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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition)
Autoren: Thomas Breuer
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berichtete Frau Husen.
»Das ist der Rechtsanwalt und Notar, bei dem Ihr Großvater sein Testament
hinterlegt hat. Er wird sich morgen mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Vielen Dank, Frau Husen. Das war sehr umsichtig von Ihnen.
Schließlich gibt es ja nun allerhand zu regeln.«
    In diesem Moment klopfte es an der Haustür. Frau Husen eilte in
alter Gewohnheit hin und öffnete. Leander hörte ihre Stimme und die eines
Mannes. Kurz darauf führte Frau Husen zwei Herren in dicken wasserfesten
Mänteln in die Wohnstube.
    »Die Herren sind Kollegen von Ihnen«, erklärte sie.
    Der Ältere der beiden zog die Augenbrauen hoch und reichte
Leander die Hand.
    »Kriminalhauptkommissar Bennings, Kripo Flensburg, das ist mein
Kollege Dernau. Was heißt das, wir sind Kollegen?«
    Leander stellte sich, seinen Dienstgrad und seine Dienststelle
vor und glaubte, bei der Erwähnung der Kieler Behörde denselben Widerwillen in
den Augen des Kommissars zu lesen, der dem Landeskriminalamt fast überall begegnete.
    »Sie kommen wegen des Toten, der auf Amrum gefunden wurde?«
    »So ist es. Wir müssen die Identität des Mannes feststellen,
und da Sie Ihren Großvater als vermisst gemeldet haben, fangen wir bei Ihnen
an. Sind Sie in der Lage, sich ein paar Fotos anzusehen und uns zu sagen, ob
das Ihr Großvater ist?«
    »Natürlich. Je eher wir Gewissheit haben, desto besser.«
    Der Hauptkommissar zog eine Digitalkamera aus der
Manteltasche, betätigte routiniert ein paar Knöpfe und drehte das Display
Leander zu. Der erkannte seinen Großvater sofort, obwohl sich die Gesichtsfarbe
stark verändert hatte und das Gesicht etwas verfremdete. Frau Husen drückte
sich an den Kripobeamten vorbei und warf ebenfalls einen Blick auf das Foto.
Dann drehte sie sich um und nickte leicht.
    »Ja, das ist mein Großvater«, bestätigte Leander und setzte
sich wieder in seinen Sessel.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Hauptkommissar Bennings nach.
    Leander nickte, und Frau Husen erklärte mit belegter Stimme:
»Er ist es, kein Zweifel.«
    »Gut, dann haben wir jetzt noch ein paar Fragen an Sie, wenn
Sie einverstanden sind«, und ohne auf die Antwort zu warten, fuhr er fort:
»Wann haben Sie Ihren Großvater zum letzten Mal gesehen?«
    »Im August«, antwortete Leander und erklärte auf Bennings
erstaunten Blick hin in wenigen Sätzen die Sachlage. »Telefoniert haben wir
gestern Vormittag miteinander.«
    »Und da ist Ihnen nichts aufgefallen? War er nervöser als
sonst? Hat sich sein Verhalten verändert?«
    »Nichts«, erwiderte Leander. »Ich hatte den Eindruck, dass er
sich auf meinen Besuch gefreut hat. Er schien mich kaum erwarten zu können.«
    Kommissar Dernau schrieb eifrig mit.
    »Und Sie?«, fragte Bennings Frau Husen. »Wann haben Sie Herrn
Leander zuletzt gesehen?«
    »Gestern Nachmittag, als ich mit dem Haus hier fertig war. Ich
habe geputzt und gekocht, dann bin ich zu mir rübergegangen.«
    »Danach haben Sie ihn nicht mehr gesehen? Vielleicht als er das
Haus verlassen hat?«
    Frau Husen schüttelte den Kopf. Sie war augenscheinlich nicht
zu längeren Ausführungen in der Lage, also übernahm Leander wieder die Antwort.
    »Ich bin heute Morgen hier angekommen und habe das Haus
verschlossen vorgefunden. Das Bett war unberührt, wie Frau Husen und ich
feststellen konnten. Wir vermuteten, dass mein Großvater wegen des Sturms nach
seinem Kutter sehen wollte. Im Hafen habe ich ihn aber nicht angetroffen. Und
dann hat der Hafenmeister mir erzählt, er und zwei seiner Leute hätten ihn
gestern im Sturm auslaufen gesehen.«
    Bennings zog die Brauen hoch, wie es offenbar seine Angewohnheit
war.
    »Ich weiß, was Sie denken«, kam Leander ihm zuvor. »Wir finden
das auch sehr merkwürdig, zumal ich heute Morgen hier mit meinem Großvater
verabredet war. Er hat auf meinen Besuch gedrängt. Deshalb bitte ich Sie dringend,
die Angelegenheit sehr sorgfältig zu untersuchen. Ich habe das Gefühl, dass da
etwas nicht stimmt.«
    »Wir arbeiten immer sehr sorgfältig«, betonte Bennings mit
gezieltem Stich gegen das LKA, dessen Beamte häufig sehr arrogant auftraten,
als wären die Kripokollegen allesamt inkompetent. »Haben Sie Anhaltspunkte für
ein Kapitalverbrechen, Herr Kollege?«
    »Nein, außer den merkwürdigen Umständen nicht. Allerdings kann
ich es zur Stunde auch nicht ausschließen«, antwortete Leander und erklärte die
fragwürdigen Zusammenhänge.
    »Selbstmord wäre auch eine Erklärung«, warf Kommissar Dernau
dazwischen. »Gibt es dafür
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