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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)
Autoren: Bastian Bielendorfer
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ausgestreckten Holzkreuz in der Hand versucht, den Dämon aus ihrem Esszimmer zu vertreiben.
    Mein inständiges Starren schien Erfolg zu haben, denn Ashleys und meine Blicke trafen sich, und einen Augenblick wirkte es, als setzte die Drehung der Erde aus, als würde der Lauf des Trabanten in der unendlichen Tiefe des Raumes für einen Augenblick gestoppt, ein kosmischer Zwischenfall, hervorgerufen durch diese einzigartige Verschmelzung zwischen mir und ihr.
    Als Ashley dann auch noch schüchtern lächelte, war es endgültig um mich geschehen. Langsam hob ich meine Hand zum Gruß, meine Finger schnitten durch die dicke Sommerluft wie Messer, gleich würde es zum Erstkontakt kommen. Wie warmes Leder legte sich die freudige Erwartung über mein pickliges Gesicht, ich konnte spüren, wie meine Beine den Halt verloren und weich wurden wie Toastbrot im Ententeich.
    Dann gab das warme Leder beim Aufprall einen dumpfen Laut von sich, als hätte man mit einem Pfannenwender auf ein Schnitzel geschlagen.
    Kurz bevor ich auf dem dreckigen Schulhofboden aufschlug wie ein Meteor aus Mett, konnte ich noch sehen, wie sich Taylor mit seinen neuen Freunden abklatschte und sie ihm dazu gratulierten, dass er einen Fußball so zielgerichtet über den halben Schulhof genau in mein Gesicht schießen konnte. Das war also das warme Leder der freudigen Erwartung gewesen. Mitten in die Fresse.
    Nun war ich mir sicher: Wir würden ganz bestimmt keine Freunde werden.

Ein monochromes Mädchen
    »Are you okay?«, flüsterte eine Stimme durch die Dunkelheit meiner Bewusstlosigkeit. Bevor meine Augen sich wieder bereiterklärten, Informationen an mein Gehirn zu senden, war das Schmerzzentrum schon dabei, Alarm zu schlagen. Mein Gesicht fühlte sich pelzig an, wie die Brüste von Pamela Anderson, unecht, nicht zu meinem Körper gehörig. Plötzlich nahm ich ein weißes Licht wahr, aus dessen Mitte mich zwei Augen neugierig betrachteten. Wenn das eine Nahtoderfahrung war, hatten sich die Katholiken und Bibelforscher geirrt. Gott hatte Brüste. Gott war ein Mädchen. Ein ausnehmend hübsches, weiß geschminktes Mädchen.
    »Are you okay?«, fragte das Mädchen erneut. Das konnte definitiv nicht Gott sein, mein Befinden hatte den ja zuvor auch nie interessiert.
    »Sure«, antwortete ich und ignorierte, dass in meinem Kopf ein besoffener Elefant zu Metallica Polka tanzte. Ich sprang auf, jetzt bloß keine Schwäche zeigen, Haltung bewahren, es war noch nicht alles verloren, auch wenn meine Hose voller Dreck war, an meinem Kopf nasses Laub klebte und ich sabberte wie eine Zuchtdogge. Okay, vielleicht war doch alles verloren.
    »My name is Ashley, what’s yours?«, sagte Ashley und schob ihre Hand aus dem schwarzen Umhang heraus, den sie entweder gegen die herbstliche Kälte oder zum Schutz gegen fremde Mächte trug, und hielt sie mir hin. Alles an ihr wirkte zerbrechlich, das schmale Handgelenk ging in einen dünnen Arm über, das Gesicht war weiß wie Elfenbein und so fein und seiden, dass schon eine kleine Windböe eine ernsthafte Gefahr darzustellen schien.
    »Basti, I’m Basti«, sagte ich und griff nach ihrer Hand, die sich ganz kalt anfühlte, vielleicht war mein Blut aber auch am Siedepunkt, zum einen vor Scham, zum anderen vor Aufregung.
    »There’s a party tomorrow, will you be there, too?«, fragte Ashley, während ich immer noch ihre Hand schüttelte, als wollte ich Wasser an die Erdoberfläche pumpen. Martin Siekmann machte eine Fete in seinem Partykeller. »Sure«, wiederholte ich. Natürlich war ich nicht zu der Party eingeladen, aber mit einer ausreichend großen Menge Alkohol im Gepäck konnte ich mir den Eintritt vielleicht erkaufen.
    »Okay, see you there«, sagte Ashley und lächelte mir erneut zu. Wenn das Gesetz der Regelmäßigkeit zutraf, hätte mich innerhalb der nächsten fünf Sekunden der nächste Ball am Kopf treffen müssen. Doch nichts passierte. Ich nahm das mal als gutes Omen: Ab morgen würde ich nicht mehr Single sein, die Klassenfahrt der Engländer würde mir meine erste Freundin bescheren.

Der Pädagogiklehrer
Die Schule ist ein Ort steiler Hierarchien. Der Abstand zwischen Lehrer und Schüler wird bewusst groß gehalten, die Respektsperson Pädagoge hat diese Distanz im Sinne eines Lehrerfolgs zu wahren. Der Lehrer soll Begleiter, Beobachter und Korrektor sein. Das Wichtigste am Lehrberuf ist, sich dieser Distanz jederzeit bewusst zu sein, um das Gefüge zwischen Lehrer und Schüler zu wahren und ein
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