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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition)
Autoren: D. H. Lawrence
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wirklich happig. Aber mir gefällt’s. Mir gefällt’s. Zeigt, daß das Mädchen Mumm hat. Was? Immerhin, wissen Sie, hat sie ja ihr eigenes Einkommen: bescheiden, bescheiden, aber man kann nicht verhungern. Und ich werde ihr hinterlassen, was ich besitze. Bei Gott, das will ich. Sie verdient das, dafür, daß sie Mut hat – in einer Welt voll alter Weiber. Ich hab mich siebzig Jahre lang bemüht, vom Rockzipfel alter Weiber loszukommen, und hab es bis heute nicht geschafft. Aber Sie sind der Mann dazu, das kann ich sehen.»
    «Es freut mich, daß Sie so denken. Gewöhnlich bringt man mir hintenherum bei, daß ich ein Schafskopf bin.»
    «Natürlich tut man das! Mein lieber Freund, was könnten Sie anderes sein für all die alten Weiber als ein Schafskopf!»
    Sie gingen aufs herzlichste auseinander, und Mellors lachte fortwährend in sich hinein, noch den ganzen übrigen Tag lang.
    Am nächsten Tag nahm er mit Connie und Hilda in einem versteckten Restaurant den Lunch ein.
    «Es ist ein großes Elend, daß wir in eine so scheußliche Situation gekommen sind», sagte Hilda.
    «Ich hatte eine Menge Spaß davon», warf er ein.
    «Ich finde, ihr hättet es vermeiden können, Kinder in die Welt zu setzen, bevor ihr nicht beide frei seid zum Heiraten und Kinderkriegen.»
    «Der liebe Gott hat den Funken ein bißchen zu früh angeblasen», meinte Mellors.
    «Ich glaube, der liebe Gott hat nichts damit zu tun. Connie hat zwar genügend Geld für euch beide, aber die Situation ist untragbar.»
    «Aber andererseits – Sie haben doch nicht mehr als ein kleines Eckchen davon zu tragen, nicht wahr?» sagte er.
    «Wenn Sie wenigstens Connies Kreisen entstammten!»
    «Oder wenn ich in einem Käfig im Zoo säße!»
    Sie schwiegen.
    «Ich denke», sagte Hilda dann, «das Beste wird sein, wenn sie ganz jemand anders als Schuldigen anführt und Sie sich aus dem Ganzen heraushalten.»
    «Aber ich dachte, ich hätte mich mitten hineingesetzt!»
    «Ich meine, aus dem Scheidungsprozeß.»
    Verwundert sah er sie an. Connie hatte nicht gewagt, ihm von dem Plan mit Duncan zu erzählen.
    «Ich kann nicht ganz folgen», sagte er.
    «Wir haben einen Freund, der sich wahrscheinlich bereit erklären würde, als schuldiger Ehebrecher zu fungieren, so daß Ihr Name nicht genannt zu werden bräuchte», erläuterte Hilda.
    «Sie meinen einen Mann?»
    «Natürlich!»
    «Aber sie hat doch keinen andern!»
    Verwundert sah er Connie an.
    «Nein, nein!» sagte sie hastig. «Nur eine alte Freundschaft. Ganz einfach – keine Liebe.»
    «Warum sollte der Bursche dann die Schuld auf sich nehmen? Wenn er überhaupt nichts von dir gehabt hat?»
    «Manche Männer sind eben ritterlich und gehen nicht nur danach, was sie von einer Frau haben», sagte Hilda.
    «Das geht wohl gegen mich, wie? Aber wer ist der Strohmann?»
    «Ein Freund, den wir schon als Kinder in Schottland kannten, ein Maler.»
    «Duncan Forbes!» sagte er sofort, denn Connie hatte von ihm erzählt. «Und wie wollt ihr ihm die Schuld in die Schuhe schieben?»
    «Sie könnten zusammen in irgendeinem Hotel wohnen, oder Connie könnte sogar ein bißchen in seiner Wohnung bleiben.»
    «Scheint mir eine Menge Aufhebens für nichts», sagte er.
    «Was haben Sie denn vorzuschlagen?» fragte Hilda. «Wenn Ihr Name auftaucht, werden Sie nicht die Scheidung von Ihrer Frau durchsetzen, die offenbar eine ganz unmögliche Person ist, mit der man nichts zu tun haben darf.»
    «Genau das», sagte er grimmig.
    Langes Schweigen.
    «Wir könnten einfach verschwinden», sagte er.
    «Für Connie gibt es kein Verschwinden», rügte Hilda. «Clifford ist zu bekannt.»
    Wieder dies Leerlauf-Schweigen.
    «Die Welt ist so, wie sie ist. Wenn ihr zusammen leben wollt, ohne verfolgt zu werden, müßt ihr heiraten. Und um zu heiraten, müßt ihr beide geschieden sein. Wie wollt ihr beide das also regeln?»
    Er schwieg eine lange Zeit.
    «Wie wollen Sie das für uns regeln?» fragte er.
    «Wir wollen abwarten, ob Duncan einwilligt, als Schuldiger zu fungieren. Dann müssen wir Clifford dahin bringen, daß er sich von Connie scheiden läßt. Und Sie müssen Ihre eigene Scheidung vorantreiben, und ihr müßt euch beide voneinander fern halten, bis ihr frei seid.»
    «Klingt nach einem Irrenhaus.»
    «Möglich. Und die Welt würde euch als Irre ansehen oder als Schlimmeres.»
    «Was wäre schlimmer?»
    «Als Verbrecher vermutlich.»
    «Ich hoffe, ich kann vorher noch ein paarmal mit dem Dolch zustoßen», sagte er
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