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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Autoren: Bastei Lübbe
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Reaktion jedoch durchaus üblich zu sein. So halten noch heute einige Menschen nach den Schätzen der Königin von Saba, der Tempelritter und der Nibelungen (das Rheingold) Ausschau. Schliemann hielt die »Ilias« für einen Tatsachenbericht, weshalb er in den Überresten der Stadt den Schatz des Königs Priamos vermutete. Er sah sich an der kleinasiatischen Küste um und fand schließlich einen Ort, der zu den Landschaftsbeschreibungen Homers passte. Der Selfmade-Wissenschaftler fing an zu graben – und wurde zum Pionier der Feldarchäologie: Er fand tatsächlich die Überreste einer Stadt und – einen Schatz. Genau genommen fand er sogar mehrere Städte. In der Antike bauten nämlich die Menschen ihre Wohnanlagen und Tempel auf den Überresten älterer Siedlungen.
    Heute wissen wir, dass es sich bei Schliemanns Schicht nicht um das Troja Homers handelt, sondern um eine bronzezeitliche Siedlung. Wir wissen jedoch nicht, ob diese im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtige Stadt überhaupt das Troja ist, das Homer beschreibt.
    Dies ahnte Schliemann damals noch nicht (erst gegen Ende seines Lebens kamen ihm Zweifel), und so kehrte er beladen mit Ruhm und Schatz nach Deutschland zurück. Der Ruhm ist, wenngleich etwas getrübt, geblieben. Der Schatz ist weg. Er wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Beutekunst nach Russland verschleppt, wo er heute im Moskauer Puschkin-Museum ausgestellt ist.
    Howard Carter und der Fluch des Tutanchamun
    Wie populär die Archäologie ist, beweisen die vielen Mythen rund um ihre berühmten Vertreter und Funde. Vermutlich hat fast jeder schon einmal vom »Fluch des Tutanchamun« gehört. Diese Legende rankt sich um das wahrscheinlich bedeutendste Ereignis in der modernen Ägyptologie: die Entdeckung des unversehrten Grabes des Pharaos Tutanchamun durch den englischen Archäologen Howard Carter (1874–1939) und sein Team. Angeblich soll der Fluch alle befallen haben, die im November 1922 an der Grabung beteiligt waren. Sonderlich überzeugend ist das allerdings nicht. Zwar starben einige der Beteiligten durch Unfälle und Krankheiten, aber solche Todesfälle kommen auch ohne altägyptische Verfluchungen vor.
    Tutanchamun war kein besonders bedeutender Pharao. Er kam als Kind auf den Thron und wurde in jungen Jahren vermutlich von seinen Beratern umgebracht. Die Ägyptenforscher erinnern sich seiner Herrschaft nur, weil unter ihr der erste bekannte Monotheismus der Religionsgeschichte, der Aton-Kult seines Vorgängers und Vaters Echnaton (Ehemann der schönen Nofretete), wieder abgeschafft wurde.
    Howard Carter, aus bescheidenen Verhältnissen stammend, hatte es mit 17 Jahren nach Ägypten verschlagen, wo er sich als Autodidakt zum Ägyptologen fortbildete und bis zum Chefinspektor für Altertümer aufstieg. Als er den englischen Adeligen Lord Carnavon kennenlernte, finanzierte dieser seine Ausgrabungen im Tal der Könige. Damit hatten sie zwar zunächst einigen Erfolg, der große Durchbruch blieb aber aus. Bis zum 4. November 1922:
    Ein Grabungshelfer eilt aufgeregt zu Carter und zeigt ihm Stufen aus Stein, die unter einer Sandschicht verborgen gewesen sind. Sie führen offenbar zu einer Grabstätte – und zwar zu einer wichtigen, wie Carter am dort angebrachten thebischen Siegel erkennen kann. 22 Tage später, am 26. November 1922 gegen vier Uhr nachmittags, stehen Howard Carter und sein Gönner Lord Carnavon vor der Grabkammer. Sie haben ein Loch in die Wand geschlagen. Der Ägyptologe hält eine Kerze hinein. »Können Sie etwas sehen?«, fragt der Lord nervös. »Ja«, flüstert Carter. »Ich sehe wunderbare Dinge.«
    Wunderbare Dinge waren es in der Tat, die die Archäologen vorfanden: den Sarkophag des Pharao mit seiner Mumie, sämtliche Grabbeigaben, goldene Masken, Armreifen, Halsketten.
    Einem Wissenschaftler geht es natürlich nicht allein um die Schätze, die uns Laien bei archäologischen Ausstellungen als Erstes in den Bann ziehen. Wissenschaftler interessieren sich vor allem dafür, was sie durch die Funde über das Leben, das Denken, die Religion und den Alltag früherer Generationen erfahren. Durch die Untersuchung von Mumien erkennen Forscher, unter welchen Krankheiten die Menschen der damaligen Zeit litten, was sie gegessen haben und welchen Stand die Medizin hatte. Kunstwerke geben Auskunft über die religiösen Vorstellungen und die Macht der Führungsschicht. Es gibt sogar Wissenschaftler, die wichtige Erkenntnisse gewonnen haben, indem sie in den
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