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Kuss Mit Sosse

Kuss Mit Sosse

Titel: Kuss Mit Sosse
Autoren: Janet Evanovich
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nicht.«
    »Und warum nicht?«
    Ranger lachte herablassend. Er hatte seinen Spaß.
    »Mir fallen auf Anhieb mindestens fünf Gründe ein«, sagte er. »Dass du die Einzige wärst, die ohne Waffe die Stark Street entlangläuft, wäre dabei nicht mal der ausschlaggebende. Es ist so, als wärst du Freiwild.«
    »Ich kann schon auf mich aufpassen«, sagte ich.
    »Vielleicht. Aber ich kann es besser.«
    Nichts dagegen.

3
    Eine halbe Stunde später parkten Ranger und ich mit unserem Wagen vor dem Sechshunderterblock in der Stark Street. Die Stark Street fängt unten am Fluss an, verläuft durch das Stadtzentrum und ist danach nur noch der reinste Abkrach. Die Ladenfronten sind verdreckt und mit Gang-Graffiti verziert, die Bürgersteige zugemüllt. Nutten checken die Straßenecken aus, Kids stolzieren in Gruppen ziellos umher, und kleine Dealer handeln auf dem Bürgersteig. Stark Street ist die Standspur des Lebens.
    Ranger saß am Steuer eines schwarz lackierten und auf Hochglanz polierten Cadillac Escalade mit getönten Scheiben und verchromten Radblenden. Von außen konnte uns niemand in dem SUV erkennen, und als Zeichen des Respekts vonseiten der Stark-Street-Bewohner, die das Auto irgendeinem Auftragsmörder, abgefuckten Hip-Hop-Gangster oder hochrangigen Drogenhändler zuordneten, wurden wir auch nicht belästigt.
    Die Sonne war bereits untergegangen, doch die Straßenbeleuchtung, die Autoscheinwerfer und das Licht aus offenstehenden Kneipentüren reichten aus, um schnell zu erkennen, dass Glubschauge heute nicht da war.
    »Ich sehe hier keinen, der Glubschauges Läufer sein könnte«, sagte ich.
    »Der Junge in dem weißen XXL -Sweatshirt, dem weißen T-Shirt und der Homeboy-Jeans.«
    »Woran erkennst du das?«
    »Er dealt.«
    »Na und?«
    »Der Häuserblock gehört Glubschauge. Der Junge wäre erledigt, wenn er nicht für Glubschauge arbeitet. Glubschauge ist nicht der Typ mit sozialer Ader.«
    »Vielleicht hat Glubschauge sein Revier verkauft und ist in eine andere Stadt gezogen.«
    »Ist nicht sein Stil. Er führt seine Geschäfte von einem der umliegenden Häuser aus. Außer dem Drogenhandel im Sechshunderterblock schickt er hier noch ein paar Nutten auf den Strich. Der Junge hat seine Lektion in Diversifikation gelernt. Ich hatte zuletzt vor zwei Jahren mit ihm zu tun. Da betrieb er einen Salon für Hundepflege und organisierte Hahnenkämpfe, und bei Letzterem ging es nicht um Geflügel.«
    Es dauerte eine Weile, bis ich verstanden hatte. Trotzdem: Wie machte Mann das bloß? Wie beim Daumenwrestling? Gerade wollte ich Ranger nach den Spielregeln fragen, da verdrückte sich der Sweatshirt-Junge in einen Hauseingang auf halber Höhe des Blocks.
    »Er dockt ans Mutterschiff an«, sagte Ranger.
    Die Stark Street ist gesäumt von schmalen Backsteinhäusern, zwei- bis viergeschossig. Im Erdgeschoss dümpeln kleine Ladengeschäfte vor sich hin, in unterschiedlichen Stadien der Auflösung, die Etagen darüber sind reserviert für Wohnungen und Einzimmerapartments, die meisten eng und klein. Hier und da ist die Reihe unterbrochen von einer Werkstatt, einem Kaufhaus oder Beerdigungsinstitut. Der Junge war in einem viergeschossigen Haus abgetaucht, dessen Fensterscheiben alle schwarz überpinselt waren.
    Ranger und ich stiegen aus dem Cadillac, überquerten die Straße und folgten dem Jungen. Der Hausflur wurde von einer nackten Glühbirne, die aus einer Fassung an der Decke baumelte, schwach erleuchtet, die Wände waren von oben bis unten mit Graffiti bedeckt. Vom Hausflur ging eine Tür mit dem Schild HEAD MOTHERFUCKER ab.
    Ranger und ich sahen uns kurz an und schritten dann zügig auf die Motherfucker-Tür zu. Ranger stieß sie auf, und wir blickten in ein chaotisches Büro, das früher mal eine Einzimmerwohnung gewesen war. Der Schreibtisch war übersät mit Papier und leeren Fastfood-Kartons, dazu ein Laptop, eine Telefonanlage und zwei halbvolle Kaffeebecher. Hinter dem Schreibtisch ein Stuhl, an der Wand ein Zweiersofa aus Leder. Es war niemand da.
    Wir verließen das Büro, schlossen die Tür hinter uns, kehrten zurück zum Hausflur und stiegen die Treppe hinauf in den ersten Stock. Auf einem Gartenstuhl aus Plastik saß ein kleiner Möchtergerngangsta, die Stöpsel eines MP 3-Players im Ohr, neben sich ein Holztischchen. Auf dem Tisch eine Zigarrenschachtel und eine Rolle Eintrittskarten.
    »Und?«, fragte er. »Eine Karte für den ganzen Abend oder bloß für einen Durchlauf?«
    »Für einen Durchlauf«, sagte
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