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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
Autoren: Jutta Ahrens
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warm.«
    Caelian streckte vorsichtig die Hand aus, zuckte aber im letzten Moment zurück. »Ihr könnt keine Toten auferwecken«, flüsterte er, und seine Lippen zitterten. »Es ist Schwarze Magie. Ein Trugbild, nichts weiter.«
    »Setz dich«, sagte Suthranna sanft. »Du hast recht. Wir können keine Toten auferwecken, aber Sterbende heilen. Wenn dieses Trugbild deine Pastete verspeist, wirst du mir dann glauben?« Er nahm sie von den Kissen, wickelte sie aus und stellte sie neben die Medikamente auf den Tisch.
    »Sterbende?«, gurgelte Caelian. »Jaryn lag drei Tage aufgebahrt im Sonnentempel, nicht in einem Krankenbett. Die Ärzte haben ihn für tot erklärt. Niemand hat ihn gepflegt, niemand sich um ihn gekümmert. Es ist alles eine große Lüge, und ich weiß nicht, was Ihr damit bezweckt.«
    Da begann die Wachspuppe zu sprechen. Leise, aber gut verständlich: »Caelian! Wie schön, dich zu sehen.«
    Caelian stieß einen erschütterten Schrei aus. Dann ließ er sich auf das Bett fallen, und seine Finger flogen förmlich auf Jaryn zu, betasteten sein Gesicht, sein Haar und fühlten etwas Nasses auf seinen Wangen. »Du bist es?«, krächzte er. Die Stimme wollte ihm versagen. »Du bist es wirklich? Sprich zu mir, sprich! Lass mich deine süße Stimme hören.«
    »Ich bin es, Caelian. Wer sollte ich sonst sein?«
    »Ein böser Geist vielleicht? Erschaffen von Razoreth? Wie kann ich glauben, dass du lebst, wo du doch tot warst?« Caelian warf sich über das Bett und begann hemmungslos zu schluchzen.
    Er spürte, wie Jaryn ihm leicht über das Haar strich. »Suthranna hat mich gerettet, ihm verdanke ich, dass ich lebe. Aber nun möchte ich gern von deiner Pastete essen und danach wieder schlafen. Noch fühle ich mich schwach und kann nicht so lange reden. Lass dir von Suthranna alles erzählen.«
    Während Caelian Jaryn mit fliegenden Händen half, sich aufzurichten und ihm das Kissen richtete, klangen seine Schluchzer allmählich ab. Er begann zu begreifen, dass das Unfassbare Wirklichkeit geworden war. Jaryn lebte! Die Vorstellung war zu groß, um sie auf einmal zu schlucken. »Ich muss ihm die Pastete klein schneiden, gibt es hier ein Messer?«, wandte er sich fahrig an Suthranna.
    »Essen wir heute nicht mit den Fingern?«, fragte Jaryn lächelnd. Caelian starrte ihn an. Nein, das konnte keine finstere Nachbildung Razoreths sein. Das war Jaryn, wie er ihn kannte.
    Am Ende hockten alle drei zusammen und verspeisten die Pastete so, als hätten sie nie ein Besteck gekannt. Caelian stopfte Stück um Stück in sich hinein und ließ Jaryn dabei keine Sekunde aus den Augen. Vor Glück war er verstummt. Es genügte ihm, Jaryn beim Essen zu beobachten.
    Suthranna lachte leise. »Ich dachte, du wolltest von deiner Pastete nicht ein Stück essen?«, stichelte er gutmütig.
    »Ihr seid der größte Lügner in ganz Jawendor«, nuschelte Caelian mit vollem Mund, schluckte und grinste dann selig über beide Backen. Immer wieder griff er nach Jaryns Hand, drückte sie, als wolle er sich vergewissern, dass er nicht träumte.
    Von der Pastete waren nicht einmal Krümel zurückgeblieben. Jaryn lehnte sich erschöpft gegen das Kissen. »Deine Pastete war wieder einmal äußerst delikat. Schon ihretwegen lohnt es sich, weiterzuleben. Jetzt werde ich wunderbar schlafen.«
    Caelian beugte sich über ihn und küsste ihn auf den Mund. »Süße Träume wünsche ich dir, mein über alles geliebter Freund.«
    Als Jaryn eingeschlafen war, sah Caelian Suthranna ungeduldig an. Dieser nickte. »Gehen wir in meine Gemächer. Dort werde ich dir alles erzählen.«
    »Und Jaryn? Wer kümmert sich um ihn?«
    »Ich allein. Niemand weiß, dass er lebt. Nur Sagischvar, Anamarna und wahrscheinlich Aven, sein Schüler. Und nun auch du, Caelian. Sagischvar wird außerdem auch Saric in sein Vertrauen gezogen haben. Mehr Mitwisser darf es nicht geben, denn das Gesetz erlaubt es nicht, dass Jaryn lebt.«
    Caelian sah sich noch einmal zu Jaryn um, bevor er den Raum verließ. »Ich sehe dich wieder«, flüsterte er. »Wie schön, das sagen zu dürfen.«

3
    Suthranna bot Caelian einen ausgezeichneten Pflaumenlikör an. »Es tut mir leid, dass ich dich nicht eher aufklären konnte, aber ich musste abwarten, ob Jaryn sich wieder erholt und auch, bis er kräftig genug war, dieses Wiedersehen auszuhalten.«
    Caelian schlug die Augen nieder. »Ich schäme mich, dass ich mich habe gehen lassen. Dabei verdankt Jaryn Euch sein Leben.«
    »Ich habe dich gut
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