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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine
Autoren: Wolfgang Ecke
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Sekunden später standen die fünf Harlekine in der Küche, angestarrt wie eine Erscheinung von zwei Frauen und einem Kellner, dem es plötzlich Mühe zu bereiten schien, das Tablett mit gefüllten Gläsern festzuhalten.
    »Nur kein unnötige Aufregung!« rief ihnen Cäsar zu. »Ich bin nur der Leihkellner!« erklärte der Mann mit dem Tablett mit dünner Stimme.
    Cäsar stippte mit seinem linken Zeigefinger in eines der Gläser und ließ die Zunge daran naschen.
    »Ein teurer Sekt, was, mein Freund?«
    »D... d... das ist Ch... Ch... Champagner. Vom eigenen Weinberg des Herrn de la Monte.«
    Cäsar wandte sich der älteren Frau zu.
    »Sie sind die Köchin?«
    Die Grauhaarige mit der weißen Schürze und den rosigen Bäckchen nickte, ohne ihre Blicke von Cäsars langläufiger Pistole zu nehmen.
    »B... Bitte tun Sie uns nichts...« bat sie, dann zeigte sie auf das junge Mädchen, das sichtlich geschockt auf die fünf Männer stierte. »Das ist Editha, sie kann nicht sprechen.« Sie trat neben das Mädchen und legte schützend den Arm um sie.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen machen, wir sind weder an Ihren Seelen noch an Ihrem Geld interessiert. Die Nacht der Harlekine gilt diesmal den Reichen. Alles, was Sie zu tun haben, ist, die Arme hinter dem Kopf zu verschränken und vor uns her in den Salon zu marschieren. Finden Sie, daß das zuviel verlangt ist?«
    Die Köchin schüttelte den Kopf.
    »S... S... Soll ich das T... T... Tablett mit dem Champagner mit-mitnehmen?« stotterte der Leihkellner.
    »Wer so dumm fragt, mein Freund, wird es schwer haben, Oberkellner zu werden. Setzen Sie es ab, und dann hoch die Pfötchen!«

    Es war gespenstisch anzusehen, wie die eben noch ausgelassene Gesellschaft reagierte.
    Nach und nach verstummten die Gespräche, und schließlich hielt auch das letzte Tanzpaar inne und starrte auf die Gruppe der acht Menschen, von denen fünf in lustigen Kostümen steckten, während drei mit ängstlich verzerrten Mienen die Hände in Schulterhöhe hielten.
    Cäsar nickte Napoleon zu. Der hob seine Pistole und marschierte durch die sich öffnende Gasse auf den Plattenspieler zu.
    Sekunden später war es totenstill im Raum.
    Napoleon kehrte an Cäsars Seite zurück, der in diesem Augenblick seine Stimme erhob:
    »Ich sehe, meine verehrten Damen und Herren, Sie haben den Ernst der Lage erkannt. Und das ist gut und vernünftig — für alle Seiten, meine ich. Wir sind zwar falsche Harlekine, echt dagegen ist unser Waffenarsenal. Ich hoffe nicht, daß Sie uns zwingen, Sie vom Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zu überzeugen. Titus, kümmere dich um die Telefone!«
    »Stopp!!«
    Ein Herr im nachtblauen Smoking, blaßgesichtig, mit hektischen roten Flecken auf den Wangen, war zwei Meter vorgetreten.
    »Der Herr haben einen Einfall?« fragte Cäsar freundlich. »Haben der Herr vielleicht auch einen Namen?«
    »Ich bin de la Monte. Diese Herrschaften sind meine Gäste. Wieviel verlangen Sie dafür, daß sie unangetastet bleiben?«
    »Oh, das ist eine völlig neue Situation, so was hatten wir noch nie!« rief Cäsar betont überrascht. »Da muß ich mein Volk befragen!«
    Er trat auf Otto zu und flüsterte diesem ins Ohr: »Was nun, Otto?«
    »Ablehnen!« flüsterte Otto zurück.
    Cäsar nickte, verbeugte sich dann kurz vor de la Monte. »Mit überwiegender Mehrheit wurde Ihr Vorschlag soeben abgelehnt, Herr de la Monte.«
    Ein leises Murmeln der Empörung ging durch den Raum, und de la Monte selbst entrüstete sich:
    »Wie können Sie es wagen, von Mehrheit zu sprechen. Sie haben ja nur den einen befragt.«
    »Jeder biegt sich die Demokratie nach seinem System zurecht. In unserem System, lieber Freund, ist die Mehrheit zwei und die Minderheit drei.«
    »Nennen Sie mich nicht Ihren >lieben Freund<, Sie verdammter Spitzbube!«
    »Ganz, wie Sie wünschen. Sicher haben Sie auch recht damit. Es wäre mir bestimmt schwergefallen, bei einem Freund zu beginnen.« Cäsar richtete jetzt seine Blicke über de la Monte hinweg auf alle.
    »Noch ein paar Worte an die Allgemeinheit: Sollten sich unter Ihnen ein paar tapfere Männer befinden, die glauben, ihre Tapferkeit beweisen zu müssen, so sei Ihnen gesagt, daß wir aus Zeitgründen nicht mitspielen können. Also bleiben Sie bitte im eigenen Interesse zurückhaltend. Machen Sie es uns nicht schwer, und wir scheiden unbeschadet, kein bißchen angekratzt, voneinander. Und nun genug der Konversation!«
    Titus, der alle Telefonleitungen durchschnitten hatte, trat wieder
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