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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
Autoren: Ilona Andrews
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Hältst du mich für die Sorte Mann, die Kinder ermordet und dich hemmungslos ausnutzt?«
    »Nein«, antwortete sie. »Das tue ich nicht. Ich will mit dir zusammen sein, Declan, ich liebe dich sehr. Aber deine Familie könnte mich hassen, und du könntest es dir anders überlegen. Wenn wir es auf meine Weise machen, hast du einen Ausweg. Und du verlierst nichts dabei.«
    »Du willst also, dass ich dir vertraue, du vertraust mir aber nicht«, sagte er.
    »Das ist die Prüfung«, gab sie zurück. »Drei Urkunden, dreißig Tage. Mein letztes Wort.«
    Seine Miene blieb unverändert. »George, in meinem Zimmer steht eine Holzschachtel. Hol sie. Du bekommst deine Urkunden«, sagte er. »Fang schon mal an zu packen.«
    Sie brauchten einen ganzen Tag, um ihre wenigen Habseligkeiten zu packen. Sie mussten mit leichtem Gepäck reisen, mit nicht mehr, als jeder von ihnen tragen konnte. Rose dachte an Kleider zum Wechseln für alle. Die Kinder nahmen ihre Spielsachen und die drei Bände InuYasha mit. Das Geld aus dem Broken würde ihnen im Weird nichts nutzen, also gab Rose alles, was sie hatte, ihrer Großmutter. Sie würde ohne einen einzigen Cent eigenes Geld im Weird ankommen.
    Declan hatte sich inzwischen in den Blaublütigen aus dem Weird zurückverwandelt. Graues Lederwams, Schwert, Rucksack und Wolfsumhang waren wieder da. Und auch sein hochmütiger Ausdruck. Er hatte noch keine drei Worte mit ihr gesprochen.
    Dann kam der tränenreiche Abschied von Großmama.
    »Komm mit uns«, bat Rose. »Bitte.«
    Aber Éléonore nahm sie nur in den Arm. »Ich hätte Cletus niemals verlassen können, selbst wenn ich gewollt hätte. Ich konnte nirgendwohin und auch das Meer nicht überqueren. Aber du hast eine Wahl. Wenn es nicht hinhaut, kannst du jederzeit hierher zurückkommen. Jederzeit, Rose. Was auch sein mag, ich stelle keine Fragen. Lass mich dir das versprechen, damit ich nachts besser schlafen kann.«
    »Nächsten Sommer kommen wir dich besuchen«, beteuerte Rose.
    Als sie den Weg in den Wald einschlugen, schaute Rose noch einmal zurück und sah ihre Großmutter mit einem verlorenen Gesichtsausdruck auf der Veranda stehen.
    George schniefte.
    »Nächsten Sommer überreden wir sie, mit uns zu kommen«, teilte sie ihm mit.
    Sie gingen fast den ganzen Tag. Mit jedem Schritt wurde der Wald dunkler und geheimnisvoller, die Bäume dicker, das Geäst verschlungener. Seltsame Geschöpfe huschten durchs Laub, und bizarre Blumen blühten wie weiße und orangefarbene Wegmarken zwischen den Wurzeln.
    Endlich blieb Declan stehen und sagte: »Die Grenze.«
    Der Augenblick der Wahrheit. Entweder war ihre Magie für den Übergang stark genug oder nicht. Rose nahm die Jungen bei den Händen und trat einen Schritt vor. Druck erfasste sie. Die plötzliche Belastung ließ sie nach Luft schnappen, aber sie wagte den nächsten Schritt, dann noch einen und noch einen, dann waren sie drüben.
    Sie fühlte sich von einer unfassbaren Leichtigkeit erfüllt. Magie durchpulste sie, lebhaft, stark, und das Glücksgefühl entlockte ihr ein leises Lachen.
    Declan griff in sein Lederwams und zog eine kleine Pfeife daraus hervor. Ein schriller Pfiff zerriss die Stille des Waldes. Von der Pfeife ging Magie aus, und ihrem Signal antwortete Pferdegetrappel, dann brach ein großes Reittier durchs Unterholz. Mächtig, mit breiten Schultern, tiefer Brust und kräftigen Läufen, sah es aus wie eine Kreuzung aus einem Kutschpferd und einem wilden Widder. Das Tier senkte den mit zwei stahlbewehrten Hörnern gekrönten Kopf und stupste Declan sanft an.
    »Sein Name ist Grunt«, erklärte Declan.
    Das Reittier ließ daraufhin ein Grunzen vernehmen. Die Wanderer verstauten ihr Hab und Gut in den Satteltaschen, hoben George und Jack auf Grunts Rücken und brachen auf.
    Zwei Tage später ließen sie den Wald endlich hinter sich und kamen an eine Straße. Declan trieb sie an, und bei Einbruch der Nacht stießen sie auf eine Ansiedlung.
    Es war eine kleine Ortschaft, die sich an einer gepflasterten Straße hügelaufwärts zog. Zwei- und dreistöckige Gebäude im Grünen rankten sich den Hang hinauf. Manche weiß getüncht, andere aus rosafarbenen oder gelben Ziegeln gemauert, die meisten mit rötlich orangefarbenen Schindeln gedeckt. Da und dort sprühten Straßenlaternen magische Funken. Einige Bauten wiesen merkwürdige Kuppeln auf, die Mauern anderer waren mit seltsamen, fließenden Hieroglyphen beschriftet.
    Eine kleine Kutsche fuhr vorbei, den Hügel hinauf. Ohne
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