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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman
Autoren: Lisa Kleypas
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Leben.«
    Latimers aufgedunsenes Gesicht wurde dunkelrot. »Ich habe keine Verwendung für diese Frau oder andere Metzen, und zwar wegen der … der Schwierigkeiten, in die du mich gebracht hast! Du nimmst mein ganzes Leben auseinander! Nachforschungen, Fragen aus der Bow Street … Verbündete, die mir androhen, sich gegen mich zu richten. Weißt du eigentlich, wie viele Feinde du dir gerade machst?«
    »Nicht annähernd so viele wie du.«
    Latimer wand sich in Leos gnadenlosem Griff. »Sie wollen mich hängen sehen, verdammt!«
    »Was für ein Zufall!«, zischte Leo zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Genau dasselbe will ich auch.«
    »Was ist denn mit dir los?«, wollte Latimer wissen. »Sie ist nur eine Frau .«
    »Wenn ihr irgendetwas zustößt, habe ich nichts mehr zu verlieren. Und wenn ich sie nicht innerhalb der nächsten Stunde finde, wirst du mit deinem Leben dafür bezahlen.«
    Etwas in seinem Ton veranlasste Latimer, die Augen vor Panik weit aufzureißen. »Ich habe nichts damit zu tun.«
    »Sag es mir, oder ich werde dich so lange drosseln, bis du anschwillst wie eine Kröte.«
    »Ramsay.« Harry Rutledges Stimme durchschnitt die Luft wie ein Schwert.
    »Er sagt, sie sei nicht hier«, murmelte Leo, ohne den Blick von Latimer abzuwenden.
    Ein metallisches Klicken, dann hielt Harry dem tiefroten Latimer die Mündung eines Steinschlossgewehrs an die Stirn. »Lass ihn los, Ramsay!«
    Leo gehorchte.
    Latimer gab einen unverständlichen Laut von sich. Sein Blick begegnete Harrys.
    »Erinnerst du dich an mich?«, erkundigte sich Harry. »Ich hätte das schon vor acht Jahren tun sollen.«
    Es schien, als jagte ihm Harrys eiskalter Blick einen noch größeren Schrecken ein als Leos mörderischer. »Bitte«, flüsterte Latimer mit klappernden Zähnen.
    »Du hast fünf Sekunden Zeit, mir zu verraten, wo sich meine Schwester aufhält, oder ich werde dir das Gehirn wegblasen. Fünf.«
    »Ich weiß nichts«, flehte Latimer.
    »Vier.«
    »Ich schwöre bei meinem Leben!« Tränen traten ihm in die Augen.
    »Drei. Zwei.«
    »Bitte, ich mache alles, was ihr wollt!«
    Harry zögerte und starrte ihm prüfend in die Augen. Er las die Wahrheit darin. »Verdammt«, sagte er ruhig und ließ die Pistole sinken. Er warf Leo einen Blick zu, während Latimer zu einem schluchzenden Häuflein auf den Boden sank. »Er hat sie nicht.«
    Sie tauschten einen kurzen, düsteren Blick aus. Zum ersten Mal, in ihrer Verzweiflung über den Verbleib ein und derselben Frau, fühlte sich Leo mit Harry verbunden.
    »Wer sonst würde sie haben wollen?«, fragte Leo. »Es gibt niemanden, der eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit hat … außer ihrer Tante.« Er hielt inne. »An dem Abend, als wir im Theater waren, begegnete Cat einem Mann, der früher für ihre Großmutter gearbeitet hatte. William. Er war damals noch ein Kind.«
    »Das Bordell ist in Marylebone«, sagte Harry unvermittelt und steuerte auf die Tür zu. Er bedeutete Leo, ihm zu folgen.
    »Warum sollte die Tante Cat entführen lassen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie jetzt endgültig verrückt geworden.«
    Das Bordell mit seiner flachen Fassade war eingesunken, die abgeschlagene Zierleiste tausendmal überstrichen worden, bis schließlich jemand beschlossen hatte, dass sie es nicht länger wert war. Die Fenster waren rußgeschwärzt, die Eingangstür schief wie ein laszives Lächeln. Das Haus nebenan war um einiges kleiner. Mit seinen hängenden Schultern wirkte es wie ein misshandeltes Kind neben seiner offenherzigen älteren Schwester.
    Es war nicht unüblich, dass die Inhaber eines Bordells, wenn es ein Familienbetrieb war, in einer separaten Wohnung lebten. Leo erkannte das Haus aus Catherines Schilderungen. Hier hatte sie als argloses junges Mädchen gewohnt, ohne zu wissen, dass sie ihrer Zukunft bereits beraubt war.
    Sie ritten durch eine Querstraße in eine übelriechende Gasse hinter dem Bordell, an zerfallenen Stallungen mit sich herabneigenden Seiten vorbei, keine Seltenheit im Labyrinth der winzigen verwinkelten Gässchen, die hinter der Hauptverkehrsstraße versteckt lagen.
    Zwei Männer saßen im Eingangsbereich des größeren Gebäudes, des Bordells, herum, von denen sich einer durch seine massive Statur als Bully des Hotels verriet. In der Welt der Prostitution war die Aufgabe des Bullys, im Bordell für Ordnung zu sorgen und Streitigkeiten zwischen Huren und Kunden zu schlichten. Der andere war klein und zierlich, wahrscheinlich irgendein
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