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Langenscheidt Anwalt-Deutsch/Deutsch-Anwalt

Langenscheidt Anwalt-Deutsch/Deutsch-Anwalt

Titel: Langenscheidt Anwalt-Deutsch/Deutsch-Anwalt
Autoren: Langenscheidt
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einem beliebigen Fall, Sie werden mit größter Wahrscheinlichkeit diese Antwort hören. Und warum? Weil das Recht eben nicht eindeutig ist. Und weil Anwälte möglicherweise sogar auf Schadensersatz haften, wenn sie eine falsche Rechtsauskunft geben, werden sie in aller Regel den Teufel tun und ihrem Mandanten sagen: „Klar hast du recht!“
Deshalb gibt es in der Juristerei kein Schwarz oder Weiß, sondern immer nur viele hübsche Grauschattierungen.
    Merke:
Schwarz und weiß sind bei Anwälten nur die Robe und die Krawatte (in Einzelfällen höchstens noch die Einnahmen und die Nasenscheidewand).
Ansonsten ist Jura eine ziemlich graue Angelegenheit.
    Anwalt sagt:
Der Fall ist bisher nicht entschieden worden. Da betreten wir juristisches Neuland.
    Anwalt meint:
    Ich bin entweder zu blöd, zu faul oder zu schlecht mit juristischer Literatur ausgestattet, um das richtige Urteil für deinen Fall zu finden. Also sage ich mal, es gibt gar keins. Wie es vor Gericht ausgeht, sehen wir dann ja.
    Hintergrund:
Mandanten wollen natürlich wissen, wie ihr Fall ausgeht. Leider weiß der Anwalt das aber nicht immer. Das kann viele Ursachen haben: Eine Recherche würde sich bei dem niedrigen Streitwert nicht lohnen. In der Bibliothek des Junganwalts mit seiner Wohnzimmerkanzlei stehen nur drei alte Lehrbücher aus dem Studium oder – ja auch das gibt es – der Anwalt ist ganz einfach zu dumm, um die Lösung zu finden. Soll er deshalb etwa » Keine Ahnung « sagen und mit den Schultern zucken? Aber nein, damit ist wirklich niemandem gedient. » Ihr Fall ist etwas ganz Besonderes. So was gab es noch nie. Sie schreiben Rechtsgeschichte, aber ich weiß halt noch nicht welche! « – Das klingt doch schon ganz anders …
    Merke:
Juristisches Neuland ist manchmal nur für den Anwalt juristisches Neuland.
    Anwalt sagt:
Das machen wir schon.
    Anwalt meint:
    Was genau wir „schon machen“ und ob du gewinnst, weiß ich allerdings nicht.
    Hintergrund:
Mandanten wollen mit einem guten Gefühl vom Anwalt zurückkommen. Dafür bezahlen sie ihn schließlich. Also nicken Anwälte ihren Mandanten zum Abschied sanft lächelnd zu und beruhigen sie mit Weisheiten von sorgfältig dosierter Verbindlichkeit wie » Das machen wir schon « . Der Mandant muss dann nur noch daran glauben – und schon geht es ihm besser.
    Merke:
Salbungsvolle Worte zu Glaubensfragen gibt es beim Pfarrer zwar deutlich billiger, der ist allerdings nur für das Jüngste Gericht zuständig. Wer aufmunternden Zuspruch für die irdischen Instanzen sucht, für den lohnt sich nach wie vor der Gang zum Anwalt.
    Anwalt sagt:
Ja, aber natürlich können Sie mich gerne jederzeit anrufen, wenn Sie noch Fragen haben.
    Anwalt meint:
    Auch noch Ansprüche stellen bei dem läppischen Streitwert! Sobald die Vorschussrechnung bezahlt ist, wirst du nicht mehr durchgestellt!
    Hintergrund:
Auch ein Anwaltstag hat nur 24 Stunden. Anwälte benötigen daher nicht unbedingt täglich einen Anruf ihrer sämtlichen Mandanten, in dem diese sich „nur mal kurz nach dem Zwischenstand in meinem Verfahren“ erkundigen wollen.
    Merke:
Vertrauen Sie Ihrem Anwalt, er meldet sich schon von selbst, wenn es etwas Neues zu berichten gibt.
Vor Gericht
Manchmal geht es leider nicht anders und ein Fall landet vor Gericht. Auch hier kann es nicht schaden, wenn man weiß, was der Anwalt wirklich sagen will:
    Anwalt sagt:
Mein Mandant kann aufgrund einer plötzlichen Erkrankung heute leider nicht selbst an der mündlichen Verhandlung teilnehmen.
    Anwalt meint:
    Ich habe meinem Mandanten gesagt, dass er bloß nicht herkommen soll, damit er hier kein dummes Zeug redet.
    Hintergrund:
Manche Mandanten hinterlassen beim Richter den besten Eindruck, wenn sie zu Hause bleiben. Anwälte entwickeln mit der Zeit ein sicheres Gespür dafür, wen man vor Gericht präsentieren kann und wen man lieber zu Hause lässt.
Manchmal kommt es allerdings auch vor, dass der Mandant ohne Absprache mit seinem Anwalt nicht in der Verhandlung erscheint. Das ist meistens gar nicht gut. Für den Richter ist der Unterschied allerdings kaum erkennbar. Denn der überraschte Anwalt wird zur Entschuldigung des Mandanten in der Regel ebenfalls etwas von » plötzlicher Erkrankung « oder » Stau auf der Autobahn « murmeln.
    Merke:
Wenn der Anwalt Ihnen sagt, dass Ihre Gerichtsverhandlung zwar bestimmt interessant wird, er Ihnen aber ans Herz legt, stattdessen die noch viel interessantere Wiederholung des Musikantenstadl zu gucken, dann sollten
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