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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Bauch, sein Oberkörper steckte bis zu den Hüften in einem hellen Jutesack. An der Stelle, wo der Kopf sein musste, war der Sack blutdurchtränkt, an anderen Stellen gab es kleinere Blutflecken. Das Blut war dunkelrot, es konnte also noch nicht völlig getrocknet sein.
    Der Tote trug eine graue Jogginghose und schlammverschmierte, ehemals weiße Turnschuhe.
    Sein rechtes Bein war leicht angewinkelt.
    Es sah so aus, als wäre der Mann an der Türschwelle gestolpert und hingefallen.
    Eine Tatwaffe konnte Toppe nicht entdecken.
    «Was ist mit dem ED?» Van Appeldorn wandte sich an Flintrop.
    «Der müsste eigentlich schon längst hier sein.»
    Toppe fröstelte. «Ich rufe Bonhoeffer an. Das soll er sich selbst anschauen.»
    Van Appeldorn nickte zustimmend.
    «Der Gerichtsmediziner am Tatort? Wie apart», bemerkte Flintrop spitz.
    Vor nicht allzu langer Zeit noch hätte Toppe sich eine Zurechtweisung nicht verkneifen können.
    Er ging zum Wohnhaus hinüber. Die grünlackierte Seitentür war nur angelehnt, trotzdem klopfte er.
    «Ja?» Ein Mann trat aus der Küche in den dämmrigen Flur. Auch er war Anfang vierzig, hatte struppiges, aschblondes Haar, helle Augen und einen breiten Mund. Auch er war nicht besonders groß, aber stämmig. Die Ärmel seines karierten Flanellhemdes hatte er aufgekrempelt.
    «Toppe, Kripo Kleve. Sie sind sicher Herr Welbers.»
    «Bin ich, mein Gott, das ist so furchtbar. Was …»
    «Einen Augenblick, Herr Welbers.» Toppe hob die Hand. «Wir reden gleich miteinander. Könnte ich wohl vorher kurz einmal telefonieren?»
    «Sicher, das Telefon ist gleich hier.» Er zeigte auf ein Tischchen hinter der Tür.
    «Danke», nickte Toppe.
    Welbers ging in die Küche zurück, ließ aber die Tür offen.
    Toppe tippte die Durchwahl zur Pathologie des Emmericher Krankenhauses ein.
    Bonhoeffer meldete sich nach dem dritten Klingeln. «Helmut, was für eine nette Überraschung! Ich wollte dich schon längst anrufen.»
    «Heute ist es leider dienstlich, Arend.»
    «Leg los.» Bonhoeffer schien sich nicht zu wundern.
    «Wir haben einen Toten hier in Hasselt, möglicherweise erschlagen. Kannst du rauskommen? Mir ist es lieber, du bist dabei, wenn der ED ihm den Sack abzieht.»
    «Wenn die was tun?»
    «Der Tote steckt mit dem Oberkörper in einem Jutesack.»
    «Ich komme sofort.»
    Während Toppe Bonhoeffer den Weg beschrieb, hörte er, wie ein Auto auf den Hof gefahren kam. Das musste der Erkennungsdienst sein.
    Van Appeldorn würde allein klarkommen.
    Er ging zur Küchentür und klopfte gegen den Rahmen.
    Der Raum war recht groß. An der Wand links von der Tür ein Fenster, darunter die Spüle, daneben Kühlschrank, Herd und Geschirrspülmaschine. Ums Eck schloss sich eine Küchenzeile an. Die Möbel aus hellbraunem Resopal waren vor fünfzehn Jahren bestimmt hochmodern gewesen. Auf dem Boden braungesprenkelte Fliesen, beige Textiltapete an den Wänden, ein kleines Wagenrad mit einem Trockenblumengesteck, ein rustikal geschnitztes Kreuz.
    Es war warm und sauber, und es roch nach Kaffee.
    In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, der offenbar nach dem Frühstück noch nicht abgeräumt worden war. Zwischen dem roten Keramikgeschirr, einem Teller mit Schnittkäse, Marmeladengläsern und einem Honigtopf stand wie ein Fremdkörper eine Flasche Doppelkorn.
    Am Tisch saßen Herr und Frau Welbers und ein halbwüchsiger Junge, siebzehn, achtzehn vielleicht. Das musste der Sohn sein, die gleichen hellen Augen wie der Vater, das gleiche struppige Blondhaar. Er war ein wenig blass, wirkte aber nicht besonders schockiert, sondern eher missvergnügt.
    Wieder stellte Toppe sich vor. Der Junge erhob sich halb von seinem Stuhl und gab ihm die Hand. «Udo Welbers», sagte er und räusperte sich.
    «Nehmen Sie doch Platz, Herr Kommissar», forderte der Vater Toppe auf.
    Der setzte sich an die freie Seite des Tisches. Sein Blick fiel auf ein kleines Holztableau über der Tür: «Herr, segne dieses Haus und alle, die da gehen ein und aus.»
    «Dann erzählen Sie mir doch mal, was passiert ist.»
    «Na, gar nichts ist passiert.» Der Vater rubbelte sich die Stirn. «Wenn man’s genau nimmt. Udo und ich gehen heute Morgen zum Schuppen und wollen die Fräse holen. Für das neue Feld am Fahnenkamp, wissen Sie. Und da steht das Schuppentor halb auf. Ich mein, wir schließen das meist nicht ab, aber wir machen es doch immer feste zu, schon wegen der Tiere. Manchmal haben wir da ja Sachen drin, die die gerne fressen. Also, Udo ist vor
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