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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen
Autoren: Hans Dominik
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vergesse. Ich hole inzwischen den kleinen Zweisitzer vors Tor«, hatte Michelmann vor zehn Minuten zu Eisenlohr gesagt und war zur Garage gegangen. Jetzt kehrte er in Eisenlohrs Zimmer zurück; der übergab ihm einen langen Zettel, auf dem die Einkäufe notiert standen, die Michelmann in Ihlefeld besorgen sollte. Das alte Faktotum las den Zettel durch und steckte ihn zu sich. Eisenlohr schlug ihm auf die Schulter.
    »So, Michelmann, brausen Sie schleunigst ab und vergessen Sie das Wiederkommen nicht!«
    »Wird alles schönstens besorgt werden, Herr Doktor«, sagte Michelmann und schlurfte zur Tür. Gerade, als er sie öffnete, klingelte das Telefon auf Eisenlohrs Schreibtisch. Etwas langsamer, als an sich wohl nötig war, zog der Alte die Tür hinter sich zu und hatte so Gelegenheit, noch einiges von dem zu vernehmen, was Eisenlohr in den Apparat sprach.
    »Wie …? Ein Schwindler … ? Ein falscher Professor …? Ein anderer Hartford …?« hörte er Eisenlohr noch sagen; dann hielt er es doch für angebracht, die Tür endgültig zu schließen.
    Kopfschüttelnd ging er die Treppe hinunter, stieg in den Wagen und fuhr den Burgweg hinab, in Gedanken immer noch mit dem beschäftigt, was er eben aufgeschnappt hatte.
    Etwa hundertfünfzig Meter mochte er zurückgelegt haben, als er ein dumpfes Dröhnen hinter sich hörte, ein Geräusch, das ihm nicht unbekannt war. Schon öfter als einmal hatte er es vernommen, wenn Eisenlohr sich veranlaßt sah, die schweren Schiebetüren des Burgtores in Bewegung zu setzen.
    Mit steigender Erregung hörte Eisenlohr am Telefon den Bericht Reinhards an, konnte, wollte das Gehörte nicht glauben, fragte wiederholt dazwischen, bis Reinhard ungeduldig wurde.
    »Es ist schon so, Herr Doktor!« rief der auf dem Flugplatz in Ihlefeld in seinen Apparat. »In einer halben Stunde kann ich bei Ihnen sein – Hauptsache ist, daß der Kerl nicht vorher ausrückt!«
    »Einen Moment, Herr Hauptmann, in drei Sekunden bin ich wieder da!« rief Eisenlohr zurück, legte den Hörer auf den Tisch, sprang zur Wand und bewegte einen Schalter. Im nächsten Augenblick hatte er den Hörer schon wieder am Ohr.
    »Die Klappe ist zu, Herr Reinhard! Wer jetzt in der Burg ist, kann nicht mehr raus!«
    Befriedigt hing Reinhard in Ihlefeld den Hörer an den Haken, um zu seinem Wagen zu gehen; erregt warf ihn Eisenlohr bei sich auf die Gabel und stürmte die Treppen hinunter in den Keller, wo er Holthoff und Braun bei den Öfen wußte. Noch außer Atem von dem schnellen Lauf, stand er vor den beiden.
    »Was haben Sie, Herr Kollege?« fragte Braun und schob seine Brille bedächtig von der Stirn auf die Nase. »Sie scheinen etwas erregt zu sein.«
    »Mit Grund, Herr Professor. Wissen Sie das Neueste?«
    Stoßweise kamen die Worte aus Eisenlohrs Mund. »Der Mensch, der hier seit achtundvierzig Stunden bei mir zu Gast ist – der Amerikaner …«
    »Sie sprechen vom Kollegen Hartford, Herr Doktor?« fragte Braun befremdet.
    »Ein schöner Kollege, Herr Braun … ein Schwindler!«
    »Herr Professor James Hartford ein Schwindler? Das ist doch unmöglich!«
    »Aber begreifen Sie doch endlich, Herr Professor Braun. Professor James Hartford ist noch in Paris. Ein anderer, ein Schwindler – ein weggejagter Laborant hat hier bei uns seine Rolle gespielt – hat uns alle hinters Licht geführt …!«
    Mit geöffnetem Mund stand Braun da, schnappte nach Luft, starrte Eisenlohr verdutzt an.
    »Es ist schon so, Herr Professor«, sagte Eisenlohr, trotz seines Ärgers hell auflachend. »Wir sind dem Gauner alle aufgesessen!«
    Braun schüttelte den Kopf, als ob er gegen die Behauptung Eisenlohrs protestieren wollte.
    »Er kam mir doch gleich verdächtig vor, er trug keine Brille«, murmelte er vor sich hin, während er seine eigenen Gläser zu putzen begann. »Er war auch zu umgänglich … zu konziliant …«
    Braun schwieg, als Holthoff sich einmischte:
    »Ich werde die Polizei anrufen, Herr Eisenlohr. Raus kann der Mensch ja nicht mehr, dafür sorgt unser eiserner Vorhang.«
    »Nicht mehr nötig, Herr Holthoff!« wehrte Eisenlohr ab. »Ich erwarte anderen Sukkurs, aber wir können vorarbeiten. Wir wollen den Burschen in seinem Zimmer einschließen. Kommen Sie, meine Herren, wir wollen zu dritt hinaufgehen! Worauf warten Sie noch? Kommen Sie doch!« forderte er Holthoff ungeduldig auf, als er zögerte und sich suchend umsah.
    »Es dürfte nicht unzweckmäßig sein, etwas Handfestes mitzunehmen«, erwiderte Holthoff, während er nach
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