Leben mit Hochsensibilitaet

Produkt der Erde par excellence. Essen richtet deine Energie nach unten aus. Nach dem Essen wird man nicht umsonst träge und ruhig.
    Nach asiatischer Auffassung sind Milz- und Magenmeridian verantwortlich für die Aufnahme und Assimilation von Nahrung. Diese Meridiane werden zum Erdelement gerechnet und verbinden einen Organismus mit seiner irdischen Herkunft. Regelmäßig gesund zu essen, ist also für jeden Hochsensiblen ein Muss. Wenn ich indes gefragt werde, welche Nahrungsmittel für sensible Menschen am besten sind, bin ich ziemlich zurückhaltend. Bis heute hörte ich noch von keinem spezifischen Lebensmittel oder speziellen Nährstoff, der nachweisbar unentbehrlich wäre für Hochsensible. Darum bin ich zurückhaltend beim Empfehlen bestimmter Produkte oder Mittel. Es gibt auch keine klaren Hinweise, dass bestimmte Nährstoffe denmeisten Hochsensiblen schaden würden. Auch häufig verdächtigte Stoffe – wie Koffein, Alkohol und Zucker, die natürlich in großen Mengen schädlich sind – können nicht per definitionem als für Hochsensible schädlicher angesehen werden.
    Wie es generell große Unterschiede zwischen Menschen gibt, so gibt es auch Unterschiede in den Ernährungsvorlieben. Je mehr man mit sich selbst im Gleichgewicht lebt, desto besser spürt man meiner Erfahrung nach, welche Lebensmittel und Nährstoffe man zu den bestimmten Tageszeiten braucht und welche einem nicht bekommen. Statt sich eine strenge Diät aufzuerlegen, plädiere ich dafür, eine persönliche Menükarte auf Basis eigener Erfahrungen zusammenzustellen. Wenn wir verstehen, dass Süchte häufig ein Ausweg aus Mangelerscheinungen auf einem anderen Gebiet sind, und wenn wir zutiefst davon überzeugt sind, dass gesunde Nahrung unserer körperlichen, geistigen, emotionalen und spirituellen Gesundheit dient, können wir lernen – mit Aufmerksamkeit und Geduld –, zu spüren, was uns persönlich optimal ernährt. Dann rennen wir keinen Dogmen hinterher, sondern ernähren uns auf Basis der eigenen, gesunden Einsichten.
6.5 Langzeiteffekte von Überreizung
    Manchmal bist du vielleicht so aus dem Gleichgewicht geraten, dass besondere Anstrengungen nötig sind, um mit dir selbst wieder in Einklang zu kommen. Du hast dann derartigen physischen, geistigen oder emotionalen Stress erlebt, dass eine einfache Ausgleichsübung als Gegenmittel nicht mehr ausreicht. Du hast den Kontakt zu dir selbst verloren. Beim Lesen der letzten Abschnitte dachtest du vielleicht: „Das ist alles leichter gesagt als getan“, oder: „Das steht für mich noch gar nicht an. Ich muss erstmal sehen, wie ich überhaupt überlebe, bevor ich weiß, wie ich dabei glücklich sein kann.“ Wenn das so ist, wäre Hilfe von außen für dich wünschenswert. Wenn es so mit dir steht, leidest du vielleicht am chronischen Erschöpfungssyndrom, an Burn-out, Überspannung, Angstproblemen,Depressionen. Vielleicht kämpfst du mit Alkohol-, Drogen- oder Esssüchten. Vielleicht hast du ein körperliches (undiagnostizierbares) Leiden oder du leidest aus anderem Grund unerträglich. Professionelle Hilfe ist dann angemessen.
    Wie viel Prozent der Hochsensiblen unter ernsthaften, chronischen Beschwerden leiden, ist unbekannt. Doch wir wissen, dass viele Hochsensible gravierende Probleme haben. Wir sollten jedoch nicht die Tatsache aus den Augen verlieren, dass die meisten Menschen, hochsensibel oder nicht, in ihrem Leben zumindest eine Periode erleben, in der ernste psychische Probleme in den Vordergrund treten. Man spricht von einer Krise, wenn solch eine Periode voller Sorgen und Angst durchlebt wird. Eine Krise durchzustehen, gehört zum Leben jedes Menschen. Eine Krise ist eine Entwicklungsphase, deren Verlauf, Richtung und Wirkung noch unklar ist – ist eine Zeit der Fragen, der Unsicherheit und Zweifel. Krisen gehören zum Leben.
    Am Anfang einer Krise ist es noch nicht klar, ob dich die Krise weiterbringt oder nicht. Lernst du dabei, neue Einsichten zu gewinnen in unbewusste Muster, die du lebst? Gelingt es dir, wenn diese Muster nicht hilfreich sind, sie loszulassen? Die Muster können im Denken bestehen oder im affektiven Bereich oder im sozialen, zwischenmenschlichen Bereich, im Verhalten zu anderen Menschen – oder sie können sich auf innere Konflikte beziehen, die deine Lebensqualität mindern und in Beziehungen als Störquelle auftreten. Manchmal kommt es vor, dass es einem aus dem einen oder anderen Grund nicht gelingt, mit der Krise fertig zu werden. Man strandet