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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst
Autoren: Linda Howard
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so wie er auch seinen Rückzug langsam und gelassen gestaltete. Er wagte es nicht, nach hinten zu sehen, um zu schauen, wo er hintrat. Gott, lass mich nicht fallen, nicht jetzt. »Lieber, großer Bär.« Sein Mund war so trocken, dass er nicht schlucken konnte; es kostete ihn unglaubliche Anstrengung, die Worte zu bilden. »Wo zum Teufel bist du hergekommen?«
    Heilige Scheiße, war das Vieh groß. Langsam ließ Danny die Hand nach unten gleiten und achtete darauf, keine plötzlichen, ruckartigen Bewegungen zu machen, die das Monster erschrecken könnten. Er befühlte die Dose mit Pfefferspray in der Tasche und fragte sich, ob die Anwendung den Bären nur wütend machen oder ob es tatsächlich funktionieren würde. Die Tasche war zugeknöpft, damit die Dose beim Klettern über unwegsames Gelände nicht herausfiel. Er begann am Knopf zu fummeln.
    Angeblich waren Bären menschenscheu. Nach allem, was er über sie gehört hatte, sollte das Tier vor ihm zurückweichen, statt immer näher zu kommen. Danny achtete darauf, keine bedrohlichen Bewegungen zu machen. Er reizte das Tier auf keine Weise. Der Bär
sollte
sich eigentlich längst zurückziehen.
    Aber er tat es nicht. Jeder tappende Schritt vorwärts bedeutete, dass er selbst mindestens zwei Schritte rückwärtsgehen musste, um denselben Abstand zwischen ihnen zu halten. Sein Instinkt schrie ihm zu wegzurennen, aber er unterdrückte ihn. Er hatte gehört, dass dies die Regel Nummer eins war: Nicht wegrennen. Ein Mensch hatte keine Chance, einem Bären davonzulaufen, außerdem löste eine Flucht den Jagdreflex aus.
    Wasser. Das war es. Der Bär wollte zu dem Bach, und er, Danny, stand zwischen dem Tier und seinem Ziel. Das Beste, was er tun konnte, war, den Pfad in einer Diagonale zu verlassen, damit der Bär an ihm vorbeikonnte, und dann musste er so viel Abstand zwischen sich und ihn bringen wie nur möglich.
    Er riskierte einen schnellen Rundblick, denn den Pfad zu verlassen bedeutete auch, dass der Weg nicht mehr so eben sein würde, obwohl »eben« in diesem Fall relativ war. Er wich zur Seite aus, nach rechts, und dann nach oben. Links von ihm befand sich der einfachere Weg, aber zu seiner Rechten war ein Vorsprung mit einigen großen Felsblöcken, die ihn aus der Sichtlinie des Bären bringen sollten, was eine gute Sache zu sein schien, wenn er nur dorthin gelangen konnte, ohne einen Angriff des Bären auszulösen.
    Er benutzte den Gehstock, um sich abzustützen, während er sich über den unebenen, steil abfallenden Boden schob. Der Stock … würde er ihm gegen einen so großen Bären etwas nützen? Wie viel wog dieses Ding? Vier-, vielleicht fünfhundert Pfund? Es konnte den Stock mit einem einzigen Schlag seiner gewaltigen Tatzen zerbrechen.
    Schließlich schaffte er es, die Tasche an seiner Cargohose aufzuknöpfen – es war alles zu viel, er versuchte, an zu viele Dinge gleichzeitig zu denken –, und zog die Spraydose heraus. Sie kam ihm in seiner Hand schrecklich klein vor. Er brauchte mehr, er brauchte eine große Dose … einige große Dosen. Scheiße, wenn dieses Vieh hinter ihm herkam, dann brauchte er vor allem ein Gewehr. Das war ein schockierender Gedanke, denn er war kein Freund der Jagd. Er trug nie eine Waffe; er kam hier herauf, um der Natur näher zu sein, um die Einsamkeit und die Schönheit der Berge zu genießen.
    Einsamkeit war im Augenblick zwar nicht ganz so angesagt, und Danny sah auch keine Schönheit, er konnte außer einer Wand aus verfilztem Fell und Zähnen und Klauen und wilden, dunklen Augen gar nichts sehen. Er dachte an Heather, und dass sie vielleicht recht damit hatte, in der Nähe moderner Annehmlichkeiten zu bleiben. Er wünschte, er wäre selbst zu Hause geblieben statt in die Berge zu fliehen, und wenn er diese Sache hier überstand, dann würde er zwar nicht mit seinen Campingausflügen aufhören, aber er würde definitiv dafür sorgen, dass er eine größere Dose Pfefferspray dabeihatte.
    Er stolperte, richtete sich auf und hielt sich an einem Strauch fest, während er einen besonders steilen Abschnitt überwand.
    Der Bär verließ den Pfad und kam direkt auf ihn zu.
    Oh Gott. Also doch kein Wasser. Der Bär wollte …
ihn.
    Das war aber falsch. Bären sollten sich nicht so verhalten. Er trug doch keine Nahrungsmittel bei sich. Dies war kein Weibchen, das seine Jungen beschützte, und der Bär schien auch nicht verwundet oder krank zu sein, was angeblich der einzige Grund war, warum ein Schwarzbär einen Menschen
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