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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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viel besser. Er legte seine rechte Hand um Terrys Schulter, dann um ihre Taille. Terry fand, dass seine erste Woche somit gut verlaufen war, und hoffte, dass er sie nicht zu dick finden würde. Sie war nicht so zerbrechlich wie die Mutter oder Lieschen. Terry hatte alles von der anderen Seite mitbekommen.
    Thomas ließ seine Hand tiefer sinken. Sie lag jetzt halb auf Terrys Hüfte und halb auf ihrem Hintern. Man konnte sehen, dass Terry und Thomas zusammengehörten. Es war ein schönes Gefühl, eine Hand so auf dem Hintern liegen zu haben, aber als Terry es sich vorstellte, fielen ihr seine Nägel ein, und so wunderbar würde es nicht aussehen.
    Thomas war ganz schön angemacht, auch durch seine Nervosität auf Touren. Es ging schneller, als Terry es eigentlich geplant hatte. Mindestens bis zum Abend hatte es dauern sollen, aber Thomas Wiesner steuerte bald auf eines der Abbruchhäuser zu und schloss sein Moped an einen Laternenpfahl an.
    Sie gingen um den Bretterverschlag herum, und sobald sie weg von der Straße waren, fing Thomas an, und es war bei Gott keine Liebe. Es war nur eine blöde Fummelei und Terry fühlte nichts. Sie roch McDonald’s Ketchup und spürte auf ihrem Gesicht eine Kinderschnute. Schließlich blieb Thomas’ Kopf an ihre Brust gelehnt, in aller Ruhe, und machte keine Anstalten, sich von dort fortzubewegen. Terry war doch kein Kinderhort. Sie sah hinunter auf seinen Haarschopf, der auch nach McDonald’s roch, nach deren Zwiebelringen oder ein bisschen nach Frau Krosanke, und sie fand die ganze Situation schon sehr komisch.
    Thomas’ Hände waren überall, er war ein Meister im Fummeln, und als Terry sich vorstellte, wo seine Hände überall waren und seine abgebissenen Fingernägel, da konnte sie es nicht mehr aushalten. »Lass mich«, sagte sie, und als er nicht sofort hören wollte: »Verpiss dich.«
    Thomas Wiesner war zunächst sehr erstaunt. Dann sagte er wohl das Nächstbeste, was ihm einfiel. »Du Ziege«, sagte er, und das war so komisch, dass es Terry fast zum Lachen brachte. »Du Arschficker«, sagte sie, »hau doch ab.«
    Thomas wollte ihr eine kleben. Aber wenn Terry auch nicht besonders gut in der Schule war, in einem war sie klasse, in Sport nämlich, und sie setzte ihren Volleyballschlag an und kickte Thomas’ Arm hoch, dass der keine zweite Runde wagte.
    Thomas verschwand, und Terry hasste das Abbruchhaus und von da an auch die Schule mehr als vorher, denn sie lief täglich Gefahr, Thomas auf dem Schulhof zu begegnen.
    Sie wappnete sich, legte jetzt jeden Morgen Rouge auf und um die Augen Kajal, und wenn sie so in den Spiegel schaute, sah sie stark aus, und so fühlte sie sich auch. Ihr konnte nichts mehr passieren.
    Es war um die Zeit herum gewesen, als Stefan Sulke seinen Ohrwurmsong brachte, Liebe gibt’s im Kino , und Terry konnte nur zustimmen. Das mit Thomas im Abbruchhaus war banal gewesen, und nur wenn sie abends den Inhalt ihrer Hosentasche ausleerte, um ihn in der Kleidung für den morgigen Tag zu verstauen, spürte sie eine Spur von etwas anderem. Sie sah das alte, schon arg verknitterte Foto an, von dem ihre Mutter nicht wusste, dass sie es aufbewahrt hatte, sie sah C. W. Burger, dem sie so ähnlich sah, und in Terry stieg ein warmes Gefühl auf, zwischen Weinen und Lachen, eine riesige Zärtlichkeit, und sie wusste, dass sie ihren Vater liebte.
    Abends provozierte Terry die Mutter und Onkel Hugo absichtlich. Sie war sich nicht sicher, ob die beiden das taten, was in dem Buch der Mutter so ausführlich beschrieben war.
    Terry hatte auch aufgegeben, über die Mutter nachzudenken. Soweit sie sich erinnerte, hatte es schon immer irgendeinen Onkel Hugo gegeben. Onkel Hugo selber war schon ziemlich lange im Haus, und eigentlich war es an der Zeit, dass es einen Wechsel gab. Die Mutter würde sich dann gründlich um sich selber kümmern müssen oder um den Nachfolger von Onkel Hugo. Die Mutter konnte nicht ohne sein.
    Onkel Hugo, der seine eigene Wohnung hatte, war zum Essen geblieben. Es war ein Ausnahmetag rundum. Die Mutter hatte den Partydienst des Kaufhauses angerufen. Die hatten Platten gebracht mit viel kaltem Geflügel und Mayonnaisensalat. Terry liebte Salate mit Mayonnaise.
    Natürlich war Lieschen beim Essen dabei. Sie saßen zu viert um den großen Tisch, den Lieschen gedeckt hatte. Terry trug immer noch ihr blaues Minikleid und Onkel Hugo musste eine Bemerkung darüber machen. »Sieht sie nicht heute wie eine junge Dame aus?«, sagte Onkel Hugo. »Die
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