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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet
Autoren: Marletta-Hart Susan
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dann, es zieht einen herunter oder es zerbricht einen. In diesem Fall wird man stärker von der Hilfe anderer abhängig.
    Krisen haben mentale, emotionale oder spirituelle Grundursachen. Die Psychologie unterscheidet drei Formen. Die profane, die existenzielle und die religiös-spirituelle Krise. Bei der profanen Krise geht es um ernste Probleme in der Beziehung zu anderen Menschen. Es geht um Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl. Es geht darum, wie ich mich in einer Gruppe verhalte, wie ich meine Ängste bewältige, wie ich starke Konflikte im Beruf löse und so weiter. Bei derexistenziellen Krise hingegen dreht es sich um allgemeine Lebensfragen. Zum Beispiel: Was ist meine Berufung? Was ist der Sinn meines Lebens? Solche Themen beschäftigen einen dann sehr stark. Schließlich kann eine Krise auch ein religiöses oder spirituelles Thema haben. Dann geht es um Glaubensfragen, oder auch um Bewusstseinsentwicklungen, die das Alltagsbewusstsein übersteigen, die etwas Mystisches oder Außerirdisches beinhalten. Natürlich ist das Nachdenken über diese Themen nicht gleich ein Beweis für eine Krise. In Krisen geht es immer um übermäßige Betroffenheit, um Fixiertheit, um Zweifel und um deutlich sichtbare Störungen im Lebensablauf.
    Bedenke stets: Deine Selbstwahrnehmung hat ihre Grenzen. Nicht immer ist dir unmittelbar klar, dass dich bestimmte Gefühle und Gedanken ununterbrochen beschäftigen. Solche Gedanken und Gefühle entwickeln sich nach und nach oder waren vielleicht immer schon da. Da Hochsensibilität als Charaktereigenschaft bis vor kurzem unerkannt blieb, gibt es viele Hochsensible, die sich Lebensund Verhaltensmuster angewöhnt haben, die ihnen nicht gut tun – Zeit und Energie verschwenden und unbefriedigend sind. Auch Zweifel, Ängste und Depressionen kann man dazu zählen. Erst wenn diese Menschen Techniken lernen, die dazu führen, dass sie sich besser erden und sich besser auf ihre eigenen Bedürfnisse einstellen, kommen ihre enormen Fähigkeiten zur Geltung – mit denen sie dann auch Probleme zu lösen vermögen.
    Ich möchte auch auf Hochsensibilität in Bezug auf Psychiatrie zu sprechen kommen. Wie viele Hochsensible aufgrund gravierender Probleme in der Psychiatrie landen, ist nicht bekannt. Auch die Anzahl der Hochsensiblen, denen Medikamente verschrieben werden, lässt sich höchstens erahnen. Dass es da Zusammenhänge gibt, zeigt sich jedoch immer deutlicher. Störungen wie manische Depressivität, Borderline und schwere Suchtprobleme habe ich schon angesprochen. Rose berichtete mir beispielsweise, dass sie es nur durch ihre starke Willenskraft geschafft habe, nicht mehr als Borderline-Persönlichkeit diagnostiziert zu werden. (Was nicht etwabedeutet, dass Menschen mit wenig Willenskraft für Borderline besonders anfällig seien.) Ihre starken Depressionen und Stimmungsschwankungen konnte sie durch intensive therapeutische Arbeit unter Kontrolle bringen. Marian van den Beuken sagt zu diesem Thema: „Regelmäßig erhalte ich Anfragen von Hochsensiblen über die Beziehung zwischen Hochsensibilität und psychiatrischen Krankheitsbildern. Was ich interessant finde, ist die Tatsache, dass sich so viele Menschen, die doch so verschieden voneinander sind, in der Beschreibung der Hochsensibilität wiedererkennen. Während sie sich meistens nicht in den Kategorien wiedererkennen, in die sie durch Psychiater eingeordnet werden (Manisch-Depressiv, Schizophren, Borderline, Derealisationserleben, Depersonalisation, Dissoziation). Dem Phänomen Hochsensibilität sind die psychiatrischen Kategorien offenbar gleichgültig und es durchkreuzt diese Kategorien.
    In der Psychiatrie ist man es gewohnt, Diagnosen innerhalb eines begrifflichen Rahmens zu stellen, der Verhaltensabweichungen beschreibt. Das psychiatrische Klassifikationssystem heißt
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
. Man kann sich natürlich fragen, was eigentlich normal und was abweichend ist. Eine Diagnose zu stellen und jemandem ein Etikett zu verpassen auf der Basis eines Katalogs von Verhaltensabweichungen, stigmatisiert den Menschen. Menschen halten schnell das Etikett für das Wesentliche, und dadurch wächst die Gefahr, dass ihre Beschwerden ihr Leben stärker beherrschen als nötig. Hier wirkt das kosmische Gesetz, dass alles, worauf man seine Aufmerksamkeit richtet, wächst. Richtet man ständig seine Aufmerksamkeit auf seine Beschwerden, dann nehmen diese Beschwerden zu. Ich kenne das nur zu gut aus meiner
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