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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Autoren: S. L. Grey
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Nein!«
    »Halt die Klappe!«, schnauze ich ihn an. Ich drücke seinen Arm noch weiter hoch und ramme ihn mit meinem vollen Gewicht gegen die Seite des Wagens. Er jault vor Schmerzen.
    »Sei still, dann tu ich dir nicht weh«, zische ich.
    »Nein, Mann, bitte! Du kannst es haben. Was auch immer. Du kannst ...« Seine Stimme ist viel zu laut. Ich ziehe ihm die Kopfhörer heraus; sie baumeln aus seiner Hosentasche auf den Boden. Man hört das schwache blecherne Pulsieren von Musik.
    »Halt die Klappe«, sage ich. »Halt verdammt noch mal die Klappe.«
    »Lass mich gehen!« Er windet sich erneut, und ich muss seinen Arm noch weiter nach oben drücken, damit er ruhig ist. Keuchend vor Schmerzen schnappt er nach Luft. Seine Knie werden weich und schlagen gegen die Autotür. Er ist deutlich größer als ich und auch um einige Kilo schwerer, aber der Arm unter dem Stoff seines Hemdes fühlt sich schwabbelig an.
    »Was willst du? Ich hab kein Geld!« Seine Stimme klingt panisch, fast weinerlich. »Bitte tu mir nichts! Du kannst den Wagen haben.«
    »Ich will deine Scheißkarre nicht«, schnaube ich. Ich lehne mich mit meinem ganzen Gewicht gegen ihn. Er riecht nach Eau de Toilette – irgendeiner billigen Sorte, wie man sie überall als Gratisprobe bekommt.
    »Was willst du von mir?« Seine Stimme ist nur noch ein schrilles Quieken, das sogar komisch wirken könnte, wenn mir denn nach Lachen zumute wäre.
    »Ich habe ein paar Fragen«, sage ich.
    »Ich tu, was du willst, aber lass mich los!«
    Ich gebe seinen Arm frei und er taumelt nach vorne gegen den Wagen. Er bewegt seine Schulter und reibt sich den Arm. Ich warte, bis er sich umdreht und mich ansieht.
    »Du!«, ruft er mit aufgerissenen Augen, als er mich erkennt. »Du bist das!« Sein Gesicht ist blasser als zuvor, seine Wangen zittern vor Furcht oder Schock oder beidem. Einen Moment lang tut er mir fast leid. Er ist einen guten Kopf größer als ich, und an der Art, wie er plötzlich die Zähne zusammenbeißt und den Körper strafft, erkenne ich, dass auch ihm das gerade klar wird. Aber bevor er reagieren kann, trete ich ihn mit dem rechten Fuß kräftig zwischen die Beine. Er geht sofort zu Boden und windet sich auf dem Asphalt, der Rand seines T-Shirts gerät in eine Öllache.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht ringt er verzweifelt nach Luft. Tränen laufen schwarz über seine Wangen, als sein Eyeliner verschmiert. Er würgt, und ein dünner Faden weißer Kotze tropft aus seinem Mund. Ich hole meine Zigaretten aus der Tasche und zünde mir eine an, während ich darauf warte, dass er mit Stöhnen, Kotzen und Husten fertig wird. Meine Hände zittern, aber ich darf keine Anzeichen von Schwäche zeigen.
    »Warum hast du das getan?«, keucht er, sobald er wieder sprechen kann. Er stemmt sich auf Hände und Knie hoch, doch dann lässt er sich fallen und umklammert seine Weichteile. »Du bist doch völlig bescheuert!«
    »Warum hast du es getan, hä?«, frage ich und blase ihm Rauch ins Gesicht.
    »Was meinst du damit? Was getan?«, winselt er.
    »Ihnen gesagt, dass du den Jungen nicht gesehen hast.«
    »Was? Ich verstehe ni...«
    Ich trete ihn in den Bauch, etwas fester, als ich eigentlich wollte. Zischend entweicht die Luft aus seiner Lunge und der Kopf ruckt hin und her, verzweifelt auf der Suche nach potenzieller Hilfe. Aber keine Chance! Unter uns hört man den Straßenverkehr, in der Ferne das Jaulen von Sirenen. Aus einem der Lüftungsschächte quillt Dampf heraus, doch das Parkdeck bleibt verlassen.
    Ich gehe in die Hocke und schaue ihm in die Augen. »Versuchen wir es noch mal«, sage ich.
    »Uh ... bitte ... was willst du denn von mir?«
    »Warum hast du gelogen?«
    »Habe ich nicht ... ich weiß nicht, w...« Ich setze meinen Fuß auf seine Hand und belaste ihn vorsichtig, damit er weiß, dass ich jederzeit zutreten kann.
    Kapitulierend hebt er die freie Hand. »Okay, okay.«
    »Hast du gesehen, wo der Junge hingegangen ist?«
    »Welcher Junge?«
    Mein Gott. »Der Junge, der bei mir gewesen ist, als ich in euren Laden kam. Du hast mich gesehen, probier nicht, es zu leugnen.«
    Etwas rührt sich in seinen Augen. »’n weißer Junge, oder?«
    »Langsam kommen wir weiter.«
    »Er ist mit dir zusammen da gewesen? Aber er war so ...« Klugerweise verschluckt er das Wort ›gepflegt‹.
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Ja.«
    Gott sei Dank. »Wo?«
    »Im Korridor hinter dem Laden.«
    »Ist jemand bei ihm gewesen?« Er antwortet nicht sofort, deshalb gebe ich etwas mehr
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