahm seine Hand zwischen die ihren. »Pa, hattest du wieder einen Anfall?« Ihre Augen forschten in seinem Gesicht nach der Wahrheit, die er vor ihr verbergen wollte.
    Ciaran befahl einer Magd, dem Laird einen Humpen Ale zu holen. Die Frau huschte eilig
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