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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens
Autoren: Randy Pausch
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können.
    Dr. Reiss, die Therapeutin, die Jai und ich besuchen, unterstützte mich dabei, Strategien zu finden, die mir helfen, mich nicht im Stress meiner periodischen Computertomografien zu verlieren und mich mit offenem Herzen, Optimismus und fast meiner gesamten Aufmerksamkeit meiner Familie widmen zu können. Die längste Zeit meines Lebens habe ich an der Effektivität von Therapien und Beratungsgesprächen gezweifelt. Heute, da ich mit dem Rücken zur Wand stehe, erlebe ich selbst, wie ungemein hilfreich sie sein können. Ich wünschte, ich könnte in jedem Krankenhaus durch die Flure der Onkologie streifen und es allen Patienten sagen, die versuchen, das Ganze mit sich allein auszumachen.

    Viele, sehr viele Menschen haben mir religiöse Dinge geschrieben. Ich bin so dankbar für ihre Worte und Gebete.
    Ich wurde von Eltern aufgezogen, die den Glauben für etwas sehr Persönliches hielten. Über meine Religion sprach ich nicht in meiner Last Lecture, weil ich über universelle Prinzipien reden wollte, die auf jeden Glauben zutreffen, und weil ich das mitteilen wollte, was ich durch meine Beziehungen zu anderen Menschen gelernt habe.
    Tatsache aber ist, dass einige dieser Beziehungen durch die Kirche entstanden sind. M. R. Kelsey, eine Frau aus unserer Kirchengemeinde, kam nach meiner Operation elf Tage lang tagtäglich ins Krankenhaus, einfach nur, um neben meinem Bett zu sitzen. Auch unser Pastor war seit meiner Diagnose eine große Hilfe. Wir pflegten ins selbe Schwimmbad in Pittsburgh zu gehen. An dem Tag, an dem
ich erfahren hatte, dass sich meine Krankheit im Endstadium befindet, waren wir zufälligerweise beide dort. Er saß am Beckenrand, und ich kletterte auf das Sprungbrett. Ich winkte ihm zu und machte einen Kopfsprung.
    Als ich dann zu ihm schwamm, sagte er: »Du wirkst wie das Bild eines gesunden Mannes, Randy.« Ich erwiderte: »Das ist kognitive Dissonanz. Ich fühle mich gut und sehe prima aus, aber jetzt haben wir erfahren, dass der Krebs zurück ist, und die Ärzte sagen, ich hätte nur noch drei bis sechs Monate.«
    Seither haben wir oft darüber gesprochen, wie ich mich am besten auf den Tod vorbereiten kann.
    »Du hast eine Lebensversicherung, ja?«
    »Ja, alles, wie es sein soll«, versicherte ich ihm.
    »Na schön, aber du brauchst auch eine Gefühlsversicherung.« Dann erklärte er, dass ich die Prämien für meine Gefühlsversicherung nur mit meiner Zeit und mit keinem Geld der Welt bezahlen könne.
    Damit das klappte, bedeutete er mir, müsse ich Stunden damit verbringen, Videos von mir mit den Kindern zu machen, damit sie einmal etwas hätten, das sie daran erinnern würde, wie wir gemeinsam spielten und lachten. Irgendwann, in Jahren, würden sie dann sehen können, mit welcher Ungezwungenheit wir einander berührten und miteinander umgingen. Er teilte mir auch seine Gedanken über die Dinge mit, die ich für Jai tun und wie ich ihr einen Beweis meiner Liebe hinterlassen könne.
    »Wenn du die Prämien für deine Gefühlsversicherung jetzt zahlst, während du dich noch okay fühlst, dann wird in den Monaten, die du vor dir hast, weniger Last auf dir liegen. Du wirst mehr Frieden finden.«
    Meine Freunde. Meine Lieben. Mein Pastor. Total
Fremde. Jeden einzelnen Tag bekomme ich Input von Menschen, die mir wohlgesonnen sind und meinem Lebensgeist neue Kraft geben. Es war mir wirklich vergönnt, das Beste zu bekommen, was die Menschheit zu bieten hat, und dafür bin ich unendlich dankbar. Ich habe mich nie allein gefühlt auf dem Weg, den ich jetzt gehe.

VI
    LETZTE BEMERKUNGEN

59
    Träume für meine Kinder
    Es gibt so vieles, was ich meinen Kindern sagen möchte, aber im Moment sind sie noch zu klein, um es zu verstehen. Dylan ist gerade sechs Jahre geworden, Logan ist drei Jahre und Chloe achtzehn Monate. Ich möchte, dass sie wissen, wer ich bin und woran ich immer geglaubt habe, und ich möchte, dass sie wissen, auf wie viele Arten ich sie liebe. Doch angesichts ihres Alters würde das ihr Fassungsvermögen übersteigen.
    Ich wünschte, die Kinder könnten verstehen, wie verzweifelt ich sie nicht verlassen möchte.
    Jai und ich haben ihnen noch nicht einmal gesagt, dass ich sterbe. Es wurde uns geraten, damit zu warten, bis ich mehr sichtbare Symptome zeige. Und im Moment sehe ich ziemlich gesund aus, auch wenn man mir nur noch Monate zu leben gab. Deshalb haben meine Kinder keine Ahnung, dass jeder gemeinsame Moment mit ihnen ein Abschied für mich ist.
    Es schmerzt mich, daran zu
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