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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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Tannenberg.«
    »Sag
mal, weißt du, wer die Freunde umbringt?«
    Nachtigall
schwieg.
    »Du
hast gesagt, Silke habe ein paar Einkäufe für Frau Tannenberg erledigt und
wollte ihr die noch vorbeibringen. Das ist mehrere Stunden her. Seither gibt es
zu ihr keinen Kontakt mehr. Verdammt! Ich hätte eher draufkommen müssen, dass
mit diesen Tannenbergs etwas nicht stimmt. Rosenfeld! Das konnte ja kein Zufall
sein. Gib Gas, Michael. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    Michael
Wiener trat das Gaspedal durch, schleuderte um die nächste Kurve und fuhr auf
der Umgehungsstraße Richtung Innenstadt.
    »Sprich
mit mir!«
    »Tannenberg
kann kein richtig großes Licht gewesen sein. Eher ein lokaler Drogenboss,
einer, der für die Verteilung in einem überschaubaren Gebiet zuständig ist.
Reich gestorben ist er nicht. Irgendetwas hat also auch seine Pläne
durchkreuzt. Ich denke, das war vor 20 Jahren. Denn zu der Zeit konnte er
immerhin einen Auftragskiller bezahlen, allerdings einen, der neu im Geschäft
war. Nach dem Killing war der Stoff weg. Hier kommen unsere Kumpel ins Spiel.
Auf einmal hatten alle ein Geheimnis – nur
Heiner Lombard nicht.«
     
    Silke spürte die Übelkeit vor
dem Kopfschmerz.
    Sie
stöhnte. Schlug die Augen auf und sah nichts. Widerspenstig stellten sich
Erinnerungsfetzen ein. Ein toter Hund auf dem Küchenfußboden.
    An
ihrem Arm spürte sie eine Bewegung. Gern hätte sie entsetzt aufgeschrien, aber
der eklig nach abgestandenem Fett schmeckende und riechende Knebel verhinderte
jedes Geräusch. Sie zwang sich zur Ruhe. Wenn es kein großes Tier war, dann
musste jemand mit ihr dieses Gefängnis teilen!
    Undeutlich
wurde ihr bewusst, dass sie den toten Hund nicht kannte.
    Ich
habe kein Haustier, fiel ihr wenig erhellend ein.
    Und
doch sah sie ihre Hand Hundenahrung auf das Transportband einer Kasse legen.
Jemand sagte, es sei unsinnig, für einen toten Hund Futter zu kaufen. Silke
erinnerte sich deutlich an die Abscheu, die sie bei diesen Worten empfunden
hatte.
    Sie
schloss die Augen wieder.
    Dann erkannte
sie den tastenden Strahl einer Taschenlampe, dessen Kegel über ihr Gesicht
kroch.
    »Augen
auf! Alle beide!«, kommandierte eine scharfe Stimme.
    Silke
gehorchte sofort, erhaschte einen verschwommenen Blick auf ein gut verschnürtes
Bündel Mensch neben sich.
    »Schon
besser. Ich werde euch jetzt erklären, wie die Sache abläuft. Dich dummes Weib
hat mir das Schicksal in die Hände gespielt – ich
werde diese Chance nutzen. Und glaub bloß nicht, dass du mich umstimmen kannst.
Für alberne Spielchen habe ich keine Zeit.«
    Frau
Tannenberg! Der tote Hund auf dem Küchenfußboden gehörte ihr!
    »Und
zwar machen wir es wie folgt. Ich stelle eine Frage. Neben dir, junger Mann,
liegt ein Block. Die Antwort schreibst du auf. Wenn du nicht oder
offensichtlich falsch antwortest, wird sie dafür bezahlen. Du kannst einiges
aushalten – aber auch, dass diese junge Frau, die du gar nicht kennst,
deinetwegen schreckliche Qualen erdulden muss?«
    Das
Bündel neben Silke zuckte heftig.
    Offensichtlich
war das der Versuch eines Protestes. Was kann die alte Frau mir schon tun?,
überlegte die Beamtin selbstbewusst. Ich bin nicht so leicht zu knacken.
    Ihre
Augen folgten dem Lichtpunkt der Taschenlampe. Die Pupillen weiteten sich.
Silkes Atem ging stoßweise. Dem Bündel neben ihr ging es nicht anders.
    »So,
ihr habt es gesehen. Ich bin gut gerüstet. Wo ist das Geld?«
    Geräusche
von einem Bleistift, der über Papier kratzte.
    Jeder
Muskel in Silkes Körper war zum Zerreißen gespannt. Was, wenn der Mann nun
etwas Falsches aufschrieb?
    Die
Vettel huschte heran, griff erstaunlich behände nach dem Block.
    Zischte
wütend.
    Warf
das Papier zurück.
    »Du
nimmst mich nicht ernst! Nun, das wird sich gleich ändern.« Sie eilte zu ihrem
Waffenarsenal, kehrte zurück.
    Silke
verkrampfte sich. Sie hatte keine Gelegenheit, sich zu wappnen, sah sie doch,
der Dunkelheit neben dem Lichtkegel wegen nicht genau, was auf sie zukam. Das
Nächste, das sie spürte, war, wie ihr Kopf immer wieder unkontrolliert gegen
die Mauer schlug. Die Muskeln wollten sich bewegen, sich strecken, zusammenziehen – doch
durch die Verschnürung ging das natürlich nicht. Die Bewegung konzentrierte
sich auf Hals und Kopf. Blut lief in ihr T-Shirt, am Rücken hinunter, etwas
brach.
    Kaum
kehrte das Bewusstsein zurück, blökte die Alte: »Siehst du, sie verändert sich
ganz schön, nicht? Mit jedem Mal wird es schlimmer, das weißt du
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