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Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer

Titel: Landluft für Anfänger 01: Großstadtmädchen haben's schwer
Autoren: Nora Lämmermann , Simone Höft
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Linienbusses zwischen den Sitzen zu ‚verschwinden’ (als wären hier Raubüberfälle, Schusswechsel und Bombenhagel an der Tagesordnung). Peinlich. Iris steht die Kinnlade aber auch auf …

10:45. Landrover. Beifahrersitz
    Na toll. Jetzt sitze ich ausgerechnet mit der herzallerliebsten Mia Jungspund in Torbens Auto. Ihr Auftritt war aber auch echt filmreif. Wie sie Torben direkt von der Bustreppe aus in die Arme geflogen ist. Hat ihn umarmt, als würden SIE sich seit Jahrzehnten kennen … Und wie sie sich über den doppelten Auffahrunfall amüsiert haben! Sehe die Schlagzeile schon vor mir: »Irre Halbschwestern aus der Stadt gefährden das Leben unserer Landbevölkerung«. Na ja, wenigstens das mit dem Porsche ging reibungslos. Der ADAC hat ihn abgeholt, und die Mietwagenfirma hat mir versprochen, bis heute Abend einen neuen Wagen zu bringen. Oh, Püppchen beugt sich vor. Wie die aussieht. Hatte die nicht vor acht Jahren das Gleiche an? Zumindest ihre Stiefel sind original aus den Fünfzigern. Jetzt macht sie auch noch den Mund auf: »Das ist echt nett, dass du mich zur Werkstatt fährst, Torben.«
    »Das ist doch kein Problem. Mit dem Bus hättest du noch zwanzig Minuten laufen müssen.«
    Ja, das hätten ihre ausgelatschten Schuhe sicher NICHT ausgehalten! Was soll denn dieser Augenaufschlag, flirtet die etwa mit dem? Typisch Torben, immer um Deeskalation bemüht: »Ihr habt euch also acht Jahre nicht mehr gesehen.«
    Nein, und es hätten gern auch noch mehr Jahre werden dürfen.

10:50. Landrover. Rückbank
    Wie die mich giftig beobachtet im Seitenspiegel. Kotzt mich eh an, dass ich hinten sitzen muss. Ich bin doch kein Kleinkind. Außerdem hab eindeutig ICH die längeren Beine. Und wie die sich aufgeführt hat in ihrem Businessdress. Kaum, dass ich aus dem Bus ausgestiegen war, schmettert die mir entgegen: »Ach, sieh an. Du lebst also doch noch.«
    War wohl angepisst, weil ich Torben kenne. Ich hab ganz cool reagiert: »Guten Tag. Mia Mann. Kennen wir uns?« Da ist der blöden Schnalle erst mal alles aus dem Gesicht gefallen.
    »Iris Neuberger, Schätzchen. Deine Halbschwester. Ich dachte, in deinem Alter funktioniert das Gedächtnis noch etwas besser.« Das sollte wohl eine schnippische Gegenwehr sein. Ich hab gleich noch einen draufgesetzt.
    »Kommt immer drauf an, wie gerne ich mich an etwas erinnern möchte. Und wie sehr es sich verändert hat.« Daraufhin guckte sie säuerlich. Treffer.
    »Wie auch immer, an den Erbschein, den du bekommen hast, wirst du dich ja bestimmt noch erinnern.«
    »Klar.« Muss sie ja nicht wissen, dass ich den nie zu Gesicht bekommen habe.
    »Ich hab keine Ahnung, was Oma Hedwig sich dabei gedacht hat, das Haus uns beiden zu vererben«, setzte sie im Oberlehrerinnen-Ton fort. »Aber da müssen wir jetzt durch. Ich bin netterweise bereit, den Verkauf zu regeln.«
    Wie gütig. Grrr! Hätt ich mir gleich denken können, dass die nicht leer ausgeht. Ganz toll! Ein Haus gemeinsam mit DER zu erben! Das hätte mir meine Mutter am Telefon ja ruhig noch sagen können. Ich kann nicht glauben, dass sie dieses winzige, aber nicht ganz unwichtige Detail vergessen hat. Obwohl, meiner Mutter ist alles zuzutrauen, dreht sich doch alles eh nur um sie. Trotzdem. Es reicht, wenn mir die Kapitalistenschweine meine Wohnung in Berlin wegschnappen. Dieses Haus bekommen sie NICHT! – Gott sei Dank, da vorne ist die Werkstatt. Meine Blase war kurz vor der Aufgabe. Wie nett Torben in den Rückspiegel lächelt, als er sagt: »Da steht das Schmuckstück. Sieht aus wie neu. Sollen wir auf dich warten, Mia, und dann in Kolonne …?«
    »Ähm, eigentlich dachte ich …«
    »Klar, Berlin kann nicht ohne dich. Das wilde Leben. Am besten, ich geb dir einfach meine Karte, und wir telefonieren, sobald ich einen Verkäufer …« Moment, ich lass mich von der doch nicht abschieben!
    »Danke, sehr freundlich. Aber ich möchte doch noch zu meinem Haus.«
    »Unserem.«
    »Ich verkaufe nämlich nicht.«
    Ich knalle die Tür zu und gehe eilig Richtung Werkstatt, denn – noch ein paar Sekunden länger, und es hätte ein Unglück gegeben …

11:10. Landrover. Beifahrersitz
    Torben schaut mich an. Er grinst. Ich lächle und sage: »Also, meine sechzehnjährige Tochter ist auch nicht schlimmer.«
    »Du hast eine Tochter?«
    »Ja, auch wenn sie unsere Verwandtschaft alle paar Tage gerichtlich prüfen lassen will.«
    Torben lacht. Ein lautes, sympathisches, herzliches Lachen. Es umfängt einen wie ein warmer, kuscheliger
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