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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
Autoren: C Houck
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bloß einen Telefonanruf entfernt, falls du uns brauchst. Könntest du bitte den Rosenkohlauflauf à la recycelte Zeitungen aus dem Backofen holen?«
    Ich stellte den stinkenden Auflauf in die Mitte des Tischs, während sie ihr Backblech mit den Cookies in den Ofen schob und die Kinder zum Abendessen rief. Mike kam gerade nach Hause, legte die Aktentasche zur Seite und küsste seine Frau auf die Wange.
    »Was ist das für ein … Geruch?«, fragte er misstrauisch.
    »Rosenkohlauflauf«, antwortete ich.
    »Und ich habe Cookies für Sammys Spielgruppe gebacken«, erklärte Sarah stolz. »Den besten hebe ich für dich auf.«
    Mike warf mir einen vielsagenden Blick zu, woraufhin ihm Sarah mit dem Geschirrtuch einen Klaps auf die Hüfte gab.
    »Ich verstehe, ich verstehe … Wenn das so ist, schlage ich vor, dass Kelsey und du heute abräumt.«
    »Ach, Liebling. Sei nicht sauer.« Er gab Sarah noch einen Kuss und umarmte sie – in der Hoffnung, sich vor der Arbeit drücken zu können.
    Das war mein Stichwort, um zu verschwinden. Als ich aus der Küche schlüpfte, hörte ich Sarah kichern.
    Eines Tages hätte ich auch gerne einen Mann, der genau auf diese Art versucht, dem Abräumdienst zu entgehen.
    Anscheinend war Mike ein geschickter Verhandlungsführer, denn er bekam den Die-Kinder-ins-Bett-Bring-Dienst, während ich allein abwaschen musste. Es machte mir nichts aus, und sobald ich fertig war, beschloss ich, dass es auch für mich an der Zeit war, schlafen zu gehen. Sechs Uhr war echt nicht mehr lange hin.
    Leise ging ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Es war klein und gemütlich, mit einem schnörkellosen Bett, einer Spiegelkommode, einem Schreibtisch für meinen Computer und die Hausaufgaben, einem Wandschrank, einem Körbchen mit Haarbändern in verschiedenen Farben und der kleinen Steppdecke von meiner Großmutter.
    Meine Großmutter hatte die Steppdecke gemacht, als ich klein war, doch ich wusste noch haargenau, wie sie sie zusammengenäht hatte, stets denselben metallenen Fingerhut am Finger. Ich fuhr einen Schmetterling auf der abgenutzten, an den Ecken zerfransten Decke nach und erinnerte mich, wie ich eines Abends den Fingerhut aus ihrem Nähetui stibitzt hatte, nur um ihr nahe zu sein. Obwohl ich im Grunde erwachsen war, schlief ich immer noch jede Nacht unter der Steppdecke.
    Ich zog meinen Pyjama an, machte den Zopf auf und bürstete mir das Haar, wie meine Mom das immer getan hatte, während wir uns unterhalten hatten.
    Nachdem ich unter meine Decke geschlüpft war, stellte ich den Wecker auf, igitt, vier Uhr dreißig und fragte mich verwundert, was um Himmels willen ich derart früh mit einem Tiger anstellen sollte. Mein Magen rumorte.
    Ich blickte zu meinem Nachttisch und den beiden Fotos, die darauf standen. Ein Bild zeigte uns drei: Mom, Dad und mich auf einer Silvesterfeier. Ich war zwölf. Mein langes braunes Haar war gelockt, doch auf dem Foto hing es glatt herunter, weil ich es damals in einer großangelegten Aktion, bei der viel Haarspray zum Einsatz gekommen war, geglättet hatte. Auf der Aufnahme trug ich eine glitzernde Zahnspange. Heute war ich dankbar für meine geraden, weißen Zähne, doch damals hatte ich die Zahnspange von ganzem Herzen gehasst.
    Ich berührte das Glas, strich mit dem Daumen über das Abbild meines blassen Gesichts. Ich hatte mir immer sehnlichst gewünscht, schlank, sonnengebräunt, blond und blauäugig zu sein, doch ich hatte die gleichen braunen Augen wie mein Vater und die Pausbacken meiner Mutter.
    Das andere war ein Hochzeitsfoto meiner Eltern. Im Hintergrund war ein wunderschöner Springbrunnen zu sehen, und sie waren jung, glücklich und lächelten einander zu. Ich wollte dasselbe für mich eines Tages. Ich wollte, dass mich jemand auf diese Art ansah.
    Dann rollte ich mich auf den Bauch, stopfte mir das Kissen unter die Wange und glitt, an die Kekse meiner Mutter denkend, in den Schlaf.
    In dieser Nacht träumte ich, durch den Dschungel gejagt zu werden, und als ich mich nach meinem Verfolger umdrehte, sah ich, dass es ein riesiger Tiger war. Seltsamerweise hatte ich keine Angst. Ich wandte mich lediglich um und lief schneller. Sanfte, weiche Pfoten folgten mir, sein Herz schlug im Gleichklang mit meinem Herzen.

2 · Der Zirkus

    2
    D er Zirku s
    M ein Wecker riss mich aus dem Tiefschlaf. Heute würde es warm werden, aber nicht heiß. In Oregon wurde es fast nie heiß. Ein Gouverneur muss vor langer, langer Zeit ein Gesetz erlassen haben, das besagte, in
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