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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
Autoren: Ilona Andrews
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Schlafittchen hatte.
    William verschränkte die Arme. »Und was wollen Sie?«
    Die Frau hob den Kopf. »Ich will, dass Sie tiefer ins Edge vordringen und Spider finden. Ich will, dass Sie ihm wegnehmen, wonach er sucht, und es mir aushändigen. Wenn Sie ihn dabei töten, betrachte ich das als Bonus.«
    Die nächste Frage musste sein. »Warum ich?«
    »Weil er meine Agenten kennt. Er weiß, wie sie denken, und er tötet sie. Sie sind zweimal mit ihm aneinandergeraten und haben es beide Male überlebt. Das ist Rekord.« Sie biss die Zähne zusammen, sodass ihre Kiefermuskulatur hervortrat. »Spider ist der denkbar schlimmste Feind. Ein Gläubiger, fest davon überzeugt, einer höheren Macht zu dienen. Er hört erst auf, wenn er tot ist.«
    »Und Sie sind hier, weil Sie nicht wollen, dass Ihre Leute auf der Jagd nach ihm draufgehen«, sagte William. Er als Gestaltwandler hingegen war entbehrlich. Nichts Neues unter der Sonne.
    Nancys Stimme klang wie ein Peitschenknall. »Ich bin hier, weil Sie von allen zur Verfügung stehenden Einsatzkräften für diese Aufgabe der Beste sind und weil ich mir keinen weiteren Fehlschlag leisten kann. Ich kann Sie nicht zwingen, mir zu helfen. Ich habe keine Macht über Sie. Ich kann Sie nur bitten.«
    Wenn das ihre Art zu bitten war, wollte er gar nicht erst wissen, wie sich ihre Befehle anhörten.
    Immerhin bat sie ihn. Und das war neu. Er hatte sein ganzes Leben nur Befehle erhalten. Declan war der Einzige, der ihn jemals um etwas gebeten hatte. Der dämliche Blaublütige hatte darauf bestanden, ihn wie einen Menschen zu behandeln. Trotzdem, dachte er, hatte er hier ein bequemes Leben. Ihn um etwas zu bitten allein würde ihn nicht davon loseisen – aber sie servierten ihm auch Spider. Das Wissen, dass der Kindermörder in Reichweite lebte, würde ab jetzt an ihm zehren, sich ihm wie eine Zecke unter die Haut bohren, bis er darüber den Verstand verlor. Er musste den Kerl töten. Das war seine letzte offene Verbindlichkeit. Er würde Spider umbringen, sein Blut schmecken und ohne Gewissensbisse hierher zurückkehren.
    Tiefer ins Edge vordringen, wie? Das Edge folgte dem Übergang zweier Welten von einem Ozean zum anderen und verbreiterte oder verengte sich dabei nach Belieben. Manchmal betrug seine Tiefe nur drei Meilen, dann wieder fünfzig. »Und wo im Edge steckt Spider?«
    »In den Sümpfen«, antwortete Erwin. »Westlich von hier verengt sich das Edge fast zu einem Nichts, ehe es plötzlich so breit wird, dass es ein riesiges Sumpfgebiet einschließt, das von den Einheimischen das Moor genannt wird. Wir schätzen das Gebiet auf ungefähr sechshundert Quadratwegstunden, wenn nicht mehr.«
    Neunhundert Quadratmeilen. »Ein Monstersumpf.«
    »Das Moor liegt eingeklemmt zwischen dem Weird und dem Herzogtum Louisiana sowie dem Broken und dem Bundesstaat Louisiana«, fuhr Erwin fort. »Das meiste ist Morast und Wasser, unpassierbar und auf keiner Karte verzeichnet. Das Herzogtum hat dort jahrelang Ausgestoßene entsorgt, die zu gesättigt sind mit Magie, um ins Broken weiterzuziehen, also bleiben sie einfach da hängen, gestrandet zwischen den Welten.«
    William zog die Augenbrauen hoch. »Ein Sumpf voll mit Kriminellen.« Da würde er sich wie zu Hause fühlen.
    »Genau.« Nancy nickte. »Spider ist ein Mann der Städte. Wenn es nicht unbedingt sein müsste, würde er nie ins Moor ziehen, wo er sich nicht auskennt. Es gibt ein Dutzend Brandherde, aber seine Leute mischen stattdessen die Sümpfe auf. Die suchen da etwas. Und ich will wissen, was das ist, und es in meinen Besitz bringen.«
    Sie bat nicht gerade um viel, oder? Lediglich um den Mond und die Sterne.
    »Die Louisianer haben eine Abteilung Luftwaffenlindwürmer an die Grenze zum Moor verlegt«, sagte Erwin.
    William verzog das Gesicht. »Die darauf wartet, Spider aufzunehmen, sobald er aus dem Sumpf kommt.«
    Erwin nickte.
    Was immer Spider suchte, musste wertvoll sein, wenn man einen Lindwurm für ihn abstellte.
    Nancys Augen funkelten räuberisch. »Das Herzogtum Louisiana will Krieg, aber erst, wenn man sich dort sicher ist, diesen Krieg auch zu gewinnen. Spider hat die letzten zehn Jahre versucht, dem Herzogtum das Mittel dafür zu verschaffen. Dieses Mal muss er auf etwas Beachtliches gestoßen sein. Wenn das Herzogtum losschlägt und siegt, werden sämtliche Gestaltwandler innerhalb unserer Grenzen ermordet werden.«
    »Halt«, warnte William sie. »Auf die Bilder war ich nicht vorbereitet, aber ich bin kein Narr.
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