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Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)

Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)

Titel: Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)
Autoren: Lori Foster
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zahlreichen Ohrringen entlang.
    Darauf erwiderte er nichts, betrachtete nur stumm das Tattoo, das sich um ihren Oberarm schlang.
    Anabel musste sich zurückhalten, um dem Drang zu widerstehen, sich zu verteidigen. »Was ich sagen wollte, ist, dass sie nichts mit Nicole zu tun haben wollte. Statt sich um ihr Kind zu kümmern, verbrachte sie ihre Zeit damit, Partys zu feiern und sich selbst zu beweisen, dass sie sexy war und dass die Männer sie wollten.«
    »Sie war sexy. Und ich weiß, dass es ihr nicht an Dates gemangelt hat.«
    »Nein, aber dass du sie zurückgewiesen hast, hat ihr Selbstbewusstsein ziemlich angeknackst.« Doch Anabel wollte seine Schuldgefühle nicht noch verstärken und fügte hinzu: »Du hast es wahrscheinlich nicht gewusst, aber Shelly hatte keine sehr glückliche Kindheit.« Was für eine Untertreibung.
    »Und deshalb soll sie keine perfekte Mutter gewesen sein können?«
    »So etwas wie eine perfekte Mutter oder einen perfekten Vater gibt es nicht. Aber nein, ich meinte damit, dass sie dadurch ein sehr unsicherer Mensch geworden ist. Ich denke, dass sie Nicole auf ihre Weise geliebt hat – aber sie wollte nicht an sie gebunden sein. Sie hat geglaubt, dass ein Baby sie für die Männerwelt weniger attraktiv machen würde. Und sie hat geglaubt, dass Männer sie mit anderen Augen betrachten würden, weil sie ein Kind zur Welt gebracht hat. Also hat sie es geheim gehalten.«
    »Vor ihrem gesamten Umfeld?«
    »Vor den meisten Menschen.« Ihre Eltern hatten es gewusst – und waren dagegen gewesen. »Ich arbeite zu Hause, also habe ich mich um Nicole gekümmert.« Dies war der Punkt, an dem sie ihn überzeugen musste, der Punkt, den er verstehen musste. »Ich bin die einzige Mutter, die die Kleine je kennengelernt hat, Gil.«
    Wieder musterte er sie, und Anabel spürte, dass sie seinen Ansprüchen nicht genügte. Nicht, dass sie ihm daraus einen Vorwurf machte. Auch sie hatte Zweifel gehabt, als sie damals die Versorgung des Babys übernommen hatte. Aber sie liebte Nicole und hatte stets ihr Bestes gegeben. Und für eine Weile war das genug gewesen.
    Doch jetzt reichte es nicht mehr. Jetzt brauchte sie Gil.
    Er sagte nur: »Du hast ganz allein für sie gesorgt?«
    »Zum größten Teil.« Und intensiver, als er es sich vermutlich vorstellen konnte. »Nicole war über Shelly krankenversichert, und manchmal, wenn sie daran dachte, hat Shelly auch Geld beigesteuert. Aber sie hat so gut wie keine Zeit mit der Kleinen verbracht. Und wenn sie sie mal genommen hat, wirkte es so, als wäre Nicole eine Fremde für sie und nicht ihre eigene Tochter.«
    Schweigend stand er vor ihr und sah weder besonders überzeugt noch skeptisch aus. Wenn Gil Watson sich entschlossen hatte, seine Gedanken zu verbergen, gelang ihm das ausgesprochen gut.
    Anabel starrte auf ihre Hände. »Ich wollte dir von Nicki erzählen.« Sie schluckte ihre Schuld und ihre Bedenken hinunter und gab noch ein Stück der Wahrheit preis. »Ich habe immer geglaubt, dass du ein guter Vater wärst. Mit deiner Hilfe wäre alles so viel leichter gewesen. Aber Shelly ist stur geblieben. Sie meinte, du würdest Nicole mitnehmen.«
    »Und sie wem wegnehmen? Ihr? Oder dir?«
    Sie hob den Kopf und erwiderte seinen Blick. »Ich wäre durchaus bereit gewesen, sie zu teilen.« Ihr Herz raste, und ihre Handflächen waren schweißnass. »Ich weiß, dass es seltsam klingt, aber Shelly hat immer gehofft, dich eines Tages doch noch für sich zu gewinnen – und sie wollte sichergehen, dass du dich um ihretwillen für sie entscheidest und nicht wegen Nicole. Du … du warst der einzige Mann, der sie je zurückgewiesen hat.«
    Mit der Hand fuhr er sich übers Gesicht und begann, im Büro auf und ab zu laufen. »Wir waren nur Freunde.«
    »Ihr wart aber auch zusammen.«
    Abrupt blieb er stehen und blickte sie eindringlich an.
    »Shelly hat mir … einiges erzählt.« Unbehaglich zuckte Anabel die Achseln und wünschte, sie wüsste, was in diesem Moment in ihm vorging, doch seine Miene war undurchdringlich. »Sie hat viel über dich geredet.«
    »Ich verstehe.« Er machte sich nicht die Mühe, seinen Unmut zu verbergen.
    Schnell erhob Anabel sich aus dem Sessel und ging zu ihm. »Sie ist in dem verdammten Autowrack gestorben, weil sie betrunken war. Vermutlich hat sie auch unter Drogen gestanden. Es wurde immer schlimmer und schlimmer mit ihr. Sie hat einfach nicht mehr gewusst, was wirklich zählt im Leben.« Anabel war vor Gil stehen geblieben. Die
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