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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers
Autoren: Kristen Callihan
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vielleicht doch aus Liebe heiraten würde.
    Der Eintopf köchelte sämig-saftig neben ihr auf dem Herd, sodass ihr Magen anfing zu knurren. Sie vermisste die regelmäßigen Mahlzeiten und ein Leben ohne Diebstahl und Schuldgefühle. Plötzlich wurde sie von so heftiger Scham erfasst, dass sie fast schmerzhaft Luft holen musste. Lord Archer war in gutem Glauben auf eine Vereinbarung eingegangen, nur um ein weiteres Opfer der Betrügereien ihres Vaters zu werden. Und sie spielte eine entscheidende Rolle dabei.
    Aber das war jetzt vorbei. Sie würde nicht so werden wie ihr Vater. Sie konnte ein ehrenwertes Leben führen und von jetzt an mit erhobenem Kopf voranschreiten.
    Wenn man vor die Wahl gestellt wurde, entweder auf der Straße zu leben oder sich ehrenwert zu verhalten, fiel die Entscheidung nicht schwer. Leider hielt das ihren Magen nicht davon ab, sich weiter umdrehen zu wollen, als sie die nächsten Worte hervorwürgte.
    »Na gut.« Plötzlich blitzte die Erinnerung an die biedere, ältere Frau, die ohnmächtig geworden war, wieder in ihr auf, und die Angst, die sie plötzlich erfasste, ließ sie beinahe in die Knie gehen. Sie schluckte. »Na gut. Ich werde es tun.«
    Fassungslos starrte er sie an. Als sie seinen Blick wortlos erwiderte, verzog ein Lächeln seine Lippen. »Sehr schön.« Befriedigt nahm sich ihr Vater eine dicke Scheibe Brot. »Dann bis morgen.«
    Ihr Kopf zuckte hoch. »Was?«
    Ihr Vater hatte sich bereits zum Gehen gewandt und sprach jetzt mit vollem Mund. »Er besteht darauf, dich morgen zu heiraten. Es ist bereits alles vorbereitet. Lord Archer hat bereits eine Ausnahmegenehmigung besorgt, sodass es weder einen Hinderungsgrund gibt noch Veranlassung besteht zu warten.«
    Das Herdfeuer flackerte kurz auf. Ihr Kauf und Verkauf war ganz sauber über die Bühne gegangen. Verdammte Männer.
    Ihr Vater biss noch ein Stück von seinem Brot ab und wandte sich wieder zum Gehen.
    »Warte!« Miranda griff tief in ihre Tasche und holte ihre Beute hervor. »Nimm das!« Der Halsreif aus Perlen landete auf dem Tisch. »Und heb es gut auf, denn das war das letzte Mal, dass ich für dich etwas gestohlen habe. Von jetzt an sind wir quitt, Vater. Wenn das morgen vorbei ist, sind wir geschiedene Leute.«

2
    Die Vorstellung zu heiraten war ein Traum gewesen, der Miranda während ihrer gesamten Jungmädchenzeit begleitet hatte und sich prompt auflöste, als sie älter wurde. Sie kannte das Gesicht gut, das ihr jeden Morgen aus dem Spiegel entgegenschaute. Sie war nicht so dumm, ihre Schönheit zu verleugnen. Eitelkeit mochte zwar eine Sünde sein, doch das Gleiche galt fürs Lügen. Sie hatte ein hübsches Gesicht und eine gute Figur, wusste jedoch, dass es viele Mädchen gab, die besser aussahen.
    Doch als eine Frau ohne Titel oder Vermögen erhielt sie nur wenige Heiratsanträge. Die einzigen Angebote, die sie immer wieder bekam, waren die eher eindeutigen Zurufe der Markthändler am Samstagmorgen, wenn sie nach Covent Garden ging. Wie hatte sie also in diese Situation geraten können, fragte sie sich, als Daisy ihr am nächsten Tag weiße Rosen ins Haar steckte.
    Vielleicht war alles nur ein Traum. Die Frau im Spiegel sah wie jemand ganz anders aus. Viel zu blass. Das pinkfarbene Gewand, das sie trug und das zu den vielen Kleidern gehörte, die Lord Archer für sie gekauft hatte, wallte zuckersüß um sie herum, sodass sie sich wie ein reich verziertes Konfekt vorkam. Voll Abscheu wandte Miranda sich von ihrem Spiegelbild ab. Was ihr da entgegensah, war der Inbegriff der unschuldigen Jungfrau. Und sie war weder das eine noch das andere. Trotzdem hatte er um ihre Hand angehalten. Warum?
    Sie glaubte nicht an das unsinnige Gerede ihres Vaters, dass er sie wegen ihrer Schönheit wollte. Es gab viele hübsche Töchter völlig verarmter und somit verzweifelter Adliger, unter denen ein reicher Mann wählen konnte. Was also wollte er?
Was ist aus der Welt nur geworden, wenn es Männern wie ihm erlaubt ist, die Straßen unsicher zu machen …
Schweißperlen bildeten sich entlang ihrer Oberlippe. Im Grunde wusste Lord Archer doch gar nicht genau, was er sich einhandelte, wenn er Miranda zur Frau nahm, oder?
    Nur durch die Kraft der Gedanken Feuer erzeugen. Das gehörte in den Bereich der Mythen. Sie hatte ihre Gabe nur durch Zufall bemerkt und wie eine Feuerwalze eine Spur der Verwüstung gezogen. Vater und Mutter hatten allen verboten, es je zu erwähnen, und Miranda untersagt, ihre Gabe je wieder zu benutzen.
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