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Lass mich dein Feuer spüren

Lass mich dein Feuer spüren

Titel: Lass mich dein Feuer spüren
Autoren: Laura Wright
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will, Frank. Ich hoffe, Sie können mir da helfen.”
    “Sie können ganz auf mich zählen, mein Sohn. Sagen Sie mir nur, was ich tun soll.”
    “Dieser verflixte Automat!” Abby schlug mit der Faust auf die Seite der Maschine und wartete, ob etwas geschehen würde. Aber es tat sich absolut nichts. “Typisch”, sagte sie gereizt.
    Ihr Magen knurrte, als sie den Flur zurück zu ihrem Kurs ging. Die Pause war gleich vorbei. Heute war ihr letzter Unterricht im Gemeindezentrum, und sie hatte immer noch nicht entschieden, was sie wegen eines neuen Raumes tun sollte.
    Der Raum, den Tanner ihr angeboten hatte, kam nicht mehr infrage. Und es war nicht nur ihr Stolz, der sie davon abhielt, etwas von ihm anzunehmen. Es war vor allem der Gedanke, dass sie Frank und Jan mit ihrem Schwindel wehtun würden, der es ihr unmöglich machte.
    Dennoch kreisten ihre Gedanken ständig um Tanner. Sie dachte an seine braunen Augen, das sexy Lächeln und seinen Humor. Und sie konnte seine Küsse nicht vergessen und seine heisere Stimme, die noch eine Spur dunkler geworden war, wenn sie sich geliebt hatten.
    Ihr wurde ganz heiß, und sie hätte sich am liebsten geohrfeigt. Wie sollte sie über ihn hinwegkommen, wenn sie ständig an die wenigen Nächte mit ihm dachte oder daran, wie lieb es von ihm gewesen war, ihr dabei zu helfen, ihre Ängste zu überwinden? Sie sollte sich besser daran erinnern, dass sie dagegen für ihn nichts erreicht hatte. Seine unglückliche Kindheit und Jugend hatten ihn offenbar unwiderruflich geprägt. Er schien sich jedenfalls nicht davon zu lösen. Selbst ihre Liebe hatte ihm da nicht geholfen.
    Doch all diese Erkenntnisse reichten nicht, damit sie sich Tanner aus dem Kopf schlug. Sie hatte Angst, dass sie ihn nie vergessen würde.
    Schon die Kündigung gestern war ihr so schwergefallen, dass sie den Rest des Tages im Bett verbracht hatte. Aber selbst die Patchworkdecke ihrer Mutter war kein Schutz gewesen. Es war, als sei ihr Herz in tausend Stücke zersprungen.
    Sie hatte daran gedacht, ihre Mutter oder Dixie anzurufen, um sich trösten zu lassen, hätte aber nicht gern zugeben, dass sie so dumm gewesen war, sich in ihren Boss zu verlieben. Es war besser, alle glaubten, sie sei glücklich und kurz davor, einen neuen Job zu beginnen. Dabei war sie kreuzunglücklich und verschickte an alle möglichen Firmen Bewerbungsunterlagen.
    Man hatte ihr zwar einen Job angeboten, aber den konnte sie auf keinen Fall annehmen. Als Jan sie am Montagmorgen zum Flughafen gefahren hatte, war sie so taktvoll gewesen, keine Fragen über Tanner zu stellen. Aber Jan hatte ihr ihre Freundschaft angeboten und einen Job – sollte sie je einen brauchen – bei einer von Franks kleineren Firmen, die sich mit Design und Marketing beschäftigten. Dafür müsste sie aber nach Minnesota ziehen, und obwohl es nur gut für sie wäre, so viele Meilen von Tanner entfernt zu sein, wollte sie auf keinen Fall so weit weg von ihrer Familie leben. Außerdem würden Jan und Frank, sobald sie von dem Schicksal ihrer Fabrik erfuhren, ohnehin nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen.
    Abby blieb an der Tür zum Kursraum kurz stehen und blickte über die arbeitenden Schüler. Sie musste lächeln, als sie an die schmeichelhaften Reaktionen auf ihren neuen Look dachte. Die Kursteilnehmer hatten sie mit Fragen bombardiert.
    Wer ist der Glückliche?
    Was haben Sie an diesem Wochenende gemacht?
    Langsam ging sie nun zu ihrem Pult. “Eure Aufgabe war es, eine Kohlezeichnung von einem Körperteil zu machen, und zwar entweder dem eines Freundes oder von euch selbst.” Sie lächelte die Schüler an. “Und wenn ich mich recht erinnere, hatte ich gesagt, dass ich besonderen Wert auf ein detailliertes Erfassen von charakteristischen Merkmalen lege, die ihr durch geschicktes Schraffieren hervorheben solltet. Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken. “Macht ruhig weiter. Ich gehe inzwischen herum, sehe mir eure Arbeiten an und mache Verbesserungsvorschläge.”
    Abby lobte, demonstrierte eine bestimmte Technik und hielt eine besonders schöne Zeichnung hoch, damit alle sie sehen konnten.
    “Dieser Kohlestift ist zu stumpf. Ich bringe dir einen Anspitzer”, sagte sie zu einem Schüler und machte sich auf den Weg zum Pult.
    “Vergiss mich nicht.”
    Atemlos wirbelte sie herum, als sie die vertraute Stimme hörte, sah aber nur die Rückseite einer Staffelei. Ihr Herz klopfte aufgeregt, als sie hinging und fast ängstlich darüber blickte.
    Tanner
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