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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Autoren: Bastei Lübbe
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trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?«
    Angesichts solcher Kälte in einer gottlosen Welt wäre es doch schön, wenn der Glaube an Gott ein wenig Licht und Wärme in unser Leben brächte. Zumal Hirnforschung und Medizin inzwischen einige erstaunliche Erkenntnisse gewonnen haben: Gläubige Menschen werden älter, sie bekommen mehr Kinder, leben in stabileren Ehen, sie sind glücklicher, hilfsbereiter und vertrauensvoller. Der Anthropologe Richard Sosis von der Universität von Connecticut verglich in einerStudie im Jahr 2003, so die Zeitschrift »Gehirn & Geist«, das Verhalten von Mitgliedern eines religiösen und eines säkularen Kibbuz in Israel. In einem Spiel erwiesen sich die religiösen Juden als vertrauensvoller (man könnte auch sagen »vertrauensseliger«) und selbstloser als die weltlichen. Man muss allerdings kein Anthropologe sein, um Gegenbeispiele ziemlich garstigen Verhaltens religiöser Fanatiker zu finden.
    Eine andere Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität von Toronto ergab, dass religiöse Menschen sich durch eigene Fehler nicht so sehr aus der Ruhe bringen lassen. Dazu wurden Probanden dem sogenannten Stroop-Test unterzogen. Dabei müssen sie die Farbe von Farbwörtern nennen. Die Wörter sind in einer Farbe gedruckt, die nicht dem Wortsinn entspricht. Also muss zum Beispiel das blau geschriebene Wort »rot« in Sekundenbruchteilen als Blau erkannt werden. Dabei maßen die Hirnforscher, ob ein bestimmter neuronaler Fehlermelder im Gehirn anschlug. Siehe da: Bei Gläubigen reagierte er weniger heftig als bei Atheisten.
    Was kann man nun daraus lernen? a) Welchen Quatsch die Hirnforscher heutzutage untersuchen. b) Eigentlich nichts: Ist es nun gut oder schlecht, wenn der Fehlermelder im Hirn nicht anschlägt? Schlecht, würden die Atheisten sagen, denn die Gläubigen machen offenbar allerlei Unsinn, und ihr Gehirn merkt es nicht. Gut, sagen die Gottesfürchtigen, denn die Gläubigen machen sich seltener einen Kopf, schlafen besser und leben somit gesünder.
    Aber abgesehen von wissenschaftlichen Erkenntnissen scheint der Glaube an Gott auf jeden Fall Berge versetzen zu können: Im Internet und in der erbaulichen Literatur finden sich hunderte von Fällen, bei denen unheilbare Krankheiten weggebetet wurden. Solche Phänomene lassen sich aus ungläubiger Perspektive natürlich leicht als Selbstheilung des Körpers erklären. Zumal eine wichtige Frage dabei im Raumsteht: Warum gibt es das Leiden überhaupt? Wäre es für Gott nicht leichter, einfach auf Krankheiten zu verzichten? Gläubige argumentieren hier mit den Prüfungen, die Gott seinen Anhängern auferlegt, um ihr Gottvertrauen zu testen – wie bei Hiob im Alten Testament. Diese Frage führt dennoch direkt zu einem Problem, das mit dem Fremdwort »Theodizee« beschrieben wird. Knapp gesagt: Warum lässt ein allmächtiger gütiger Gott das Elend in der Welt zu?
    Glauben oder nicht glauben – das ist hier die Frage
    Der Begriff der Theodizee geht auf den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zurück, der 1710 nachweisen wollte, dass unsere Welt »die beste aller möglichen« sei. Deshalb könne die Existenz des Übels auch nicht auf die fehlende Güte Gottes zurückgeführt werden.
    Sachbuchautor Richard Dawkins ist da anderer Meinung. Er schreibt in seinem Buch »Der Gotteswahn«: »Der Gott des Alten Testaments ist – das kann man mit Fug und Recht behaupten – die unangenehmste Gestalt in der gesamten Literatur: Er ist eifersüchtig und auch noch stolz darauf; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Überwachungsfanatiker; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, Kinder und Völker mordender, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann.«
    Natürlich fallen die Ausführungen des militanten Atheisten Dawkins erschreckend drastisch aus. Allerdings finden sich im Alten Testament in der Tat erstaunlich negative Charaktereigenschaften Gottes. Da sind zum Beispiel die radikale Diätvorschrift »Ihr dürft kein Fett essen, weder vom Rind, noch vom Schaf, noch von der Ziege« (3. Buch Mose 7,23), dieklare Regel, dass, wer am Sabbat arbeitet, dafür mit dem Tode bestraft werden müsse (2. Buch Mose 21,37) sowie die Forderung, dass jeder »der den Herrn lästert […] sein Leben verwirkt« hat und »von der ganzen Gemeinde gesteinigt werden« muss (3. Buch Mose 24,16). Hinzu kommen unzählige strenge
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