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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition)
Autoren: Harald Schnare
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gespritzt
werden. Dann fünf Minuten vor der Überführung des Verurteilten in die
Todeskammer - Leuchter nennt das `transmittal of subject to death chamber´  –
soll Natriumpentothal injiziert werden.
    Nach dem Anschnallen und dem Anlegen
der Nadeln - `strap subject onto gurney and insert needle into the subject. The
subject is now on the saline IV´ -
    wird nochmals Natriumpentothal für 10 Sekunden gegeben. Eine
Minute Pause. Dann Pavulon, wieder 10 Sekunden. Wieder eine Minute warten.
Schließlich Kaliumchlorid. Warte zwei Minuten, execution over.
    Alles maschinell, und Kontrolllämpchen begleiten den
Funktionsablauf.
    Eine glatte Hinrichtung! Smooth.
    Schmid blätterte um.
    - Hier. Use. Gebrauch. Kein Toaster hat eine besser
verständliche Bedienungsanleitung.
    Und da. Das Befüllen der Spritzen. Sie befinden sich im
Nebenraum, wo auch die Maschine steht. Es soll geschehen, noch bevor der
Verurteilte und die Zeugen in der Todeskammer sind. Leuchter sagt, dass dies
ein Lethal Injection Technician machen soll.
    Guck dir das an. Keine Zeugen. Auch die Programmierung des
Computers erfolgt nur von einem Mann.
    Auf das Zeichen des Direktors beginnt die Exekution. Die
Schalter werden umgelegt, und die Maschine beginnt ihre Arbeit. Sie ist
aktiviert und liefert die drei Chemikalien jeweils für 10 Sekunden, mit einer
automatischen Pause von einer Minute dazwischen. Der Verurteilte soll demnach
nach weniger als fünf Minuten tot sein.
    Hier steht´s: `The subject should be
dead in something longer than four minutes, total time´.
    Schmid legte das Protokoll auf die Bibel.
    - Und dann? fragte ich.
    - Dann wird autopsiert.
    Schmid nickte.
    - Seit 1946 besteht die Anordnung, dass sofort nach der
Hinrichtung eine Autopsie gemacht werden soll. Damals hatte sich ein auf dem
elektrischen Stuhl Hingerichteter wieder im Sarg aufgerichtet. Halb verbrannt
brachten sie ihn zurück auf den Stuhl und töteten ihn endgültig
    Mann, muss das eklig gewesen sein. Man liest, dass manchmal
das Fleisch schon so gesotten war, dass sie es von den Knochen abzogen, wenn
sie zu fest zupackten. Da ist die Spritze natürlich schon besser, nicht wahr?
    Schmid kaute sich auf der Unterlippe. Mir war schlecht
geworden.
    - Willst du einen Rum?
    - Nee, Erich, mach´ weiter.
    - Ja, und dann sind die Ärzte dran. Die Schwierigkeit bestand
anfangs darin, die Organe zu entnehmen, ohne Verdacht zu erregen. Selbst wenn
die Nähte bei der Beerdigung entdeckt würden, durfte kein Verdacht entstehen.
    Ich denke, sie sind einfach zu feige, zuzugeben, dass sie
Organe explantieren. Was aber machen? Wie eine regelmäßige Autopsie
rechtfertigen? Bei der Todesspritze, wo der Tod doch so perfekt kommen soll?
    Vielleicht haben sie hin und wieder den einen oder anderen absichtlich
nicht sterben lassen. Es gibt ja doch Beispiele. Die Öffentlichkeit musste ja
Anstoß nehmen, nachdem der eine oder andere im Sarg klopfte.
    Also Autopsie und damit wird der Tod amtlich.
    Freie Bahn für das Transplantationsteam, das im Krankenhaus
wartet. Der Hingerichtete hat seine Einwilligung gegeben, der Tod ist
festgestellt. Nicht durch die Ärzte, nein, denn sonst dürften sie nicht
transplantieren.
    Deshalb wird der Delinquent schon in der Todeskammer für tot
erklärt .
    Schmid malte ein Ausrufungszeichen in die Luft.
    - Aber hier sind wir beim Kern der Schweinerei, so wie ich es
mir vorstelle.
    Es ist eigentlich schwer, einen Menschen für tot zu erklären,
wenn einige Organe noch arbeiten können, aber in der Regel wird das geschehen,
wenn das gesamte Gehirn keine Funktionsfähigkeit mehr aufweist. Bei der
Exekution mit der Todesspritze werden die Muskeln gelähmt, das Hirn stirbt
zuerst durch Sauerstoffmangel. Bereits nach wenigen Minuten tritt ein
anaphylaktischer Schock ein. Das Hirn ist tot. Hirntod. Mensch tot.
    Aber, das Herz und den Kreislauf kann man wieder in Gang
setzten. Gerade bei den verwendeten Chemikalien, die ja auch in der Anästhesie
eingesetzt werden.
    Ich habe mich kundig gemacht. Pass auf.
    Schmid holte einen kleinen Ordner aus der Kajüte.
    - Stell´ dir mal den Ablauf vor. Hier –
    Er zeigte auf ein Foto.
    - Der Hinzurichtende wird auf der Pritsche festgeschnallt.
Sein Kopf liegt auf einem Kissen, die Arme sind abgespreizt. An jedem Arm wird
eine Infusion gelegt und mit Salzlösung gespült. Dann geben sie ihm
Natriumpentothal als Sedativ. Es ist ein Barbiturat, welches zum Tiefschlaf
führt.
    - Nach einer Minute Wartezeit fließt Pavulon,
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