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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Tamera Alexander
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war und ein Zeichen dafür, dass das Land wuchs und sich weiter entwickelte, läutete nicht nur das Ende des Berufes ein, mit dem er sich seinen Lebensunterhalt verdient hatte, sondern auch das Ende einer Ära.
    „Dieses Land hat sich verändert, Mary, und ich musste mich auch verändern.“ Er wandte einen Moment den Blick ab. „Früher sah ich manchmal dein Gesicht in einer Menschenmenge, und mein Herz blieb fast stehen.“ Er schüttelte den Kopf. „Natürlich warst du das nicht. Das wusste ich auch. Es war nur eine Frau, die dir ähnlich sah.“
    Aber das war lange nicht mehr passiert, was seine Zuversicht stärkte, dass seine Entscheidung, zum letzten Mal hierher zurückzukehren, richtig war.
    Er klopfte seinen Hut auf seinem Oberschenkel ab und verbreitete eine Staubwolke. Dann setzte er ihn wieder auf. „Ich werde dich immer in meinem Herzen tragen, Mary. Genauso wie dich, mein Sohn.“ Er dachte an den Morgen zurück, an dem Aaron geboren wurde. Seine Frau zu verlieren und sein Kind zu verlieren hinterließ tiefe, aber völlig unterschiedliche Wunden. Es fiel ihm schwer zu sagen, welcher Verlust im Laufe der Jahre schwerer zu ertragen gewesen war, aber es widersprach der Natur des Lebens, dass Eltern ihr Kind zu Grabe trugen. Davon war er fest überzeugt.
    „Irgendwie glaube ich, dass du schon lange darauf wartest, dass ich das tue, Mary. Und dass du es vielleicht sogar irgendwie unterstützt hast, aber …“ Er räusperte sich. Sein Herz schlug schneller. „Ich fange ein neues Leben an. Ich habe vor einiger Zeit unser Land oben in Oregon verkauft. Ohne dich und Aaron hätte ich es einfach nicht fertiggebracht, mich dort niederzulassen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das nicht richtig gewesen wäre.“
    Marys ruhige, zurückhaltende Art hatte es ihr schwer gemacht, bei Meinungsverschiedenheiten ihre Gefühle auszudrücken. „Du hast immer gesagt, mein Eigensinn sei genauso stark wie die Rinde einer Eiche, Mary Lowell Brennan.“ Er betrachtete wieder die Blume und musste lächeln. „Aber du wärst überrascht, wenn du die Geduld sehen könntest, die Gott mir im Laufe der Jahre geschenkt hat.“ Und wie sehr das Leben mit dir, auch wenn es nur drei kurze Jahre waren, mich verändert hat.
    Jack beugte den Kopf und sagte ein letztes, stummes Lebewohl.
    Er ging zu seiner Stute, band sie los und schwang sich dann in den Sattel. Er saß eine Weile da und betrachtete die Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete. Er wünschte sich, dass er die Gabe besäße, solche Landschaften auf Papier festzuhalten. Er hatte sich vor ein paar Jahren sogar einen Zeichenblock und Stifte gekauft, um die einsamen Nächte in der Prärie zu füllen. Aber obwohl er so gut zeichnte, dass er etwas veranschaulichen konnte, fehlte ihm eindeutig das Talent, etwas Kunstvolles zu Papier zu bringen. Deshalb bewunderte er diese Gabe bei anderen umso mehr, die mit Farben auf Papier bannen konnten, wie das junge Frühlingsgras sich im Wind neigte, als verbeuge es sich in Ehrfurcht vor dem Schöpfer, und wie die Prärie, obwohl sie endlos flach zu sein schien, tatsächlich in Richtung Westen leicht anstieg, bis sie endlich den Fuß der großen Rocky Mountains erreichte. Dort erwartete ihn ein neuer Anfang. Wenigstens hoffte er das.
    Die graue Stute unter ihm wurde unruhig.
    Jack beugte sich hinab und streichelte ihren Hals. Als sie zur Antwort wieherte, lächelte er. „Ruhig, Mädchen. Wir reiten gleich los.“
    Als er im vergangenen Sommer seinen letzten Planwagentreck von Denver nach Idaho und dann weiter nach Oregon geführt hatte, war ein Ehepaar namens Jonathan und Annabelle McCutchens mit dabei gewesen. Nachdem sie ungefähr eine Woche unterwegs gewesen waren, war Jonathan krank geworden, und sie hatten ihn und seine Frau zurücklassen müssen. Am Tag bevor dies passierte hatte Jonathan ihn gebeten, für ihn einen Brief aufzugeben, und er hatte ihm von der Stadt Willow Springs erzählt.
    Als Jack die Stute in Richtung Westen herumlenkte und die Fersen in ihre Seiten drückte, hörte er Jonathans Worte wieder, als wäre es erst gestern gewesen.
    „Ich habe in dieser kleinen Stadt nicht das gefunden, was ich suchte, aber ich habe herausgefunden, was mir mein Leben lang gefehlt hat.“
    Jack trieb die Stute zum Galopp an, und da er ihren Wunsch spürte, schneller zu laufen, lockerte er die Zügel. Wenn er Willow Springs erreichte, wollte er auf jeden Fall den Brief überbringen, den er von Annabelle für Pfarrer Patrick Carlson
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