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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Tamera Alexander
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Kolonialwarenladen gegangen war. Sobald Madame Hochstetler sie erblickte, war der Staubwedel, den sie gerade schwang, mitten in der Bewegung stehen geblieben. Ihre Miene hatte sich verzogen, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen.
    Véronique trat zur Verkaufstheke. „Madame Hochstetler, ich bin gekommen, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich bei Ihnen Waren bestellt habe, die ich nicht bezahlen konnte.“ Die Feindseligkeit, mit der Madame Hochstetler sie anschaute, hätte Véronique um ein Haar dazu gebracht, ihre Entschuldigung und ihr Friedensangebot zurückzuziehen. Aber das Wissen, dass Jack draußen wartete, gab ihr die Kraft, weiterzusprechen. „Ich bereue auch mein Auftreten, das ich Ihnen gegenüber an den Tag legte, als ich das letzte Mal hier war. Dafür möchte ich mich auch bei Ihnen entschuldigen.“
    Madame Hochstetler kniff die Augen zusammen. Die Abneigung in ihrem Blick wich etwas und an ihre Stelle trat ein starker Argwohn.
    Véroniques Finger verkrampften sich um das Pergament in ihrer Hand. „Ich habe das für Sie gezeichnet, Madame. Es ist ein Palast in der Nähe von Paris. Er heißt Château de Versailles. Er ist mit vielen kostbaren Erinnerungen für mich verbunden. Ich hoffe, dass Ihnen das Bild eine kleine Freude bereitet.“
    Madame Hochstetler warf einen Blick auf das Bild und schnaubte. „Was waren Sie dort drüben? Eine Königin oder so etwas?“
    Als sie an die Antwort dachte, die sie Madame Hochstetler an jenem Tag gegeben hatte, wurde ihr auch jetzt, zwei Monate später, noch warm. Und sie spürte wieder die Freiheit, die sie erfüllt hatte, als sie die Wahrheit aussprach. „Non, Madame. Ich war in Paris nur eine Bedienstete.“
    Jack räusperte sich. „Mademoiselle Girard, würden Sie mir die Freude bereiten und heute Abend mit mir essen gehen?“
    Véronique spürte, dass er sie anschaute, und blickte weiter geradeaus. „Und aus welchem Grund werden wir miteinander essen, Monsieur Brennan?“
    „Beantworte einfach meine Frage. S’il vous plaît.“
    Sie wandte ihm den Blick zu und freute sich über das, was sie sah. Die Zufriedenheit auf seinem Gesicht verriet ihr, dass er das auch wusste. „Ich würde sehr gerne mit Ihnen essen gehen, Monsieur Brennan.“
    Wortlos zog er sie an sich heran. Sie schob den Arm unter seinen und legte die Wange an seine Schulter. Das Quietschen der Räder auf der holprigen Straße und das gleichmäßige Klappern der Pferdehufe vermischten sich zu einer eigenen, vertrauten Melodie.
    Véronique konnte sich nicht mehr vorstellen, ohne Jack Brennan zu leben. Trotzdem war ihr schmerzlich bewusst, wie viel es sie gekostet hatte, ihn zu finden.
    Wenn ihr Vater vor so vielen Jahren nicht nach Amerika gegangen wäre, wenn ihre Mutter nicht so eine schlechte Entscheidung getroffen hätte und dann gestorben wäre, hätte sie Jack nie kennengelernt. Das Muster, das Gott in den Wandteppich ihres Lebens webte, war kunstvoll und kompliziert. Wie oft forderte der Segen, der darin lag, einen viel höheren Preis und reichte dann doch viel weiter, als sie in diesem Leben je begreifen würde?
    Ein plötzlicher Ruck ließ sie hochfahren. „Was war das?“
    Jack zog an den Zügeln. „Das werden wir bald wissen.“ Er legte die Bremse ein und sprang ab.
    Sie stieg aus und folgte ihm, während er die Räder überprüfte. „Wieder eine kaputte Felge?“
    „Nein, die Räder sehen gut aus.“ Er schaute unter den Wagen und kroch dann darunter. Er seufzte. „Aber der Hauptträger des Wagenbetts ist kaputt. Er ist einfach durchgebrochen. Dadurch drückt mehr Last auf die Achsen. Besonders auf die vorderen.“ Auf dem Rücken liegend, rutschte er weiter unter den Wagen. „Bei der schweren Ladung, die wir haben, könnten wir das ganze Bett verlieren, wenn wir in ein großes Schlagloch fahren.“
    „Kannst du das reparieren?“
    „Klar, mit dem richtigen Werkzeug und noch zwei anderen Männern.“ Er kroch wieder unter dem Wagen hervor und klopfte den Staub von sich ab. Er atmete schwer aus und blickte in die Richtung, in die sie fuhren. „Ich würde sagen, wir versuchen, es bis in die Stadt zu schaffen. Wenn es nicht mehr zu weit ist, könnte uns das gelingen.“
    Er lenkte Charlemagne und Napoleon in einem langsameren Tempo weiter über die Straße, und bei jedem Schlagloch spürte Véronique, wie Jack sich neben ihr anspannte. Doch als sie um die nächste Kurve bogen, tauchte die Stadt vor ihnen auf.
    Sie lag in einem geschützten Tal und der
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