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Lasst uns ueber Liebe reden

Lasst uns ueber Liebe reden

Titel: Lasst uns ueber Liebe reden
Autoren: Cecily von Ziegesar
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hat vor kurzem einen widerlichen, fetten Bauunternehmer
geheiratet, und jetzt ist sie von ihm schwanger, obwohl sie schon mindestens
hundert ist. Gerade haben sie erfahren, dass es ein Mädchen wird. Eigentlich
hatte ich mich als Frühentscheiderin in Yale beworben, aber dann hab ich das
Aufnahmegespräch total verkackt. Na ja, und dann hat sich ein alter Freund
meines Vaters bereit erklärt, noch ein Bewerbungsgespräch mit mir zu führen. Er
sah echt gut aus und ich hatte noch nie was mit einem älteren Mann... und dann
ist was zwischen uns gelaufen.« Sie warf Nate einen um Verzeihung heischenden
Blick zu. Aber er würde ihr ihren Fehltritt verzeihen, so wie sie ihm seinen
verzieh.
    Jackie
hörte mit offenem Mund zu. Sie war es gewohnt, dass manche Jugendliche in der
Gruppe etwas mehr sagten als nötig, aber sie hatte noch nie einen Menschen
erlebt, der es so offensichtlich genoss, über sich selbst zu reden.
    »Ich
glaub, ich hab mir meine Haare auch deswegen so kurz geschnitten, weil ich mich
hässlich machen wollte. Also unbewusst, meine ich. Ich dachte, mit kurzen
Haaren würde ich cool aussehen, aber vielleicht wollte ich dadurch auch irgendwie
die ganze Hässlichkeit von innen nach außen tragen, könnte doch sein, oder? Ich
war die ganze letzte Woche auch nicht in der Schule, dabei war ich gar nicht
krank. Ich konnte bloß nicht...«
    »Entschuldige
bitte, aber könntest du einfach dein Problem beim Namen nennen?«, unterbrach
Jackie sie, als ihr klar wurde, dass Blair so schnell nicht zum Ende kommen
würde.
    Blair
runzelte die Stirn und spielte mit dem schmalen Rubinring an ihrem Finger.
Anscheinend brauchte man ein konkretes Problem, sonst
durfte man nicht mitmachen. »Manchmal, wenn ich mich über irgendetwas aufrege
- also eigentlich immer -, esse ich zu viel oder Sachen, die ich nicht essen
sollte, und dann stecke ich mir den Finger in den Hals.« Ha! Wenn das nicht überzeugend klang.
    Jackie
nickte. »Kannst du dein Problem benennen, Blair? Du weißt doch, dass es einen
Namen dafür gibt, oder?«
    Blair warf
ihr einen bitterbösen Blick zu. »Stressbedingtes Erbrechen?«, bot sie
schmallippig an. Natürlich wollte Jackie hören, dass sie Bulimie sagte, aber dieses Wort war so widerlich, dass sie sich
weigerte, es auszusprechen, vor allem vor Nate. Bulimie war was für Loser.
    Die Gruppe
kicherte. Durch Blairs Monolog waren die anderen unruhig geworden, weshalb
Jackie die Sache schnell abschließen wollte. »Ja, so kann man es wahrscheinlich
auch nennen«, sagte sie und notierte sich etwas auf ihrem Klemmbrett.
    Sie sah
auf und strich sich die braunen, krausen Haare zurück. »Gut, dann bin ich die
Letzte. Ich heiße Jackie Davis, und meine Aufgabe hier besteht darin, euch zu
helfen, aus eurer Sucht auszubrechen !« Sie rammte die
geballte Faust in die Luft und juchzte, als wäre sie beim Basketball und ihre
Mannschaft hätte gerade gepunktet. Offensichtlich erwartete sie, dass die
anderen Mitglieder der Gruppe ebenfalls in die Luft boxten und juchzten, aber
alle sahen sie nur stumm an. »Na gut.« Sie räusperte sich. »Jetzt möchte ich,
dass ihr euch zu Paaren zusammentut. Wir wollen eine kleine Übung machen, die
ich >Fahr zur Hölle, Dämon< nenne. Einer von euch spielt den Dämon und
verkörpert die Situation, die ihr gerade beschrieben habt und aus der ihr
ausbrechen wollt. Der andere sagt dem Dämon so richtig die Meinung. Ihr dürft
ruhig alles sagen, was euch einfällt, wichtig ist, dass es so richtig von innen
kommt. Es soll authentisch sein. Dann mal los, bildet Zweiergrüppchen. Wir sind
zu siebt, also muss einer mit mir zusammenarbeiten.«
    Hannah hob
die Hand. »Sekunde mal, reden wir mit dem Dämon des anderen oder mit unserem?«
    »Mit eurem Dämon«, erklärte Jackie. »Das ist eine Art Exorzismus.«
    Blair
wartete auf Nate, aber bevor er überhaupt aufstehen konnte, war die blasse
Schlampe in den peinlichen Satinshorts schon auf ihn zugeschossen und hatte
nach seiner Hand gegriffen. »Machen wir zusammen?«, hörte Blair sie betteln.
Alle anderen hatten auch schon Partner, sodass für sie nur Jackie übrig blieb.
    »So,
Blair«, sagte Jackie munter. Ihre Augen waren krötenbraun und ihre Wimpern
waren mit brauner Mascara verklebt. »Dann sagen wir deinem Dämon mal ordentlich
die Meinung, was?«
    Blair
kamen plötzlich Zweifel, ob das hier wirklich das Richtige für sie war. »Ich
müsste vorher mal aufs Klo«, sagte sie. Bis sie zurückkam, waren die anderen
hoffentlich mit der
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