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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine
Autoren: Wolfgang Ecke
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auf der anderen Seite Felix Billinger und zwei weitere Beamte.
    Billinger hatte Otto mit unverhohlenem Triumph zuerst einen Haftbefehl und schließlich einen Hausdurchsuchungsbefehl vorgelegt.
    Otto, der wußte, daß er im Augenblick die schlechteren Karten in der Hand hielt, zeigte sich als eleganter und gefaßter Verlierer:
    »Nun gut, das wäre also einmal Ihre Version. Nach der soll ich an dem Überfall auf de la Monte beteiligt gewesen sein.«
    »Ob beteiligt oder nicht, ist im Augenblick weniger wichtig. Fest steht, daß Sie über den Überfall Bescheid wußten.«
    »Sagen Sie!« nickte Otto freundlich, während er sich nach seinen Sachen bückte.
    »Das sagt in erster Linie Frau de la Monte.«
    »Worte...«
    »Sie waren in deren Wahl äußerst unvorsichtig, als Sie Frau de la Monte heute abend besuchten. Ja, und plötzlich kamen der Dame Bedenken. Sie ließ mich noch einmal zu sich kommen, und ich — « Billinger grinste wieder sein Siegergrinsen, »ich schloß mich ihren Bedenken an. Und siehe da: Wir entdeckten in Ihrer Geschichte ein gewaltiges Loch!«
    Otto lächelte verbindlich: »Es wird Ihnen sicher Vergnügen bereiten, mich an diesem Loch teilhaben zu lassen.«
    »Aber gern. Früher oder später wird es das entscheidende Indiz sein. Bemängelten Sie nicht das zu späte Eintreffen der Polizei?«
    »Ach, tat ich das?«
    »Ja, das taten Sie. Und genau das war ein Kardinalfehler. Das setzt nämlich voraus, daß Sie wußten, wann der Überfall stattfand... Aber das, lieber Herr, das wußten Sie ja gar nicht.«
    ’»Hm, in der Tat, das war eine dumme Formulierung von mir.«
    »Für uns eine glückliche.«
    »Sie werden nichts dagegen haben, Herr Inspektor, wenn ich meinen Anwalt verständige.«
    »Jetzt, um diese Zeit?« staunte Bilünger und sah seine Mitarbeiter ein wenig ratlos an. Schließlich nickte er.
    »Bitte, wenn Sie es durchaus mit Ihrem Anwalt verderben wollen.«
    »Mein Anwalt, Herr Inspektor, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit für mich zu sprechen.«
    Otto begann zu wählen. Während er das tat, sprach er weiter: »Wir telefonieren oft nachts zusammen... Wir sind beide Schachspieler, und da kommt es vor«, Otto drehte bereits die neunte Zahl, »daß wir uns über einen bestimmten Zug nicht einigen können. Spielen Sie auch Schach, Inspektor?«
    Billinger, der wie hypnotisiert auf Ottos Hand starrte, schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Hoffentlich ist er zu Hause...« Und dann sprach Otto rasend schnell: »Na endlich, Herr Doktor Moser. Hier spricht Otto. Ich werde in diesem Augenblick verhaftet. Man wirft mir Beteiligung an einem Überfall vor. Bitte, seien Sie so liebenswürdig und kümmern Sie sich um mich. Es wäre...«
    Das war der Moment, wo Leben in Inspektor Billinger kam.
    »Stopp!« schrie er wütend und stürzte auf Otto zu. Er riß ihm den Hörer aus derHand. »Hallo, wer ist dort am Apparat?«
    Mit zusammengepreßten Lippen starrte er an Otto vorbei, sagte dann, heiser vor Zorn: »Aufgelegt! Zu spät ist mir klargeworden, daß Sie mit Vorwahl telefoniert haben! Sie heißen nicht Otto, und das war kein Doktor Moser! Sie haben Ihre Komplizen gewarnt!«
    Ottos Lächeln hatte etwas Beschwichtigendes.
    »Tragen Sie es mit Fassung, lieber Inspektor. Lieber ein Sieg mit Schönheitsflecken als eine saubere Niederlage. Io& bin sicher, daß man Sie bald ins Ministerium berufen wird.«
    »Ihnen wird das Sprüchemachen bestimmt noch vergehen!« zischte Billinger böse, und seine beiden Kollegen nickten. Ebenso böse, ebenso enttäuscht. Aber alles kann man schließlich auch nicht vorausseheri.
    Oder... konnte man?

    Otto hielt in seinem Hin-und-Her-Marsch durch den Besucherraum inne.
    »Ja, Herr Hiller, viel mehr kann ich Ihnen zu diesem Fall nicht mehr sagen. Alles, was vielleicht noch fehlt oder unausgesprochen blieb, finden Sie mit Sicherheit in den Gerichtsakten.«
    Hiller legte seinen Stift zur Seite und sah Otto fragend an. »Eine letzte Frage noch: Glauben Sie, daß Ihre Kollegen Harlekine auf Anhieb gewußt haben, was der Anruf bedeutete?«
    »Ja natürlich. Aber es hat im Prinzip am weiteren Ablauf nichts geändert. Titus fuhr nach Antwerpen wie geplant und verkaufte dort das Diebesgut zu einem Spitzenpreis. Die anderen kehrten unbeanstandet und unentdeckt in ihre Heimatorte zurück.«
    Von draußen wurde der Schlüssel ins Schloß gestoßen. »Ich hoffe sehr, Otto, daß mein Chef weitere Besuchstermine genehmigt bekommt.«
    »Ich schließe mich Ihrer Hoffnung an. Es war eine
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