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L wie Love

L wie Love

Titel: L wie Love
Autoren: Barbara Haworth-Attard
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»Er ist mein Bruder.«
    »Ich glaube nicht, dass diese Stellung vererbbar ist«, erwiderte Biff. »Wahrscheinlich wirst du das nur aufgrund eigener Verdienste.«
    »Und wie bitteschön hat sich Hugo diese Stellung verdient?«
    »Seine Klassenzugehörigkeit ist nicht so abwegig, wie du denkst«, säuselte Biff. »Er spielt in der Hockeymannschaft der Schule und …« Sie betrachtete ihn über ihre Brillenränder hinweg, »über den Sommer ist er, hm, echt heiß geworden!«
    »Heiß?« I pfui. »Biff! Das ist ekelig. Wie kannst du so etwas sagen?«
    Biff steckte ihren Block und ihren Stift in den Schulrucksack. »Und das Beste daran ist, ich kann Hugo durch deine Person studieren. Die Nahaufnahme eines ÜN in Interaktion mit einem N.«
    Mir war diese Vorstellung nicht ganz geheuer.
    »Also«, fuhr Biff fort, »hast du die Liste?«
    »Hä?« Ich dachte noch über Biffs Worte nach. Sie ist ein Einzelkind, kann also nicht wissen, wie das Zusammenleben mit Geschwistern ist. Wir streiten uns, werfen uns Beleidigungen an den Kopf, versauen einander das Leben, aber eins tun wir ganz bestimmt nicht – interagieren.
    »Die Liste mit den Schulsachen?«, sagte Biff.
    »Äh, ja, natürlich«, erwiderte ich.
    »Also, dann los!«
    »Ich muss erst noch Mom anrufen und ihr Bescheid sagen, dass ich einkaufen gehe. Kannst du mir eben dein Handy leihen?«
    Ich finde es total peinlich, dass ich mir immer Biffs Handy borgen muss. Alle haben ein Handy – nur ich nicht. Mom ist dagegen.
Moms Begründung
    Handys verursachen Hirnschäden, weil die ganzen radioaktiven Wellen direkt vom Ohr ins Gehirn gehen.
    Biff reichte mir ihr Handy.
    »Blöderweise ist mein Akku leer«, sagte ich laut und wählte Moms Nummer bei der Arbeit. Die Leute sollten nicht wissen, dass ich kein Handy besaß.
    Biff verdrehte ihre Augen. »Hat Hugo ein Handy?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber einen Hirnschaden. Deshalb denken alle, er hätte auch ein Handy.«

Ich breitete meine Schuleinkäufe auf dem Küchentisch aus: Schnellhefter, Stifte, Schreibblöcke, ein Taschenrechner und ein rot gestreiftes T-Shirt, das toll an mir aussah – was hoffentlich auch AAA bemerken würde.
    Mom und Sophia saßen am anderen Ende des Tischs und sprachen zum x-ten Mal über die Hochzeitsvorbereitungen.
    »Du weißt, dass wir nicht im Geld schwimmen«, sagte Mom. »Brauchen wir wirklich für jeden eine Kristallschale?«
    »Es ist Tradition, dass alle Gäste ein Geschenk bekommen«, erklärte Sophia. »Aber wenn du die Billigversion willst, kann ich auch ein paar alte Bonbons in Frühstückstüten verpacken.«
    »Es wird doch sicher einen Mittelweg geben«, murrte Mom.
    »Also, wenn ich was dazu sagen dürfte«, mischte ich mich ein, »dann …«
    »Du hältst die Klappe«, unterbrach mich Sophia.
    Also wirklich, seitdem sie auf Braut macht, ist sie ein richtiges Biest geworden. Anthony (der Bräutigam, der für sein Alter noch ziemlich knackig aussieht!) kriegt den Schock seinesLebens, wenn er die WAHRE Sophia kennenlernt. Kein Zufall, dass die Wörter Braut und Biest beide mit B beginnen, beide fünf Buchstaben haben und beide einsilbig sind.
    »Wieso hast du ein T-Shirt gekauft?«, fragte Mom und faltete es auseinander.
    Mist! Jetzt hatte ich die Aufmerksamkeit auf mich gelenkt. »Ich sollte doch Sachen für die Schule besorgen«, verteidigte ich mich. »Ich werde es in der Schule tragen, deshalb fällt es unter Schulbedarf«, erläuterte ich großspurig.
    Mom zog ihre Augenbrauen hoch. »Das ist aber eine sehr großzügige Auslegung.« Sie betrachtete das Shirt eingehend. »Und das ist ein sehr tiefer Ausschnitt.«
    »Ich weiß.« Ich grabschte mir das T-Shirt. »Deshalb ist es ja so toll. Es hebt meine Brüste besonders hervor.«
    Sophia schnaubte: »Welche Brüste?«
    »Busen«, korrigierte uns Mom. Sie behauptet, nur Frauen, die kein Selbstwertgefühl besäßen, sprächen von
Brüsten
. Selbstbewusste Frauen hätten einen Busen.
    Ich verschwand in der Toilette und streifte das T-Shirt über. Dann streckte ich meinen Rücken durch und bewunderte mich kurz im Spiegel, bevor ich wieder in die Küche ging.
    »Seht ihr?«
    Sophia lachte los.
    Mom wirkte bekümmert. »Teresa, mein Schatz. Deine Persönlichkeit besteht aus viel mehr als nur aus deinem Busen. Ich mache mir wirklich Sorgen um dein Selbstbild als Frau.«
    Ich verschwand wieder in der Toilette und musterte mich erneut im Spiegel. Und ja, das Einzige, was in dem T-Shirt wirklich gut zur Geltung kam, war mein Schlüsselbein,
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