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Langenscheidt Fußball-Deutsch, Deutsch-Fußball

Langenscheidt Fußball-Deutsch, Deutsch-Fußball

Titel: Langenscheidt Fußball-Deutsch, Deutsch-Fußball
Autoren: Gerhard Delling
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Spielfluss einmal unterbrochen, wird sofort abgepfiffen, die Zeit angehalten und der gegnerischen Mannschaft der Ball zugesprochen. Nur bei den absoluten Weltklasseteams, von denen es keine fünf gibt, kommt auf diese Weise eine richtig ansehnliche Partie zustande – mit unglaublichen akrobatischen Einlagen und allerhöchstem Tempo. Alle anderen Mannschaften dürfen sich je nach Spielklasse mehr Ballkontakte und weniger direktes Spiel erlauben. Das geht hinunter bis in die U 60, das steht für sechzigste Unterklasse, wo der Fußball doch mehr der anachronistischen Spielweise der Jahrtausendwende ähnelt.
    Nach fünf gespielten Minuten sind die Protagonisten zwar längst nicht aus der Puste, trotzdem sind die 30 Minuten Pause vom Wirtschaftsministerium, das für den Sport zuständig ist, bindend vorgeschrieben. In dieser Zeit nimmt der Staat Geld ein, denn er hat das Bier- und Wurstmonopol. Die Vereine dagegen betreiben die Toilettenhäuschen und verdienen sich so ein wenig nebenher.
    Haupteinnahmequelle ist die Energieerzeugung durch die Spieler während der Partie. Jede Bewegung schafft Energie und die wird über den hauchdünnen Ganzkörperanzug – ausgestattet mit tausenden winzig kleinen Akku-Chips – gespeichert und später verkauft.
    Fernsehrechte sind längst abgeschafft. Stattdessen kann sich jeder, der daheim geblieben ist, selbst das Bild von einer der insgesamt 80 installierten Dauerkameras in seinen virtuellen Visionsraum holen, muss aber pro Partie mindestens eine Pause lang aktiv mitkonsumieren, bevor er sich einem anderen Programmangebot zuwenden oder völlig abschalten kann. Letzteres wiederum ist auch nur dann erlaubt, wenn die Mannschaft seines Kontinents oder – bei subkontinentalen Wettbewerben – seines Landesverbandes nicht in Führung liegt. Das sind Grundgesetze, die nicht aus nationalistischen Erwägungen heraus konzipiert wurden, sondern allein aus wirtschaftlichen, denn so kann das bessere Team sein Bruttokontinentprodukt allein mit einem einzigen Weltpokalsieg deutlich gegenüber den Nicht-Fußballzonen steigern.
    Africup schöpft die sich aus dem Fußball ergebenden ökonomischen Möglichkeiten mittlerweile perfekt aus. Nach jedem großen Erfolg sind alle, die nicht zur Arbeit müssen, für zwei Tage zum Konsum gezwungen. Daraus resultierte ein exponentieller Vorteil für Africup, den allein Touropa fast egalisiert hat, möglich gemacht durch Übernahme der Fußballgesetze und deren schrittweise Ausdehnung auf die U-Klassen. Ziel ist es, dass in weniger als zehn Jahren alle Bürger mindestens zwei Tage pro Woche Fußball spielen und zwei Tage Fußball konsumieren.
    Wenn das gelingt, ist der Garten Eden nicht mehr weit … oder???
    NACHWORT
    Es wird Zeit, „Danke“ zu sagen – an diejenigen, die das Spiel erfunden haben und ohne die dieses Buch niemals geschrieben worden wäre.
Danke an England, das als das Mutterland des Fußballs gilt? Wohl kaum, hat doch anno 1350 König Eduard III. eine frühe Form des Spiels verboten, weil es angeblich vom Bogenschießen und anderen Kriegskünsten ablenke. Vielleicht muss man eher den Chinesen danken, die bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. ein ähnliches Spiel namens Ts’uh-küh kannten? Aber wer wollte bezweifeln, dass nicht schon der Homo Sapiens den einen oder anderen Stein mit dem Fuß in die Höhle des Nachbarn geschossen hat?
Also danke ich meinen Eltern, dass sie mir einen Ball in die Wiege legten (wie Bilder beweisen). Ich danke meiner Frau, dass sie immer zum Doppelpass bereit ist, meinen Kindern, dass sie meistens den Ball flach halten, den Jokern Roger Willemsen, Ulf Harten und Rudi Kargus, dass sie sofort mitgespielt haben, und den einsatzfreudigen Sportkameraden von Langenscheidt für ihren Offensivgeist und dass sie auch dahin gegangen sind, wo es wehtut.
    Und ich danke Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie sich auf dieses Spiel eingelassen haben. In der Hoffnung auf viele weitere Begegnungen
    Ihr Gerhard Delling

Letzte Worte
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