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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Durch das Fenster konnte sie beobachten, wie Regert dem Pfad zum Gartentor folgte. Nun hätte sie wieder freie Bahn und könnte sich weiter umschauen, aber sie wollte nur noch raus. In dem Bewusstsein, eine einmalige Gelegenheit zu verschwenden, stahl sie sich aus der Villa.
    Der Einbruch war für die Katz. Enttäuscht fuhr sie ins Büro. Auch die Fotos gaben nichts her, wie sie feststellen musste, nachdem sie die Aufnahmen auf das Notebook überspielt hatte. Dabei fiel ihr ein Zettel auf, der neben dem Schreibtisch an der Wand hing. Der Text war nicht zu lesen. Pech, dachte sie ergeben, und machte sich kurzentschlossen auf den Weg in die Galerie.
    Nina öffnete.
    »Dein Anruf kam spät«, sagte Norma kühl.
    »Der Doktor muss gegangen sein, als ich kurz draußen war«, erklärte das Mädchen leichtfertig. »Das habe ich erst mitgekriegt, als ein Kunde kam und meine Mutter sprechen wollte. Angerufen habe ich dich trotzdem. Wieso bist du nicht rangegangen?«
    »War im Augenblick ungünstig.« Norma fragte nach Undine.
    »Drüben in der Wohnung. Sieh dich vor! Ihre Laune ist lebensgefährlich.«
    Undine bat Norma ins Wohnzimmer. Ninas Warnung war gerechtfertigt. Zwischen den schmal gezupften Augenbrauen stand eine tiefe Falte. »Wie konnte ich mich auf diesen Kerl einlassen! Den charmanten Liebhaber hat er mir vorgespielt. In Wahrheit führt sich Gregor noch eifersüchtiger auf als ich selbst, was etwas heißen will. Er ist empfindsam wie eine Mimose. Ein unbedachtes Wort, und er ist tödlich gekränkt. Nein, ich bin selbst viel zu kompliziert, um mich mit einem so schwierigen Charakter abzugeben.«
    »Ihr habt euch getrennt?«
    Undine nickte mit kämpferischer Miene. »Ja, nach unserem Streit vorhin. Von meiner Seite aus ist Schluss. Ich habe keine Ahnung, was er von mir erwartet hat. Er spricht in Rätseln, aber zum Raten habe ich keine Geduld. Ich brauche Fakten und kann keinen Mann brauchen, der aus allem und jedem ein Geheimnis macht. Aus seiner Arbeit. Aus seiner Wohnung. Aus seinem ganzen Leben.« Sie holte Luft und lächelte bemüht. »Vergessen wir ihn! Schließlich bist du nicht seinetwegen gekommen. Nimm bitte Platz. Was kann ich für dich tun?«
    Norma setzte sich so, dass ihr der prachtvolle Strauß roter Rosen auf dem Couchtisch nicht den Blick auf die Galeristin versperrte.
    Undine bemerkte es. »Die Blumen hat Lutz geschickt.«
    Ihre Besucherin kommentierte das Geschenk nicht. »Ich muss herausfinden, wer uns das Bild zurückgegeben hat. Was ist zum Beispiel mit Regert?«
    Undines Zornesfalte vertiefte sich. »Du meinst, Gregor könnte der heimliche Komplize sein, nach dem die Polizei sucht?«
    Norma ordnete ihre Gedanken. »Er kennt sich mit Jawlensky aus und besitzt alle einschlägigen Bücher. Er könnte mir die Nachrichten geschickt haben.«
    Inzwischen wusste Undine von den Botschaften. Sie hatte alle Einzelheiten erfahren wollen, die ihr das Bild wiedergebracht hatten.
    Ihre Miene hellte sich auf. »Ich verstehe. Deswegen sein Gerede von der Dankbarkeit, die er von mir erwartet. Aber warum diese Geheimniskrämerei?«
    »Wenn er zugibt, dass er das Bild zurückgegeben hat, müsste er auch verraten, wie er daran gekommen ist. Womöglich war es ein Zufall. Jetzt wird er vielleicht erpresst oder bedroht? Daniel und Reisinger haben zwei Menschenleben auf dem Gewissen. Sie sind zu allem entschlossen. Verständlich, wenn Regert sich nicht mit ihnen anlegen will.«
    Undine rückte auf die Sesselkante vor. »Wieso laufen die beiden überhaupt noch frei herum?«
    »Weil die Sonderkommission meine Hypothese nicht ernst nimmt«, räumte Norma ein. »Daniel und Reisinger streiten alles ab. Solange nicht einer der beiden gesteht, wird man ihnen nichts nachweisen können.«
    »Das perfekte Verbrechen?«, fragte Undine sarkastisch.
    »Nicht mit mir!«, murmelte Norma düster.
    Undine lächelte bitter. »Mittlerweile glaube ich, dass du schaffst, was du dir vornimmst, Norma. Nur damit ich das richtig verstehe: Wie passen Gregor und die Bilderentführung in deine Theorie vom Mord-über-Kreuz hinein?«
    »Gar nicht!«
    »Danke. Ich liebe eindeutige Antworten.«
    Norma warf einen Blick auf die Rosen, deren Duft sie umfing. »Zugegeben, das klingt verwirrend. Ich gehe davon aus, dass keinerlei Zusammenhang zwischen den geplanten Morden und dem Raub des Jawlenskys besteht. Rico, Nina und Pitt Metten haben den Bilderdiebstahl ausgeheckt. Zur selben Zeit – und ohne davon zu wissen – planen Reisinger und Daniel,
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