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L wie Love

L wie Love

Titel: L wie Love
Autoren: Barbara Haworth-Attard
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mehr genau an ihn erinnern. Großmama T hat eine Ahnentafel angelegt, die beweist, dass Dads Familie von englischen Königen abstammt. Persönlich glaube ich das nicht, weil wir alle mit Knubbelnasen gestraft wurden und Menschen königlicher Herkunft bekanntlich riesige Zinken haben.
Mein eigener Familienstammbaum
    Dad hat Mom beim Tanzen kennengelernt. Er erzählt uns immer, wie er sich auf den ersten Blick in sie verliebt hat, in ihre warmen braunen Augen und ihre schwarzen lockigen Haare. Sie war das schönste Mädchen im ganzen Saal. Mom hat Dad ihren Eltern vorgestellt. Zuerst wollten die Psailas ihnen nicht erlauben zu heiraten (wie im Mittelalter!), weil Dad kein Katholik war, sondern Methodist. Es war fast wie bei Romeo und Julia, denn Mom sagte, wenn sie Dad nicht heiraten dürfe, würde sie ins Kloster gehen. Nanna fand dieVorstellung, eine Nonne in der Familie zu haben, eigentlich schön, aber Enkelkinder fand sie noch schöner. Nachdem Dad versprochen hatte, dass die Kinder katholisch erzogen werden würden, stimmten sie der Heirat zu. Ich bin also halb maltesisch, halb englisch und ganz katholisch.
    Noch vor einem Jahr, bevor ich Biff kennenlernte, hatte ich gedacht, bei allen Menschen sähe es so aus wie bei uns. Kruzifixe und Marienbilder, so weit das Auge reicht. Als ich dann jedoch das erste Mal bei Biff zu Hause war, wurde ich eines Besseren belehrt.
    »Wir habe keine religiösen Symbole, weil wir nicht in die Kirche gehen und auch nicht besonders religiös sind«, hatte Biff erklärt.
    Mir war die Kinnlade heruntergefallen. Ich hatte gewusst, dass sie nicht katholisch ist, aber ich hatte gedacht, sie würde einer anderen Religion angehören.
    »Du kannst nicht nichts sein. Nichts sein gibt es nicht.«
    »Mom sagt, sie sei spirituell, aber dafür braucht sie kein Gebäude oder eine kirchliche Institution, und Dad ist Atheist. Das ist jemand, der nicht an Gott glaubt.«
    »Ich weiß, was ein Atheist ist«, hatte ich erwidert und krampfhaft versucht, mir meinen Schrecken nicht anmerken zu lassen.
    Ich hatte befürchtet, dass Mom nicht damit einverstanden sein könnte, dass ich mit einem nicht katholischen Mädchen befreundet war.
    Ich hatte mich noch gut daran erinnern können, wie schwer ihr die Entscheidung gefallen war, Sophia und mich auf die staatliche Schule zu schicken, die nur drei Blocks entfernt und nicht katholisch war.
    Und aus diesem Grund hatte ich eine Religion für Biffs Familie erfunden.
Biffs Religion
    Freikirche vom Wort Gottes. (Klingt gut, oder?)
    »Nun, Elizabeth«, hatte Mom gesagt, »in welche Kirche gehst du eigentlich?«
    Ich hatte gemerkt, dass Biff »in keine« hatte sagen wollen, und war schnell dazwischengegangen.
    »In die Freikirche vom Wort Gottes.«
    »Wie bitte?« Mom hatte die Stirn gerunzelt.
    »So heißt ihre Kirche«, hatte ich beteuert.
    »Nie gehört. Wo ist die denn?«
    »Am Ostende der Stadt.« Biff hatte ein freundliches Lächeln aufgesetzt.
    »In einer Straße, die du sowieso nicht kennst«, hatte ich sicherheitshalber ergänzt.
    Mir war Moms zweifelnde Miene nicht entgangen, weshalb ich mir schnell ein paar realistisch klingende Kirchenrituale überlegt hatte.
    »Sie sind Schlangenverehrer.« Ich hatte kurz zuvor eine Sendung über eine Religion gesehen, deren MitgliederSchlangen als Haustiere hielten, weil diese Reptilien angeblich mit Gott in Verbindung standen.
    »Schlangenverehrer?«
    »Biff selbst hat nichts mit Schlangen zu tun«, hatte ich hinzugefügt. »Das macht der Pastor.«
    »Genau, ich kümmere mich um Spinnen«, war Biff eingefallen.
    Spinnen?
    Wie war Biff bloß darauf gekommen? »Und sie heilen auch Menschen. Wunderheilung.« Schadensbegrenzung. Ich hatte meine Mutter von den Spinnen ablenken wollen.
    Mom hatte sich entsetzt zurückgelehnt.
    »Ist es nicht wunderbar, dass wir trotz unserer verschiedenen Religionen friedlich zusammenleben? Diese Vielfalt, Mom!« Ich hatte Biff ganz schnell zur Küchentür hinausgeschoben.
    Kaum waren wir in Sicherheit gewesen, hatte ich Biff in den Arm gepikst. »Spinnen?«
    »Ich dachte, es würde glaubwürdiger klingen, wenn ich mir noch ein weiteres Detail ausdenke.«
    »In der Bibel wimmelt es von Schlangen, aber Spinnen gibt es dort keine.«
    »Und woher soll ich wissen, was in der Bibel steht?«, hatte Biff gefragt.
    Hm … das war ein Argument. »Trotzdem«, hatte ich gejammert, »bis zu dem Punkt mit den Spinnen klangen wir überzeugend. Aber jetzt glaubt sie uns bestimmt kein Wort.«

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