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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus
Autoren: Lindsey Davis
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meinem Leben sank mir der Mut. Ich wußte, dafür würde ich bezahlen müssen, wenn auch vielleicht nicht in barer Münze. »Mach dir nur keine Sorgen wegen des Geldes.« Der Tonfall meiner Mutter verriet, daß sie – bei einem Sohn wie mir – ihre Ersparnisse stets in Bereitschaft hielt. »Komm mit nach Hause, und ich koch dir was Gutes …«
    Sie hatte offenbar vor, mich unter ihre Fuchtel zu nehmen; ich dagegen hatte vor, mein gewohntes, ungebundenes Leben wieder aufzunehmen.
    »Mama, ich muß zu Helena …«
    Normalerweise sollte ein Junggeselle, den sein altes Mütterchen eben erst freigekauft hat, lieber nicht gleich wieder den Weibern nachsteigen. Aber meine Mutter nickte. Zum einen war Helena Justina die Tochter eines Senators, und der Besuch bei einer so hochgestellten jungen Dame gereichte einem Stoffel wie mir zur besonderen Ehre; kein Vergleich also mit den üblichen Lasterhaftigkeiten, über die Mütter sich ereifern. Außerdem hatte Helena eben erst unser Kind verloren. Ein unglücklicher Treppensturz war mit für diese Fehlgeburt verantwortlich gewesen, aber eben nur zum Teil. Meine gesamte weibliche Verwandtschaft sah in mir den unverbesserlichen Bruder Leichtfuß. Trotzdem hätten die meisten, um Helenas willen, eingeräumt, daß es gegenwärtig meine Pflicht war, sie so oft wie möglich zu besuchen.
    »Komm doch mit, Mutter!«
    »Sei nicht albern! Helena will schließlich dich sehen!«
    Ich war da leider nicht so zuversichtlich.
    Mama wohnte hinter dem Emporium, nicht weit vom Fluß. Langsam (um zu unterstreichen, wie sehr die Sorgen um mich sie niederdrückten) überquerten wir das Forum. Bei meinem Lieblingsbad, gleich hinter dem Castortempel, ließ sie mich dann von der Leine. Ich spülte mir in den Thermen den Kerkergestank vom Leib, streifte eine Reservetunika über, die ich für Notfälle im Gymnasium hinterlegt hatte, und ging zu einem Barbier, dem es gelang, mich wieder halbwegs gesellschaftsfähig zu machen (trotz des Bluts, das er dabei vergoß).
    Hinterher hatte ich zwar immer noch einen ungesunden sträflingsgrauen Teint, fühlte mich aber schon merklich wohler. Auf dem Weg zum Aventin kämmte ich mir mit den Fingern die noch feuchten Locken und versuchte, mich auf den Typ Charmeur zu trimmen, der Helenas Herz erweichen würde. In dem Augenblick ereilte mich das Unheil. Zu spät bemerkte ich die beiden Schläger, die sich so an einem Portikus aufgebaut hatten, daß sie vor jedem, der auf ihrer Straßenseite vorbei mußte, die Muskeln spielen lassen konnten. Mit Lendenschurz und Lederriemen um Knie, Hand- und Fußgelenke machten sie ganz auf harte Jungs. Ihre arrogantes Getue kam mir unheimlich bekannt vor.
    »Oh, guck mal – das ist ja Falco!«
    »Nein so was – Rodan und Asiacus!«
    Im nächsten Augenblick hatte einer der beiden meine Oberarme nach hinten gebogen und zwischen seine Ellbogen geklemmt – eine Prozedur, bei der er so heftig an meinem Handgelenk zerrte, daß mir der Arm bis rauf zur Schulterpfanne schlingerte wie die Pispotten auf einer Galeere im Orkan. Der Geruch der Kerle, eine Mischung aus abgestandenem Schweiß und frischem Knoblauch, trieb mir die Tränen in die Augen. »Schluß jetzt, Rodan, meine Arme sind schon lang genug …«
    Diese beiden »Gladiatoren« zu nennen, wäre selbst für jene abgehalfterten Kolosse eine Beleidigung gewesen, die normalerweise in diesem Gewerbe auftreten. Rodan und Asiacus trainierten in einer Gladiatorenschule, die von meinem Vermieter Smaractus geführt wurde, und wenn sie sich nicht gegenseitig mit Übungsschwertern die Birne weichschlugen, schickte er sie los, die Straßen noch unsicherer zu machen, als diese ohnehin schon sind. In der Arena kamen sie kaum zum Einsatz; ihre Rolle in der Öffentlichkeit bestand darin, die Pechvögel einzuschüchtern, die von Smaractus eine Wohnung gemietet hatten. Den einen Vorteil hatte das Gefängnis immerhin gehabt: Ich war dort sicher gewesen vor meinem Hausherrn und seinen beiden Lieblingsschlägern.
    Asiacus stemmte mich in die Luft und schüttelte mich kräftig durch. Ich ließ ihn meine Eingeweide provisorisch umschichten und wartete ab, bis ihm das zu langweilig wurde und er mich wieder aufs Pflaster stellte – dann duckte ich mich, rammte ihm den Kopf in die Kniekehlen, daß er den Halt verlor, und schleuderte ihn Rodan vor die Füße.
    »Olympus! Erzählt Smaractus euch beiden denn gar nichts?« Ich brachte mich flink außer Reichweite. »Ihr hinkt mächtig nach. Meine Miete ist
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