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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel
Autoren: Mona Vara
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Gang entlang und dann die Scala dei Giganti hinab, bis sie in den Hof des von Fackeln beleuchteten Dogenpalastes gelangten. Sein Diener Enrico wartete dort auf ihn, und Domenico folgte ihm mit seinem Vetter quer über den Hof und hinaus durch einen der Nebeneingänge, der knapp bei der Lagune mündete. Zu seiner angenehmen Überraschung sah er dort seine Gondel warten. Er warf seinem Diener das Paket mit den Briefen zu und riss dann Ottavio herum, packte ihn mit beiden Händen an den Aufschlägen seiner Jacke und schüttelte ihn. „Du Verbrecher!“
    Ottavio versuchte sich freizumachen. „Denk daran, was die Inquisitoren gesagt haben, Domenico! Ich habe die Beweise gebracht für ...“
    „Du hast es gewagt, meine Frau mit deinen dreckigen Fingern zu berühren!
    Und vermutlich nicht nur das! Wenn du schon soviel wusstest, frage ich mich, wer wohl hinter dieser Verleumdung steckt! Wolltest du mich loshaben, um freie Bahn bei Laura zu haben?!“
    „Domenico“, Ottavio ächzte, als er Domenicos Hand an seiner Kehle fühlte, „denk doch nach – wäre ich dann gekommen?“
    „Weshalb hat sich Laura um Hilfe an dich gewandt?! Weshalb hat sie ausgerechnet dich geschickt?!“
    „Weil sie wusste, dass ich kommen würde. Ich war es ihr schuldig.“ Ottavio röchelte ein wenig. „Aber ich schwöre dir, ich hatte nichts mit der Anzeige zu tun! Ich hatte nicht die geringste Ahnung davon, bevor Laura vor meiner Tür stand.“
    „Wie oft hast du dich mit Laura getroffen? Los, sprich schon, wenn du nicht willst, dass ich dir hier auf der Stelle den Hals breche!!“
    „Es war das erste Mal ... Ich schwöre es ... Das erste Mal ...“
    „Ach, ja? Und auf dem Ball bei den Pisanis? Was war da? Hast du sie da geküsst oder nicht?!“
    „Aber doch nur ein harmloser Kuss ...“
    Domenicos Blicke durchbohrten ihn. Nichts, was Laura oder Ottavio betraf, erschien ihm jetzt noch harmlos. „Und wie kommt es, dass du von unseren Treffen wusstest und den Ort kanntest, wo wir uns trafen?“
    „Von Sofia. Sie hat es mir gesagt. Alles. Es war ihre Idee. Von ihr wusste ich, dass Laura manchmal heimlich ohne Begleitung das Haus verließ. Dass sie zu diesem Palazzo ging, das hat ihr Sofias Zofe verraten, die sie verfolgt hat. Und auch über ihr Muttermal ...“
    „Ihr Muttermal?!!!“
    Ottavio rang nach Luft, als sich Domenicos Griff verstärkte. „Ja, ihr Muttermal. Sofia hat mir den Tipp gegeben, um Laura davon zu überzeugen, dass ich ihr heimlicher Geliebter bin.“
    „Sie wusste also nicht, wer du bist, als ...“, er presste diese Worte heraus, „... als ich euch fand – sie in deinen Armen ...“
    „Nein. Nein, ich schwöre es. Und ich hätte es auch nicht getan, hätte ich nicht angenommen, dass sie dich betrügt, dass sie einen Geliebten hat. Ich wollte nur ebenfalls ...“
    „Ebenfalls einige amüsante Stunden mit ihr verbringen?! Ich sollte dich nicht nur erwürgen, sondern dir vorher noch alle Glieder und den Hals brechen!“ Domenicos Augen funkelten mordlustig. Dann, endlich, ließ er den Hals seines Vetters widerwillig los.
    Ottavio schluckte einige Male heftig und räusperte sich. Auf seiner Kehle bildeten sich dunkle Flecken, wo Domenico ihn zwischen den Fingern gehabt hatte. „Sie wusste es nicht. Und ich wusste nicht, dass du ihr heimlicher Geliebter bist. Ich wusste nichts von eurem Spiel, ich schwöre es“, wiederholte er. „Sie hat es mir erst jetzt gesagt, als sie mir die Briefe gebracht hat. Sie sagte, ich hätte etwas wieder gutzumachen an ihr.“ Er massierte sich den geschundenen Hals und warf Domenico einen missgünstigen Blick zu. „Und deshalb bin ich gekommen. Lauras wegen ...“
    Nach einigen Minuten, in denen er Ottavio noch eine Reihe von Fragen gestellt und die Antworten aus ihm herausgepresst hatte, ließ Domenico seinen Vetter endlich gehen. Jetzt war ihm vieles klar. Sofia steckte hinter allem. Sie musste es auch gewesen sein, die Laura angezeigt hatte. Sie hatte die Rivalin loswerden wollen. Er stieß den im Weg stehenden Ottavio zur Seite, als er zu seiner Gondel eilte und hineinsprang, sodass der Gondoliere Mühe hatte, das Boot im Gleichgewicht zu halten.
    Domenico hatte es zwar eilig nach Hause zu Laura zu kommen, aber zugleich wollte er auch dieses Tagebuch lesen. Er befahl dem Gondoliere die Laterne anzuzünden und zog dann die Vorhänge zu, um nicht gestört zu werden. Die Kerze in der Laterne gab nicht viel Licht, aber doch genügend, um die Buchstaben entziffern zu können.
    Er
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