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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Autoren: S. L. Grey
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mitten ins Hirn pustet. Sofort ist mein Kopf wieder klar. Der Geschmack ist bitter und vertraut, mein Atem beruhigt sich, das Stechen in meiner Seite lässt nach.
    Ich linse um den Kübel herum und rutsche auf den Knien nach vorn, um einen besseren Blick auf den Eingang des Buchladens zu bekommen. Die Türen sind geschlossen, die Fenster verdunkelt und leblos. Ein Pärchen geht mit schnellen Schritten vorbei; der Mann hat die Hand ins Kreuz der Frau geschoben und drängt sie vorwärts. Sie schauen nicht in meine Richtung, zu eilig haben sie es, hier rauszukommen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Vielleicht liegt es am Koks in meinem Kopf, aber ich finde die Atmosphäre plötzlich sehr unheimlich. Einkaufszentren habe ich schon immer gehasst, und jetzt, umgeben von leblosen Schaufenstern, verlassenen Passagen und leeren Rolltreppen, wird mir klar, warum Zombies im Kaufhaus mir damals nach dem Kinobesuch noch nächtelang Albträume beschert hat.
    Endlich öffnen sich die Glastüren des Buchladens und die blonde Schlampe kommt heraus. Sie lacht über etwas, das der Typ neben ihr gesagt hat. Sogar von hier aus kann ich erkennen, dass sie ihm gar nicht richtig zuhört, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt ist, sich ihre eigenen nächsten Worte zurechtzulegen. Mit einem Kopfschwung wirft sie ihr Haar über die Schulter, fährt sich mit der Hand durch die Locken und rückt ihre Umhängetasche zurecht. Die beiden verlassen die Passage durch die blaue Tür gegenüber vom Laden; er glotzt ihr auf den Arsch, als sie vor ihm hindurchgeht.
    Aber wo zur Hölle steckt dieser verlogene Bastard? Wenn er schon weg ist, dann war’s das. Er ist meine letzte Chance. Wenn ich den Jungen nicht finde, kann ich auf keinen Fall zurück zu Zinzi. Ob Jacob mir hilft? Kaum anzunehmen. Wenn ich mein Konto abräume, habe ich genug Geld für ein paar Tankfüllungen Benzin, aber mehr auch nicht. Bei Weitem nicht genug, um nach Kapstadt zu kommen. Und ein Flugticket nach Hause zu kaufen kann ich ganz vergessen. Selbst wenn ich das Geld dafür hätte, will ich auf keinen Fall dorthin zurück.
    Aber ich habe keine Wahl. Ich kann hier nicht länger herumlungern.
    Vorsichtig stehe ich auf und strecke meine Beine nacheinander, um das taube Gefühl loszuwerden. Ich husche hinter einen Pfeiler und sehe mich in alle Richtungen um. Keine Spur von Fingerling oder Gelbauge. Mit einer weiteren Fingerspitze Koks als Treibstoff für die Flucht bereite ich mich darauf vor, die Beine in die Hand zu nehmen.
    Ich höre Schlüsselgeklapper und erneut öffnet sich die Tür des Buchladens knarzend. Ich kauere mich wieder hin.
    Schwein gehabt. Er ist es.
    Er schaut in beide Richtungen in die Passage, wie auf der Suche nach jemandem – als ob sich diese blonde Schickse mit einem Loser wie ihm abgäbe –, dann lässt er die Schultern hängen und murmelt etwas vor sich hin. Er zieht einen iPod aus der Tasche, steckt sich die Kopfhörer in die Ohren und schlurft quer durch die Passage zur gegenüberliegenden Tür. Ich zähle bis zehn, renne los und schlüpfe hinter ihm ins Treppenhaus. Ich nehme immer zwei Stufen auf einmal und achte darauf, jeweils eine Etage unter ihm zu bleiben. Wie es aussieht, will er bis ganz nach oben. Ich bleibe etwas zurück, als ich die Tür zum Parkdeck höre, dann stürme ich zum Ende der Treppe und schiebe mich vorsichtig in die Nacht hinaus.
    Das Dach ist verlassen, die leeren Parkplätze werden von gelben Lampen beleuchtet. Nachdem ich so lange in dem stickigen Einkaufszentrum gewesen bin, fühle ich mich für einen Augenblick desorientiert. Die bunkerartigen Umrisse der Gebäudeeingänge werfen tiefe Schatten auf das flache Betondach, und die Nachbargebäude erscheinen fern und wenig einladend.
    Aber wo zum Henker steckt er? Hier oben ist doch nichts, wohin jemand verschwinden kann. Ich jogge ein paar Meter von der Tür weg, und dann sehe ich ihn. Er trottet zum anderen Ende des Parkplatzes, mit hängenden Schultern. Er sieht sich nicht um, als ich den Abstand zwischen uns verringere, wahrscheinlich dröhnt er sich die Ohren mit Nickelback voll – oder was für einen Müll sich Schwachmaten wie er sonst so anhören. Er geht auf den einzigen Wagen zu, der dort steht – einen klapprigen roten Fox mit rostigen Radkappen und abgefahrenen Reifen, halb versteckt hinter einem Kassenautomaten. Als er am Türschloss herumfummelt, laufe ich zu ihm, packe von hinten seinen linken Arm und biege ihn im Polizeigriff nach oben.
    »Was?
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