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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition)
Autoren: John Rector
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den Seitenstreifen. Wir gehen beide um den Wagen herum und als sie an mir vorbeikommt, ergreife ich ihre Hand.
    »Nein, Jake.«
    Ich lasse los.
    »Was ist denn?«
    »Nichts.«
    Sie sieht zu mir hoch und wendet den Blick ab. »Ich fühle mich wohler, wenn wir das hier hinter uns haben und in Mexiko sind. Okay?«
    »Okay.«
    Sie lächelt, dann dreht sie sich um und geht auf die Fahrerseite. Ein paar Minuten später sind wir wieder auf der Straße.
    Als wir die Grenze erreichen, steht die Sonne tief am Horizont, und ringsum leuchtet das Abendlicht warm und orangefarben.
    Diane hält das Lenkrad fest umklammert. Ich strecke meine Hand aus und lege sie auf ihr Bein.
    »Alles wird gut. Entspann dich.«
    »Warum bist du nicht nervös? Du bist doch der, den alle suchen.«
    »Keine Ahnung«, sage ich. »Ich bin es eben nicht. Doug hat mir erzählt, dass sie meistens nicht die Leute anhalten, die das Land verlassen. Nur die, die reinkommen.«
    »Wann hat er das gesagt?«
    »Heute Morgen.«
    »Was hat er dir sonst noch erzählt?« Ich denke an mein Gespräch mit Doug und überlege, was ich ihr noch davon erzählen kann. »Er hat gesagt, wir sollten Extraknete für die Polizei bereithalten.«
    »Wozu?«
    »Schmiergeld.«
    Anscheinend denkt Diane einen Augenblick darüber nach, dann sagt sie: »Wir haben keine Extraknete.«
    »Nein«, sage ich. »Also fahr langsam.«
    – – –
    Als ich zum ersten Mal die Polizei und den Grenzschutz auf der Brücke erblicke, die nach Mexiko führt, spüre ich, wie sich tief in meinem Magen ein kleiner Knoten bildet. Er löst sich auf, als ich die offenen Tore und leeren Kioske sehe.
    »Wo sind denn alle?« Ich zeige auf die andere Seite der Brücke und den Verkehrsstau in Richtung Norden. »Offensichtlich sind alle da drüben«, sage ich. »Doug hatte recht.«
    »Und solange wir nicht zurückkehren, sind wir nicht in Gefahr.«
    Mir gefällt ihr Tonfall nicht, aber ich ignoriere ihn. Durch das Fenster erblicke ich vier Grenzschützer, die um zwei Patrouillenlastwagen herumstehen.
    Sie sehen nicht zu uns herüber, als wir vorbeifahren.
    Als wir auf der anderen Seite ankommen, biegen wir von der Brücke ab und verschmelzen mit dem Stadtverkehr.
    – – –
    Diane hält an einem Hotel unmittelbar am Highway und geht hinein, um ein Zimmer für die Nacht zu buchen. Ich bleibe mit angeschaltetem Innenlicht im Wagen und verfolge die Route nach El Regalo auf der Karte. Ich fahre mit dem Finger die dünnen roten und blauen Straßenlinien zur Küste entlang, aber meine Augen sind schwer, und ich muss kämpfen, sie offenzuhalten.
    Ein paar Minuten später kommt Diane mit einem Schlüssel heraus.
    »Wir haben das letzte Zimmer bekommen«, sagt sie. »Alles voll.«
    »Wir haben Glück.«
    »Ich weiß nicht. Hier sind so viele Leute.«
    Sie gibt mir den Schlüssel, dann fährt sie den Geländewagen auf den Parkplatz hinter dem Gebäude. Ich nehme die .38er aus dem Handschuhfach und stecke sie hinter den Hosengürtel, bevor wir hineingehen.
    Das Zimmer ist wie jedes andere Hotelzimmer. Es gibt ein Bett, einen Schreibtisch und einen Fernseher auf einer Kommode. Das einzige Fenster ist vergittert und gibt den Blick auf einen Maschendrahtzaun und ein kleines Viereck aus verdorrendem, mit Müll übersätem Gras frei, der vom Highway herübergeweht ist.
    Ich ziehe die Vorhänge zu und knipse die Schreibtischlampe an.
    Diane steht mit vor der Brust verschränkten Armen an der Tür. Sie sieht mich an. »Mir gefällt das nicht.«
    »Es ist nur für eine Nacht.«
    »Ich meine, dass wir anhalten«, sagt sie. »Wir hätten weiterfahren sollen. Du hättest im Wagen schlafen können.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich bin nicht müde.«
    »Noch nicht«, sage ich. »Aber wir haben noch eine weite Fahrt vor uns. Wenn wir morgen früh aufbrechen, sind wir vor Anbruch der Dunkelheit da. Das klappt schon.«
    »Das gefällt mir nicht.« Ich strecke die Hand aus. Diane zögert, dann nimmt sie sie. »Glaubst du wirklich, dass wir da sicher sind?«
    »Vermutlich so sicher, wie man in Mexiko sein kann.«
    »So hab ich das nicht gemeint«, sagt sie. »Glaubst du, dass dort jemand nach uns suchen wird?«
    »Wie denn? Niemand weiß, wo wir sind.«
    »Doug schon.«
    »Er sagt nichts.«
    »Bist du sicher?«
    »Natürlich.«
    Diane starrt mich an, dann nickt sie. »Ich bade jetzt. Du solltest etwas schlafen.«
    Ich sehe sie ins Bad gehen und schließe die Tür. Ein paar Minuten später höre ich das metallische Kratzen des aufgleitenden
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