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Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
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zeigte.
    Ich ging an der Bar vorbei in den nächsten Raum. Eine Champagnerpyramide. Wow. Offenbar konnte ich heute dem Rausch nicht entgehen. Ich sah zu der Fensterfront. Die Balkontüren standen offen. Ein bläulicher Schein, vermutlich ein Swimmingpool.
    »Hallo, Lasse!«
    Ein Mann im Smoking trat auf mich zu. Ein Freund meines Vaters. Regisseur oder Kameramann, wenn ich mich richtig erinnerte.
    »Hej, hej!«
    Er nahm mich in den Arm und drückte mich, er kannte meinen Vater schon sehr lange, auch wenn ich mich kaum an ihn erinnerte, da ich ihn nur zwei- oder dreimal in meinem Leben bewusst wahrgenommen hatte. Er fragte mich aus und war sehr zufrieden zu hören, dass mein Vater gerade in Schweden drehte.
    »Und du?«, fragte ich höflich und immer noch unsicher, ob er auch Regisseur war oder Kameramann oder vielleicht sogar beides.
    Er verdrehte die Augen. »Serie!«
    »Und was für eine?«
    Er winkte ab. »Das willst du nicht wissen, aber man muss halt sein Geld verdienen, nicht?«
    Ich nickte, obwohl ich Serienrollen immer abgelehnt hatte. Das tägliche Dreh-Pensum einer Serie war verrückt.
    »Ist bestimmt stressig, oder?«
    Er tätschelte mir die Schulter. »Sieh zu, dass du das nie nötig hast, versprochen?«
    Er deprimierte mich und ich war froh, als er ging. Hatte man nicht die Wahl? Warum machte er nicht lieber etwas ganz anderes? Ich wollte die Begegnung mit ihm schnell abschütteln, streckte mich, sah auf und ... da stand sie und starrte mich an. Ich meine, ich werde oft angestarrt, das war nichts Neues. Aber der Blick war anders. Nicht, als ob sie mich kennen würde, sondern nur neugierig und offen und anscheinend auch zu stolz, es mir zu zeigen, denn als ich ihren Blick erwiderte, drehte sie sich um und ging weg. Normalerweise ist es umgekehrt. Wenn mich ein Mädchen erkennt und ich es ansehe, dann kommt sie auf mich zu, da sie es als Aufforderung versteht. Fliehen war ungewöhnlich, und wenn, dann haute ich ab. Für einen Moment war ich verwirrt. Vielleicht war sie eine andere Schauspielerin - womöglich eine Freundin von Krista - die Schlechtes über mich gehört hatte und sich fragte, warum ich überhaupt noch in der Öffentlichkeit herumlief? Nein, Unsinn .
    Ich folgte ihr. Aus Neugierde und weil ich nichts anderes zu tun hatte, weil es spannender war, als mich zu betrinken und ja, auch weil sie mir gefallen hatte. Wie sie mich angesehen hatte, ihre Bewegungen, ihre Beine, ihr Po. Eigentlich alles.
    Ich fand sie am Swimmingpool. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen, stand barfuß auf dem Rand des Beckens und sah wie hypnotisiert auf die beleuchtete Wasserfläche. Ich zögerte einen Moment. So wie sie dort stand, so selbstverständlich, bedeutete es vermutlich, dass sie Nora kannte. Oder hier sogar zu Hause war? Dagegen sprach nur ihre Aufmachung. Ihre Haare waren lose hochgesteckt, das Kleid war schlicht und nichts an ihr war glamourös. Sie passte nicht zu Nora. Im Gegenteil. Um die Handgelenke trug sie bunte Bänder und schmale Perlenketten, ihre Unterschenkel waren von Mücken zerstochen und als ich näher heran trat, sah ich, dass ihre Fußnägel nicht lackiert waren. Sie passte eigentlich auch nicht auf diese Party. Also was tat sie hier? Ich machte einen Spruch. Irgendetwas, dass man nicht auf dem Rand des Swimmingpools stehen durfte. So in der Art. Das war der Test. Wenn sie hier zu Hause war, dann würde ich es nun erfahren. Aber ich täuschte mich. Sie parierte meinen Spruch und begann sogar mit mir zu flirten! Ich legte das Jackett beiseite und beschloss, sie herauszufordern.
    »Wollen wir eine Runde schwimmen?«
    Sie setzte sich auf den Rand des Beckens und hielt ihre Füße hinein.
    »Ich bin drin.«
    »Tatsächlich?«
    Sie flirtete, sie machte mich an, sie war sexy und dabei tat sie die ganze Zeit, als ob ich hinter ihr her wäre. Was war hier los? Gut, ich war ihr gefolgt. Aber doch nur, weil sie mich angesehen hatte. Also spielte ich weiter. Ich zog mein T-Shirt aus, kickte die Turnschuhe von den Füssen.
    »Was ist?«
    Und auf einmal war sie schon im Wasser. Einfach so, komplett angezogen. Paddelte im Becken und ignorierte die Blicke der Leute um uns herum, die vermutlich dachten, wir wären betrunken. Sie lächelte auffordernd und ich verstand.
    Ich hatte eine Boxershorts unter, alles kein Problem , doch sie wartete nicht, sondern packte mich blitzschnell an den Füßen und riss mich in den Pool. Ab da war klar, dass diese Sache etwas anders ablaufen würde als sonst. Ich kannte kein
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