Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist
Autoren: Iain Banks
Vom Netzwerk:
orientiert,
so dass die senkrechte Achse länger war als die Querachse. Sie
schwebte in der windstillen Gastasche im Innern einer der offenen
Diamantschalen, nahe am Backbordrand der zehn Kilometer langen
FlugSchwinge. Misstrauisch – er konnte nicht mehr anders –
bemerkte er, dass die Schalen zu beiden Seiten des kleinen
Gasschiffes von großen Dwellern besetzt waren, die ziemlich
jung aussahen, um sich, wenn auch nur vorübergehend, bei hoher
Geschwindigkeit und in großer Höhe der Kontemplation
hinzugeben. Die beiden Befestigungspunkte dahinter waren leer.
    - Komm herein, sendete die andere Maschine und schob sich
nach vorne, bis sich ihre Nase an die Innenfläche der
Diamantschale schmiegte. Fassin zog nach und geriet ins Trudeln, als
er aus dem heulenden Jetstream in die Tasche aus stillem Gas
glitt.
    Sie konnten sich fast berühren. Die ihm zugewandte Seite der
zweiten Maschine wurde durchsichtig. Dahinter lag jemand, der
durchaus Aun Liss sein konnte, fast waagrecht in einem
Beschleunigungssitz. Die Gestalt hob mühsam einen Arm und winkte
ihm zu, und der verbissene Ausdruck auf ihrem Gesicht wich einem
breiten Grinsen. Auch Fassin machte den Panzer seines Gasschiffes so
durchsichtig, wie es ging, aber das Ergebnis ließ zu
wünschen übrig.
    Und er versuchte nicht einmal, das Lächeln zu erwidern.
    - Könntest du das Ding vielleicht von mir wegdrehen?, sendete sie. Sie lächelte noch immer. – Ich
weiß, das ist das erste Mal, dass ich so etwas zu
einem…
    - Nein, sendete er zurück. Die Voehn-Waffe blieb auf
sie gerichtet.
    - … Okay, sendete sie. Ihr Gesicht wurde ernst. – Willkommen daheim. Wie war die Reise?
    - Nicht gut. Gibt es in dem Ding einen Manipulator, mit dem du
umgehen kannst?
    - Ja. Ich bin sicher kein Fachmann, aber…
    Er schob sein eigenes Gasschiff nach vorne, bis es nur Zentimeter
von dem ihren entfernt war. – Sprich auf die alte Art mit
mir.
    Sie runzelte die Stirn, dann lächelte sie unsicher. – Okay, sendete sie. – Das könnte etwas… äh… Er sah, wie sie den Blick auf ihren rechten
Unterarm richtete, der zusammengequetscht auf der Armlehne des
Beschleunigungssessels lag. Sie sah so aus wie immer und doch ganz
anders. Das Haar war diesmal weder blond, noch rot, noch weiß,
sondern dunkel. Die hohe Schwerkraft und der Versuch, den Arm zu
beobachten, während sie das ungewohnte Manipulator-Interface
betätigte, verursachten ein Doppelkinn. Er war bereits ziemlich
sicher, dass es Aun war, aber er war immer noch bereit, sie zu
töten.
    Der Manipulator wurde langsam und stockend ausgefahren. Fassin
hielt den seinen tunlichst fern, die Waffe blieb auf sie gerichtet.
Die großen Dweller zu beiden Seiten hatten sich nicht geregt.
Der Manipulator schob sich vor und berührte den Rumpfpanzer
seines Gasschiffchens. Die Fingerenden spreizten sich unbeholfen.
    Letztlich musste sie doch die Augen schließen. Die Finger
begannen, Morsezeichen auf die abgewetzte, nahezu gefühllose
Haut des Gasschiffs zu klopfen… SS ()… SOR ( ) SOMR ( ).
Sie wurde ungeduldig, als sich der Manipulator ihrem Willen nicht
unterwerfen wollte. Ihre Miene verfinsterte sich, die Augen wurden
zusammengekniffen, tiefe Falten erschienen auf der Stirn. Wieder
brannten ihm die Tränen in den Augen. Obwohl er sie immer noch
hätte erschießen können – oder sich selbst
– oder sonst jemanden.
    … LS MR NCH VRRCKT?, brachte sie schließlich zustande.
Ihre Augen öffneten sich, und ihr strahlendes Lächeln
verriet, wie erleichtert und mit sich zufrieden sie war.
    Er schaltete die Waffe ab.
    Sie schwebten gemeinsam in der reglosen Gasblase hinter der
Diamantschale, die in der tiefen Krümmung am
rückwärtigen Ende der dünnen FlugSchwinge hing.
    - Nicht wir. Das waren nicht wir. Nicht schuldig. Es waren
nicht einmal die Dreckskerle von Hungerleidern, so skrupellose
Mörder sie auch sein mögen.
    - Wer war es dann?
    - Die Merkatoria, Fass. – Sie hat deine Leute
getötet.
    - Was? – Warum?
    - Man hatte herausgefunden, dass der Sept Bantrabal die
Projektion noch besaß, die man geschickt hatte, um dich zu
instruieren. Sie sollte sofort nach dem Briefing aus dem Substrat
entfernt werden, aber das war nicht geschehen. Es war keine richtige
KI, wie man sie an den Hierchon schickte, aber der Unterschied war
nicht groß. Die Projektion war ein entscheidender Schritt auf
dem Weg zu einer echten KI, und sie war entwicklungsfähig. Das
war der Grund. Die Angriffe, die wir und die Hungerleider
führten, gaben der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher