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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Tränen ausbrechen.»
    Van Appeldorn sagte nichts, und Toppe ärgerte sich, dass er sich hatte gehen lassen. Auf einmal spürte er, wie hungrig er war.
    «Komm, lass uns von etwas anderem reden. Wer war eigentlich die Frau, mit der du eben gesprochen hast?»
    «Das war die Praktikantin, die am Ersten bei uns anfängt.»
    «Bei uns?» Toppe staunte.
    «Ja, sie ist dem Ersten K. zugeteilt worden. Astrid von Steendijk, alter Klever Hochadel.» Er verdrehte die Augen. «Was will so eine bei der Polizei?»

    Es war Freitag, der 19. August 1988. Die Außentemperatur betrug 18 Grad Celsius, und es war der erste regenfreie Tag seit über zwei Wochen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Zwei
    Die Gärtnerei lag im Ortsteil Hasselt.
    Eine kleine Bauernkate mit einem langgestreckten Schuppen am Rand eines hohen Buchenwaldes. Die Straße machte vor der Zufahrt zum Hof eine scharfe Rechtskurve und endete knapp hundert Meter weiter an einem Parkplatz.
    Links am Haus vorbei führte ein schmaler Sandweg um den Schuppen herum steil in den Wald hinauf. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße standen vier große Gewächshäuser, daneben zogen sich junge Fichten- und Kiefernbestände den Hügel hoch auf die Landstraße zu.
    «Ein ziemlich kleiner Betrieb», stellte Toppe fest.
    «Ja», bestätigte van Appeldorn. «Hat aber einen guten Ruf. Und sie haben noch einige Bestände weiter draußen Richtung Pfalzdorf.»
    Er bog in die Hofeinfahrt ein.
    An der offenen Schuppentür stand Polizeimeister Heiligers, breitbeinig, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Polizeiobermeister Flintrop lehnte am Einsatzwagen, redete mit einer Frau und sah dabei sehr wichtig aus.
    Van Appeldorn brachte sein Auto gleich daneben zum Stehen, aber Flintrop drehte sich nicht um, sondern legte der Frau fürsorglich eine Hand auf die Schulter.
    «Die Herren von der Kriminalpolizei», hörte Toppe ihn sagen, als er die Wagentür öffnete.
    Ihm war ein wenig flau, das musste der Hunger sein.
    «Guten Morgen.»
    Flintrop drehte sich langsam um. «Guten Morgen, Herr Hauptkommissar.» Er lüpfte seine Mütze.
    Toppe reichte der Frau die Hand. «Helmut Toppe», sagte er. «Und das ist mein Kollege, Norbert van Appeldorn.»
    «Welbers», gab die Frau zurück.
    Sie war klein und schlank, Anfang vierzig vielleicht, kurzes blondes Haar, ein offenes Gesicht. Im Moment allerdings blickte sie verstört, hatte die Hände tief in den Taschen ihres grünen Kittels vergraben und die Schultern hochgezogen, fast so, als friere sie.
    «Haben Sie den Toten gefunden?», fragte Toppe leise.
    Sie schüttelte den Kopf. «Nein, mein Mann und mein Sohn waren das.»
    «Und wo sind die beiden jetzt?»
    Sie nahm die Hände nicht aus den Taschen, sondern deutete mit dem Kinn auf das Wohnhaus. «Die trinken sich drinnen einen Schnaps.»
    Van Appeldorn schaute Flintrop an. «Wo?»
    «Na, da drüben, wo Heiligers steht.»
    «Na dann … Kommst du, Helmut?»
    «Ja.» Toppe zögerte. «Herr Flintrop», entschied er dann, «kommen Sie doch bitte mit.»
    Flintrop nahm nur widerstrebend seinen Arm von der Schulter der Frau und zog grimmig die Augenbrauen zusammen.
    «Am besten, Sie gehen jetzt auch ins Haus, Frau Welbers», sagte van Appeldorn.
    Sie nickte wortlos.
    Der Schuppen war in den Wald hineingebaut worden. Es roch modrig und scharf. Die Sonnenstrahlen drangen kaum durch das ausladende Dach der alten Buchen. Alles war in ein diffuses, mattgrünes Licht getaucht. Der Schein der Neonlampen aus dem Schuppen, der in einem breiten Fächer auf den festgetretenen Lehmboden fiel, wirkte grell wie eine Bühnenbeleuchtung.
    Toppe musste für einen Moment die Augen schließen.
    Ein rechteckiger, langer Bau ohne Fenster. Die Tür lag an der Schmalseite. Der Betonboden war mit einer dicken Staubschicht und hier und da mit schwarzen Torfresten bedeckt. An der linken Wand hingen aufgereiht blankgeputzte Geräte und Werkzeuge. An der Rückwand entdeckte Toppe eine Fräse, eine elektrische Heckenschere, einen kleinen Traktor und verschiedene andere Maschinen, die er nicht kannte. Rechts türmten sich Torfsäcke und schwarze Plastiktöpfe bis fast unter die Decke. Gleich neben der Tür lag ein Stapel heller, offensichtlich neuer Jutesäcke.
    In der Mitte des Schuppens stand ein etwa vier Meter langer, schmaler Holztisch, darüber hingen an einem Rohr Schneidewerkzeuge verschiedenster Art, außerdem Kordel, Draht, Bast und Plastikschnur.
    Knapp zwei Schritte hinter der Türschwelle lag der Tote.
    Er lag auf dem
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