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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers
Autoren: Kiersten White
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konnte.«
    Lend schüttelte sofort den Kopf und drückte meine Hand. »Bin ich ja auch. Ehrlich. Ich denke nur an das, was es beim letzten Mal mit dir angestellt hat, und ich mach mir eben Sorgen, dass –«
    »Musst du aber nicht! Es war so gut wie nichts. Versprochen.« Vivian war total durchgedreht und hatte jedem Paranormalen die Seele ausgesaugt, den sie nur finden konnte, mit der Begründung, sie von dieser Welt zu »befreien«, in Wirklichkeit aber mochte sie einfach das Gefühl, das es ihr verlieh. Nachdem ich ihr all diese Seelen weggenommen und sie in mir gehabt hatte – da war ich für ein paar Minuten unsterblich gewesen. Es hatte sich seltsam und wunderbar und atemberaubend angefühlt, solche Macht zu besitzen, meinem Leben als Sterbliche so fern zu sein. Einen schrecklichen Augenblick lang hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die Sterblichkeit für immer hinter mir zu lassen … und Lend seine Seele zu rauben. Ich versuchte, nicht allzu oft daran zu denken.
    »Ist es noch in dir drin?«, fragte Lend.
    Ich hatte noch gar nicht daran gedacht nachzusehen. In meinem Magen bildete sich ein nervöser Strudel, als ich meine Arme ausstreckte und kontrollierte, ob unter meiner Haut irgendetwas zu sehen war. Nichts. Doch, da – ein winziger Funke in meiner Handfläche. Dann war er fort. Wahrscheinlich war es gar nichts gewesen. Nein, es war definitiv nichts gewesen.
    »Nö«, antwortete ich entschlossen. »War wahrscheinlich zu wenig, als dass es irgendeinen Effekt hätte. Nix zu sehen, außer der guten alten Evie.«
    Lend grinste und zog mich enger an sich. »Du meinst wohl gute, junge, knackige Evie.«
    David räusperte sich. »Na ja, was soll’s, das Wichtigste ist ja, dass es dir gut geht. Hört mal, wollt ihr zwei nicht vielleicht irgendwo was essen gehen?«
    Raquel presste verärgert die Lippen aufeinander. Wenn es darum ging, Raquel in den Wahnsinn zu treiben, galt für die Pirellos anscheinend der Grundsatz »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«. Lend hatte nämlich genau dasselbe Geschick dafür. »Mein Gespräch mit Evie war aber noch nicht beendet«, wandte sie ein.
    David sah aus, als wollte er schon wieder eine Diskussion anfangen, also ging ich schnell dazwischen. »Schon gut, ist doch in Ordnung. Sie kann mir ruhig sagen, was sie zu sagen hat, das schadet ja nicht.«
    Lend und David setzten beide exakt dasselbe Stirnrunzeln auf. So würden Raquel und ich uns auf keinen Fall in Ruhe unterhalten können. Und im Gegensatz zu Lend und seinem Vater mochte ich sie. Sehr sogar. Ich wollte hören, wie es ihr ging, erfahren, wie alles lief, seit ich weg war, so was eben. Da saß nun plötzlich mein altes Leben hier mit mir im Wohnzimmer und mir wurde klar, dass ich zumindest Teile davon vermisste.
    Besonders Lish, aber sie würde ich nie wiedersehen.
    Ich wandte mich Lend zu. »Wie wär’s, wenn du deine Mom besuchen gehst? Du könntest sie fragen, ob sie irgendwas über den Sylphen weiß.«
    »Ein Sylphe? Echt?« Sein Blick flog zu seinem Dad, denn ihm war klar, wie aufgeregt David über diese Entdeckung sein musste. Vielleicht aber rührte Lends Interesse auch daher, dass er immerhin selbst ein halber Elementargeist war. Ich fragte mich, welche Anziehungskraft diese Welt auf ihn ausübte, wie sehr er sich danach sehnte, mehr über sie – und damit auch über sich selbst – zu erfahren.
    Am besten, man ließ ihn gar nicht erst zu lange darüber nachdenken. Ich wollte, dass er schön in dieser Welt hier blieb. »Ja, ja. Was ist denn jetzt mit deiner Mom?« Ich hätte ja angeboten, später mit ihm hinzugehen, aber um ehrlich zu sein, hatte ich immer noch ein bisschen Angst vor Cresseda. Unsterbliche Elementargeister leben einfach in dermaßen anderen Sphären als wir, dass man so gut wie gar keinen Draht zu ihnen findet. Sich mit einem von ihnen zu unterhalten ist, als würde man versuchen, theoretische Mathematik zu begreifen, bevor man überhaupt das kleine Einmaleins kann – danach bezweifelt man, dass man jemals gewusst hat, was Zahlen eigentlich sind.
    Schon eine eigenartige Vorstellung, dass Lend Cressedas Sohn war. Er war so menschlich, so erdverbunden. Aber das ließ wahrscheinlich irgendwann nach. Würde er langsam immer distanzierter werden, langsam immer mehr seiner Mutter ähneln, wunderschön und bizarr und für immer fremd?. Oder würde er einfach eines Tages alles hinschmeißen und sein Leben hier für ein anderes, ewiges aufgeben? Wie lange würde es dauern, bis er so sein würde
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