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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)
Autoren: Bastian Bielendorfer
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einer Gitarre.
    Innerhalb weniger Minuten wurden wir dem gesamten Partyvolk vorgestellt, der Gastgeber war ein dunkelhäutiger Junge namens Casper, der schon so betrunken war, dass er uns zur Begrüßung an sich drückte, weil er uns wohl mit jemandem verwechselte. Hier war alles laut, hip und modern, kein Vergleich zu den muffigen Partys meiner Heimat in renovierungsbedürftigen Vereinsheimen, von wo aus man sich um 23 Uhr mit Motorrollern zur einzigen Tankstelle aufmachte, um Kleiner Feigling zu kaufen.
    Mai und Dan präsentierten uns ein wenig wie Trophäen, innerhalb weniger Augenblicke waren wir für alle »se Gärmäns from Schalke«. Auch wenn wir willkommen geheißen wurden, waren Mona, Patrick und ich zu einer Art Blinddarm geworden, Anhängsel, die nur noch zu stören schienen. Ein bisschen überflüssig standen wir an der improvisierten Bar herum und nippten an unseren Bieren. Hanna war eindeutig unsere Eintrittskarte auf diese Party gewesen, und deshalb beschäftigten sich unsere Gastgeber auch nur noch mit ihr.
    »Oh, you like music, too? Fantastic!«, dialogisierte man auf banalstem Niveau hin und her. Patrick warf mir einen vielsagenden Blick zu, der mich mehr traf als ein Faustschlag.
    »Feigling, wenn du jetzt nicht bald voranmachst, kannst du vielleicht noch Patenonkel von Mais und Hannas Erstgeborenem werden!«, zischte er mir leise zu, damit Mona, deren Finger gelangweilt auf einer Bierflasche Akkordeon spielten, nichts mitbekam.
    »Was soll ich denn jetzt machen?«, flüsterte ich hilflos, als hätte Patrick die Geheimnummer von Amor zur Hand. Währenddessen legte Mai mehrmals seinen Arm um Hannas Schulter und lächelte dabei wieder sein Zahnpastalächeln. Wenn er nicht mindestens Orthopäde war, konnte das ganze Getatsche nur einen Zweck verfolgen.
    »Du musst endlich rangehen, wenn du noch länger wartest, geht das in die Hose!«, deutete Patrick die Situation ganz richtig, als Mais Hand weiter Hannas Steiß untersuchte.
    Ich war müde, die Musik war laut, das Bier schmeckte schal, und meine Beine fühlten sich von dem Haschisch ganz labberig an. Allein von den äußeren Umständen her hätte es in den letzten fünf Jahren sicherlich bessere Situationen gegeben, Hanna Sommer meine Liebe zu gestehen. Doch die Schule war bald Vergangenheit, wir alle würden unsere Wurzeln kappen und uns über die Landkarte verteilen, und wenn ich nicht bald zuschlug, würde ich mit der nasalen Nina zum Abiball gehen müssen. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging auf Hanna zu.
    »Kannst du mal mitkommen?«, fragte ich und klang wohl etwas schärfer als beabsichtigt, denn selbst der dauerfröhliche Mai kniff seinen Mund zu einer geraden Linie zusammen. Hanna nickte und sah leicht genervt aus. Ich hätte mir auch einen Eimer Curryketchup in die Hose kippen können, das wäre wahrscheinlich genauso gut angekommen wie mein höflicher Imperativ.
    Wir gingen auf das Vorderdeck, und die laute Musik wurde plötzlich durch eine nächtliche Stille ersetzt, am Kopf des Schiffes saß noch immer das Mädchen und versuchte Gitarre zu spielen, sonst hörte man nur ein entferntes Rauschen des Verkehrs.
    »Netter Typ, der Mai«, sagte Hanna mehr zu sich selbst als zu mir. Ich nickte nur und senkte den Kopf.
    Jetzt hieß es einfach alles auf eine Karte setzen. Fünf Jahre des konsequenten Anhimmelns, fünf Jahre der heimlichen Verehrung sollten nun enden, alles oder nichts. Jetzt würde ich ihr endlich gestehen, was ich so lange fühlte, würde endlich in Worte fassen, wie es war, so lange Zeit verliebt zu sein.
    »Ist dir auch so kotzübel von den Muffins?«, hörte ich mich sagen. Hanna schaute mich ausdruckslos an. Verdammter Feigling, dachte ich und biss mir auf die Zunge, dass es fast wehtat.
    »Ja, geht so, hör mal, ich würd gern wieder reingehen, hier ist es doch irgendwie recht langweilig, oder?«, sagte sie und zupfte ihr Oberteil über die Schulter, aber ein wenig Neugier auf das, was ich zu sagen hatte, war ihr noch geblieben, das konnte ich an ihren Augen ablesen.
    Ich versuchte es noch mal: »Ganz schön kalt ist bestimmt der Ostwind …« Der Ostwind? DER OSTWIND? War ich denn total bescheuert geworden?
    Anscheinend hatte mir »Ganja Ghost« die letzten drei Gehirnzellen aus der Fontanelle gebimst, anders war meine Gesprächseröffnung ja wohl nicht zu erklären.
    »Ja, ja«, sagte Hanna und nippte an ihrem Bier. Was sollte man auf so einen ausgemachten Schwachsinn auch antworten? Vielleicht »Do you like
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