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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell
Autoren: Jeffery Deaver
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und zwar in einer Instant Message am gleichen Nachmittag.«
    »Das ist interessant«, sinnierte Gillette.
    »Finde ich auch«, nickte Anderson. »Um es kurz zu machen: Wir nehmen an, dass es sich um irgendeinen neuen Virus handelt, mit dessen Hilfe sich der Mörder Zugang zu ihrem Rechner verschafft hat. Leider hat unsere Abteilung nichts finden können. Und deshalb wenden wir uns an Sie. Vielleicht könnten Sie mal einen Blick darauf werfen.«
    Gillette nickte und schielte zur schmutzigen Zimmerdecke hinauf. Anderson fiel auf, dass sich die Finger des jungen Mannes wie in einem raschen, zuckenden Takt bewegten. Zuerst dachte der Polizist, Gillette leide an Schüttellähmung oder an einer nervösen Zuckung, doch dann erkannte er, was der Hacker da machte. Er tippte ganz unbewusst auf einer unsichtbaren Tastatur; allem Anschein nach eine nervöse Angewohnheit.
    Der Hacker senkte den Blick und schaute Anderson an. »Womit haben Sie diese Festplatte untersucht?«
    »Mit Norton Commander, Vi-Scan 5.0, mit dem kriminologischen Spurensicherungspaket des FBI, mit Restore8 sowie dem Partition and File Allocation Analyzer 6.2 des Verteidigungsministeriums. Wir haben es sogar mit Surface-Scour versucht.«
    Gillette stieß ein irritiertes Lachen aus. »Und mit dem ganzen Kram haben Sie nichts finden können?«
    »Nicht die Bohne.«
    »Wie soll ich etwas finden, wo Sie nichts finden konnten?«
    »Ich habe mir einiges von der Software angeschaut, die Sie geschrieben haben. Es gibt auf der ganzen Welt nur drei oder vier Leute, die so ein Script schreiben können.«
    »Na ja, ich weiß schon, wie man programmiert«, meinte Gillette achselzuckend. Dann fügte er bescheiden hinzu: »Aber Sie brauchen mehr als einen guten Code-Schreiber, was?«
    Anderson nickte. »Ganz recht. Ich brauche einen Hacker. Sie sind in jedem Rechner von Western Software herumspaziert, sogar in Bereichen, zu denen nicht einmal der Firmenchef Zugang besitzt, und keiner der Systemadministratoren hat Sie dabei ertappt.«
    »Und was ist für mich drin?«, wollte Gillette wissen.
    »Was?«, knurrte Bob Shelton und funkelte den Hacker feindselig an.
    »Was springt für mich raus, wenn ich Ihnen helfe?«
    »Du kleines Arschloch«, fuhr ihn Shelton an. »Eine Frau ist ermordet worden. Geht dir das völlig am Arsch vorbei?«
    »Natürlich tut sie mir Leid«, blaffte Gillette zurück. »Aber wenn ich Ihnen helfen soll, will ich auch etwas davon haben.«
    »Und was?«, fragte Anderson.
    »Ich will eine Kiste.«
    »Keine Computer!«, fuhr der Direktor dazwischen. »Kommt nicht in Frage.« An Anderson gewandt, sagte er: »Deshalb sitzt er ja in Einzelhaft. Wir haben ihn am Bücherei-Computer erwischt – im Internet. Der Richter hat ihm als Teil seiner Strafe auferlegt, dass er ohne Beaufsichtigung nicht online gehen darf.«
    »Ich geh ja nicht online«, sagte Gillette. »Ich bleibe im E-Trakt, wo ich jetzt auch bin. Dort habe ich keinen Zugang zu einem Telefonanschluss.«
    Der Direktor schnaubte verächtlich. »Du würdest sogar in verschärftem Arrest bleiben –«
    »Einzelhaft«, korrigierte Gillette.
    »– nur um an einen Computer heranzukommen?«
    »Ja.«
    »Wenn er in Einzelhaft bleibt und keine Möglichkeit hat, online zu gehen, ginge das in Ordnung?«, fragte Anderson.
    »Denke schon«, erwiderte der Direktor.
    »Also abgemacht«, sagte der Polizist zu Gillette: »Wir besorgen Ihnen einen Laptop.«
    »Sie lassen sich auf seine Forderungen ein?«, fragte Shelton Anderson ungläubig und warf Bishop einen fragenden Blick zu, doch der altmodische Bulle war noch immer mit seinem Handy beschäftigt und wartete auf seine Erlösung.
    Anderson blieb Shelton die Antwort schuldig und wandte sich wieder an Gillette: »Sie kriegen Ihre Kiste aber erst, nachdem Sie Lara Gibsons Computer durchgesehen und uns einen umfassenden Bericht abgeliefert haben.«
    »Von mir aus.«
    Er schaute auf seine Armbanduhr. »Ihre Kiste ist ein IBM-Klon, die übliche Regalware. Wir schaffen sie innerhalb einer Stunde hierher, inklusive aller Disketten, der Software und –«
    »Nein, nein, nein«, sagte Gillette bestimmt. »Hier geht das nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dazu muss ich raus.«
    »Warum denn?«
    »Es bringt nichts, wenn ich die gleichen Programme, die Sie benutzt haben, noch einmal durchlaufen lasse. Wenn ich mehr rauskriegen soll, brauche ich Zugang zu einem Großrechner, am Besten zu einem Supercomputer. Außerdem brauche ich Software und gewisse Tools.«
    Anderson sah zu
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