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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen
Autoren: Hans Dominik
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Lippen.
    Eisenlohr zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. Auf seinen Wunsch verließen Braun und Holthoff den Raum und gingen in das Zimmer Hartfords hinüber.
    »Merkwürdig, Herr Kollege«, sagte Braun.
    »Ich bewundere die Ruhe des Chefs«, gab Holthoff seiner Ungeduld Ausdruck. »Wir stehen wie auf glühenden Kohlen. Wir wollen den Schwindler aus Amerika fassen, und Eisenlohr setzt sich da gemütlich zu Bruck hin. Das hätte doch schließlich bis nachher Zeit gehabt.«
    Braun ließ Holthoff reden und kramte in den Schreibtischfächern. Ein altes Notizbuch fiel ihm dabei in die Hände, in dem er zu blättern begann. Zunächst schien ihn der Inhalt nicht sonderlich zu interessieren. Es waren kurze Aufzeichnungen über Geschäftsgänge und Reisen. Daneben standen Angaben und Geldsummen, aus denen Professor Braun nicht recht klug werden konnte, da er ja von den dunklen Verkäufen Hartfords in Paris keine Ahnung hatte. Dann aber kamen technische Skizzen und Angaben über Stromstärken und Spannungen, die ihn sehr bald fesselten.
    »Es ist zum Verzagen!« hatte Holthoff eben wieder mit einem Blick auf die Uhr gesagt, als Braun ihm das Notizbuch wies. »Sehen Sie mal her, Kollege: Hier finde ich die ganze Entstehungsgeschichte der Stahlröhren dieses französischen Scharlatans, dieses Bigot. Merkwürdig! Höchst merkwürdig, Herr Kollege! Erst hat er hier ganz unmögliche Werte, völlig unsinnige Angaben notiert – und dann ganz unvermittelt stehen hier dieselben Werte, mit denen Kollege Eisenlohr arbeitet …«
    Holthoff vergaß seine Ungeduld und begann sich zusammen mit Braun in den Inhalt des Büchelchens zu vertiefen. Auch ihm waren die Aufzeichnungen zunächst rätselhaft, aber schneller als der ein wenig weltfremde Professor Braun fand er eine Lösung dafür.
    »Das haben die Herrschaften einfach gestohlen«, entschied er den Fall. »Und zwar haben sie’s sicherlich bei uns gestohlen.
    Es wird wichtig sein, den zu finden, der es ihnen zugesteckt hat.« —
    Dr. Bruck kam mit dem, was er Eisenlohr zu sagen hatte, zu Ende.
    Nur selten unterbrach ihn Eisenlohr dabei durch einen ermutigenden Zuspruch. Eine vollständige Beichte war es; ein reuiges Bekenntnis der Verfehlungen, die Bruck begangen hatte.
    »Können Sie mir verzeihen, Herr Eisenlohr?« endigte er.
    Eisenlohr faßte seine Rechte.
    »Sie waren krank, mein lieber Bruck. Sie waren schon lange seelisch krank, bevor dieser Unfall Sie traf. Ich wußte es. Mit immer größerer Sorge habe ich Sie von Tag zu Tag beobachtet. Ich sah, daß … so oder so … eine Lesung kommen mußte, und habe sie – ich sage es Ihnen ganz offen – mit Furcht erwartet.«
    »Können Sie mir verzeihen?« wiederholte Bruck seine Frage.
    Eisenlohr drückte die Hand des andern kräftig.
    »Es ist vergeben und vergessen, Sie haben die Krise überwunden, Sie haben von selbst wieder zu sich zurückgefunden.«
    Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ Bruck sich in das Kissen zurücksinken und schloß die Augen.
    »Jetzt müssen Sie erst ganz gesunden, und dann wollen wir wieder so zusammenarbeiten wie früher«, sagte Eisenlohr und strich ihm mit beiden Händen über die Stirn. Beruhigend, einschläfernd wirkte die Berührung auf Bruck. Tief und kräftig wurden seine Atemzüge. Leise stand Eisenlohr auf und ging hinaus.
    Vergeblich sah er sich auf dem Flur nach Braun und Holthoff um. Ein Blick auf die Uhr belehrte ihn, daß er eine gute Viertelstunde mit Bruck allein zusammengewesen war. So lange sind sie hier natürlich nicht stehengeblieben, sagte er sich, sie werden drüben sein. Er ging in das Zimmer Hartfords und fand Professor Braun und Holthoff in einer lebhaften Debatte darüber, wie Bigot oder Hartford sich die Werte für die Strahlröhren verschafft haben könnten.
    »Lassen Sie es, meine Herren!« unterbrach er ihren Disput.
    »Es hat jetzt keine Wichtigkeit mehr. Jeden Augenblick können die anderen da sein. Wir wollen sehen, daß wir jetzt unseren unerwünschten Gast zu fassen bekommen.«
    Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als der laute, schrille Ton einer Glocke aufgellte.
    »Da sind sie schon!« fuhr er fort. »Wir wollen in den Hof hinuntergehen und die Herren mit der nötigen Vorsicht hereinlassen.« —
    Gerade so weit ging das schwere Schiebetor auseinander, daß der Kraftwagen zwischen ihnen hindurchfahren konnte. Unmittelbar hinter ihm schoben sich die Flügel wieder zusammen.
    Auf der Mitte des Hofes hielt der Wagen an.
    Vergnügt begrüßte
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