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Kuss der Nacht - Band 02

Kuss der Nacht - Band 02

Titel: Kuss der Nacht - Band 02
Autoren: Jeaniene Frost
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das von ihm erst recht nicht erwarten. Euer uneingeschränkter Rückhalt ist Bedingung, ansonsten brechen wir das Gespräch hier ab. Als Person würde er sich ja nicht ändern; er hätte nur andere Fähigkeiten. Er wäre stärker und schneller, seine Sinne wären ausgeprägter, aber er bliebe doch der Alte. Glaubt ihr, ihr könntet ihm zuliebe euren Ekel vor seinen Essgewohnheiten überwinden?«
    »Ja.«
    Das hatte Juan gesagt. In seinen Augen schimmerten Tränen.
    »Wir sollten ihn aufwecken und selbst entscheiden lassen. Ich vermisse meinen Freund. Was er isst, kümmert mich nicht.«
    Wieder hatte ich einen Kloß im Hals, einen noch dickeren diesmal. Neben mir zuckte Cooper mit den Schultern. »Ich kenne ihn nicht besonders gut, also sollte meine Meinung am wenigsten zählen. Aber wenn Cat als halbes Monster klarkommt, sollte Dave es auch als ganzes schaffen, oder? Scheint mir weniger kompliziert zu sein.«
    Tate musterte Bones mit kühlem, berechnendem Blick. »Dir geht unsere Meinung doch am Arsch vorbei. Du machst das sowieso nur für sie.«
    »Stimmt genau«, war Bones' prompte Antwort. »Aber ihr habt auch euren Vorteil davon.«
    »Also dann mach es, aber meiner Meinung nach bist du ein Angeber und schaffst es sowieso nicht, ihn aus dem Grab zu zerren. Ich werde mich allerdings gerne entschuldigen, wenn ich falsch liege.«
    Don und ich waren die Einzigen, die sich noch nicht geäußert hatten, und die Zeit lief ab. Als Bones' Blick sich auf meinen Onkel richtete, hatte der sich fast die ganzen Augenbrauen ausgezupft.
    »Ein Grundsatz beim Militär lautet: Kein Mann darf im Stich gelassen werden. Den haben wir bis jetzt bei all unseren Einsätzen beherzigt, und das soll auch so bleiben. Ich bin dafür.«
    Blieb nur noch ich. Ich dachte an Dave und meine Angst vor dem Misslingen unseres Vorhabens. Oder schlimmer noch, es würde gelingen, aber Dave würde sich aus Selbsthass umbringen. Schließlich dachte ich an die letzten, kaum verständlichen Worte, die Dave gemurmelt hatte, als er in meinen Armen verblutet war: Lasst mich nicht sterben.
    Das gab den Ausschlag. »Tut es.«
    30
    Der Friedhof war komplett abgeriegelt. Selbst der Luftraum darüber war gesperrt. Um das Gelände herum hatte mein gesamtes Team Stellung bezogen. Zusätzlich war alles noch mal von Wachposten umstellt. Don wollte keinerlei Störung riskieren. Er filmte sogar, und auch einer der zwölf Männer, die in direkter Nähe des Grabes positioniert waren, hatte eine Kamera in der Hand.
    Über so viel Aufwand konnte Rodney nur den Kopf schütteln.
    »Das soll wohl ein Witz sein. Sieh dir den ganzen Scheiß doch mal an.«
    Der »ganze Scheiß« umfasste auch über hundert Soldaten. Rodney war kamerascheu. Staatsvertretern traute er nur so weit, wie er sie werfen konnte, was in seinem Fall ziemlich weit war, im Grunde aber darauf hinauslief, dass ihn die Anwesenheit des Militärs beunruhigte.
    Bones waren die Zuschauer egal. Als es schließlich so weit war, hielt er drei Finger in die Höhe. Drei der zwölf Freiwilligen aus unserem Team traten vor. Wir hätten auch Blutkonserven verwenden können, aber Bones behauptete, frisches Blut wäre wirksamer. Meine drei Captains und ich standen heute Abend nicht auf der Speisekarte. Bones wollte uns schonen, falls irgendetwas schiefging. Wir Dave den Kopf abschlagen mussten zum Beispiel. Für diesen Fall lag zu meinen Füßen ein Schwert bereit. Ich hatte darauf bestanden, es im Notfall selbst zu schwingen. Dave war mein Freund. Wenn er ein zweites Mal sterben wollte, würde der Tod wenigstens durch eine vertraute Person eintreten, was zugegebenermaßen ein fragwürdiger Trost war.
    Diskret außer Sichtweite stand auch ein Sanitäterteam bereit. Nachdem Bones den drei Freiwilligen so viel Blut ausgesaugt hatte, dass ihnen ganz schwummrig war, wankten sie dorthin. Sie würden auf der Stelle Bluttransfusionen bekommen. Die moderne Medizin machte es möglich.
    Der Sarg wurde aus der Erde gehoben. Allein der Anblick tat weh. Als er aufgebrochen war und der Deckel sich hob, erhellte Scheinwerferlicht Daves Gesicht. Längst war die Dunkelheit hereingebrochen, aber Don hatte trotzdem ein Zelt über dem Grab errichten lassen. Seine Angst vor möglichen Zeugen war so groß, dass er diese Maßnahme für unbedingt notwendig hielt. So eine kleine Totenerweckung machte ihn richtiggehend nervös.
    Für das, was jetzt kam, hielt Rodney eigens ein Krummmesser parat. Zu fünft traten wir näher an Daves Körper heran, der
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