Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Boden des Schwimmbeckens glänzte der Malachit des Aschenbechers im Licht der Scheinwerfer und blinkte mich durch das noch leicht bewegte Wasser wie eine grüne Signallampe an.
Kapitel 46
    Der Buschmann war als Erster zur Stelle.
    Völlig geräuschlos tauchte er aus der Dunkelheit auf und sah sich auf der Veranda um, den gezogenen Revolver in der Hand, aber nicht im Anschlag. Rena reagierte nicht auf sein Erscheinen. Ich deutete zum Pool, und der kleine Mann kam näher und entdeckte die Leiche im Wasser.
    „Sie hat es also getan“, sagte er.
    „Woher wollen Sie das so genau wissen?“
    „Ich habe es bereits geträumt.“
    Nachdem er es gesagt hatte, lächelte er mich an. Obwohl er zu mir aufschauen musste, war er in diesem Augenblick ganz der weise Kenner der Umstände, der Nachsicht mit dem unwissenden Fremden übt.
    Hatte ich ihn bislang eher wegen seiner zierlichen und sehnigen Gestalt wahrgenommen, so erschloss sich nun auch sein Gesicht für mich. Die Stirn war breit, das Kinn spitz, die Nase breit und flach, die Lippen voll. Die Backenknochen hatten etwas von einem Mongolen, so, wie die großen Augen, die schräg standen. Seine feinen Ohren liefen nach oben hin spitz zu. Die lederne, fein genarbte Haut war gelblichbraun und wirkte ausgetrocknet. Bei ernstem Gesichtsausdruck spannte sie sich straff über den Wangenknochen und machte ihn wesentlich älter, als er war. Der Anblick erinnerte mich an das mumifizierte Haupt eines Pharaos. Doch die dunkelbraunen Augen waren lebendig und wach und gaben seiner Klugheit Ausdruck.
    Warum sollte ich an den Worten dieses Wahrsagers zweifeln? Er war ein Nachfahre des legendären Volkes der San, das wir Europäer meist als Buschleute bezeichnen - so, wie wir Sinti und Roma immer noch gerne Zigeuner nennen. Dass dies nicht nur Zeichen von Bequemlichkeit und Nachlässigkeit ist, sondern auch Beweis einer latenten Unterschätzung, also mangelnden Respekts, war mir nie bewusster als in diesem Augenblick.
    „Eine Frau hat ihn getötet, und die Krokodile haben ihn bekommen“, stellte er andächtig fest.
    Wie benommen sah ich über das erleuchtete Wasser.
    „Man kann sie nicht sehen“, sagte er. „Aber er ist schon bei ihnen. Er war ein böser Mann. Er hat das Land und seine Menschen nicht verstanden. Nur mit den bösen Tieren kam er aus.“
    Auf wie vielen Safaris mochte er seinen Arbeitgeber begleitet haben? War er auch bei der Menschenjagd dabei gewesen? Vermutlich nicht. Sie war in jenen Zeiten das Privileg der Weißen gewesen.
    Das Klatschen nackter Fußsohlen auf Stein wurde lauter, und ich konnte Gormann erkennen, der im Laufschritt näher kam. Er trug die langen Haare offen und war nur mit einem Paar Boxershorts bekleidet. Die pechschwarzen Strähnen umwehten seinen Kopf, und wäre der silbergraue Bart und die bleiche Haut nicht gewesen, hätte man ihn für einen alten Indianer halten können. Der Auftritt war so absurd, dass der Buschmann den Revolver wegsteckte.
    „Was ist passiert?“ rief Gormann.
    Laut um Atem ringend, erreichte er das Wasserbecken und bekam seine Antwort, noch bevor ein Wort verloren werden musste. Geschockt blieb er stehen, wich zurück und starrte mich an.
    „Sie haben das Team zu früh nach Hause geschickt“, sagte ich. „Das hier können Sie nicht mehr mit Ihrem Hauptdarsteller nachdrehen.“
    Kraftlos ging Gormann in die Knie, setzte sich auf den Boden und schüttelte nur mehr den Kopf.
    Rena verschwand im Haus. Beunruhigt sah ich ihr nach. Bevor ich ihr folgen konnte, erreichten uns die anderen Männer der Wachmannschaft. Diejenigen, die Streife gegangen waren, hatten ihre Hunde dabei. Der Buschmann verfügte über genug Autorität, um sie uns vom Leib zu halten. Er beriet sich in Afrikaans mit Dave und dem Inder, während die Ankömmlinge den Pool in Augenschein nahmen.
    Rena kam zurück und reichte mir wortlos das Telefon. Mir war nicht ganz wohl in meiner Haut, und ich wandte mich vorsichtshalber an den Buschmann.
    „Wir sollten die Polizei verständigen.“
    Nach kurzem Zögern sagte er: „Okay - wir werden keinen Krieg mehr für ihn führen.“ Er widmete sich erneut seinen Kameraden und vermittelte ihnen die Lage in Afrikaans.
    Erleichtert wählte ich die Nummer, die Stan Wishbone mir gegeben hatte, bevor wir jene unselige Farm verlassen hatten.
    Für alle Fälle ... hatte er gesagt.
Angesichts der Strecke Kapstadt, Ende November 2003
Kapitel 47
    Das Büro war klein wie ein Schuhkarton, lag in einem klotzigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher