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Lasse

Lasse

Titel: Lasse
Autoren: Katrin Bongard
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eine leichte Unruhe, als einer der Hauptdarsteller an uns vorbei ging. Eine Reporterin plus Kameramann hielt ihn auf, um ihn zu interviewen. Sofort bildete sich eine Menge um die Gruppe und lauschte mit. Wir gingen ein paar Schritte beiseite.
    »Komm, lass uns gehen. Bist du auch auf Noras Party?«
    Gerion zögerte. »Ich muss morgen früh raus, Drehbeginn um sieben, ich muss um fünf aufstehen.«
    »Nur kurz. Du kannst mich hier nicht allein lassen. Ich geh auch nur meiner Mutter zuliebe hin. Oder wollen wir woanders hingehen? Was trinken?«
    »Im Prinzip gerne, aber ... okay, ich gehe kurz mit auf die Party, obwohl: ich habe gar nicht bestätigt.«
    »Du gehst einfach als mein Begleiter.«
    Er grinste. »Na klar, der Mädchenschwarm Lasse ist schwul.«
    Angeblich gab es einen Fahrdienst vom Kino zu Noras Party, aber wir nahmen uns ein Taxi, da alle Autos unterwegs waren und wir keine Lust hatten, zu warten.
    Im Taxi roch es nach dem Aftershave des Fahrers.
    »Weißt du die Adresse?«, fragte Gerion, der so aussah, als ob er gerade bereute, zugesagt zu haben.
    »Wir können woanders hingehen.«
    »Nein, schon okay.«
    Ich sah in die Mails auf meinem iPhone und nannte dem Fahrer die Adresse, der gleich Bescheid wusste.
    »Premierenfeier?«
    »Ja«, sagte Gerion höflich und unterhielt sich kurz mit ihm. Mir war nicht danach zumute, ich war nicht gut darin, Small Talk zu machen. Ich lehnte mich zurück und sah aus dem Fenster. Gerion behauptete immer, es läge an meinen nordischen Wurzeln. Diese Melancholie. Knut Hamsun und so. Bloß weil ich Halbschwede war?
    Das Taxi hielt vor einem Tor. Der Fahrer zögerte, die Auffahrt herauf zu fahren, doch Gerion gab ihm ein Zeichen und der Wagen reihte sich hinter den anderen Wagen ein. Ich reichte Gerion einen Zehner, aber er lehnte ab und bezahlte großzügig. Manchmal behandelte er mich wie seinen kleinen Bruder. Wir stiegen aus, es war schwülwarm und ich überlegte, ob ich die Anzugjacke ausziehen und an der Garderobe abgeben konnte. Allerdings trug ich darunter nur ein T-Shirt und irgendwie sah diese Party sehr förmlich aus.
    Schon in der Eingangshalle standen so viele Menschen, dass wir einen Moment warten mussten. Auch vor der Garderobe war eine Schlange, daher gingen wir gleich in den ersten Saal. Als wir uns durch die Menge schoben, entdeckte ich Marco.
    »He, Alter!«
    Ich hatte einmal mit ihm gedreht. Mir waren hauptsächlich die Abende auf seinem Hotelzimmer in Erinnerung geblieben, wo wir gekifft und gepokert hatten.
    »He, kennst du Gerion?«
    »Weiß nicht, du kommst mir bekannt vor. Warst du letztens in dem Polizeiruf?«
    Gerion kniff leicht die Augen zusammen. Das tat er immer, wenn ihn jemand nervte, und er höflich bleiben wollte. Marco bemerkte es trotzdem und zog mich auf die Seite.
    »Bist du hier, um Spaß zu haben?«
    Ich war mir nicht sicher, worauf die Frage hinauslief.
    »Vielleicht?«
    »Rausgehen, was rauchen?«
    »Nein danke. Ich will erst Mal was essen, ich habe nur Popcorn im Magen.«
    »Jo, klar.«
    Ich drehte mich zurück zu Gerion, aber Marco hielt mich auf.
    »Hier, für später!«
    Er hielt mir einen Joint hin. Ich zögerte.
    »Dann kommt dein Freund auch besser drauf.«
    Weil ich keine Lust auf eine längere Diskussion hatte, nahm ich den Joint, bedankte mich und steckte ihn ein, obwohl ich nicht unbedingt vorhatte, ihn zu rauchen.
    Gerion winkte mich zu sich, aber hauptsächlich weg von Marco. Er traute ihm nicht.
    »Ich habe das Buffet entdeckt!«
    Da war nichts zu entdecken, das Buffet zog sich über die ganze Seite des Saals. Das große Fressen. Hinter weiß gedeckten und mit Platten und Warmhaltebehältern beladenen Tischen standen Köche mit weißen Schürzen und verteilten die Speisen an Leute, die sich so benahmen, als hätten sie seit Tagen nichts gegessen. Vor den Tischen hatte sich eine Schlange gebildet.
    »Los, du kannst das!«, sagte Gerion und grinste.
    Ich war ein verdammt schlechter Buffet-Esser und Gerion wusste das.
    »Du holst das Essen, ich die Getränke«, schlug ich vor.
    Er zog die Augenbrauen hoch. Keine Chance.
    »Okay: Ching, Chang, Chong.«
    »Ohne Brunnen.«
    Er hielt die Hand hoch und diesmal grinste ich. Gerion gewann nie bei Ching, Chang, Chong. Dabei gab es eigentlich nur eine Regel: Nicht Nachdenken ! Wenn man gewinnen wollte, musste man sich allein auf eine Sache konzentrieren. Den Sieg. Aber nicht nachzudenken war eindeutig nicht Gerions Stärke. Natürlich gewann ich.
    »Wieso gewinnst du immer?«
    Ich
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